.

Menschenbilder

Schon vor ein paar Tagen habe ich diesen Beitrag geschrieben und mein Blogaussehen verändert, nachdem ich bei Bigi daran erinnert wurde, zwischen welchen geschichtsträchtigen Daten wir uns gerade bewegen. Und doch habe ich gezögert, gezweifelt, ob ich das so veröffentlichen kann:

Die nächsten Tage wird in dieser Blog eine ganz besondere Gestaltung tragen als Erinnerung an die Opfer des grössten Verbrechens, das die Menschheit je erlebt hat.
Denn am Anfang und am Ende dieser Woche jähren sich zwei Tage, die zu Eckpunkten des Holocaust geworden sind:

  • Am 20.01.1942 fand in Potsdam die Wannseekonferenz statt, bei der die Vernichtung aller Juden beschlossen wurde, die damals im hitlerschen Machgebiet lebten.

Drei lange Jahre lagen zwischen diesen Tagen, die Millionen von Menschen das Leben kosteten, darunter viele, von denen wir nicht viel mehr wissen als ihren Namen auf den Todeslisten.
Einige dieser Kinder, Frauen und Männer bekommen wieder Gesichter durch verblassende Bilder wie an der Gedenkwand im ehemaligen KZ Auschwitz:

Ohne Namen zwar, aber eine Erinnerung im kollektiven Gedächtnis aller Menschen, die nie wieder in Vergessenheit geraten darf.
Denn Auschwitz darf sich nicht wiederholen und jeder von uns sollte helfen, dass diese Menschen nicht umsonst gestorben sind.

Deshalb ist es mir eine Ehre, mich wenigtens dadurch ein wenig beteiligen zu können, dass ich einigen dieser Menschen einen Platz einräume und und ihre Gesichter zeige.

Und  dann habe ich mich gefragt, woher dieses Zögern kam?

Weil ich es meinen Lesern nicht zumuten wollte oder weil ich es mir selbst nicht zumuten wollte?

Dabei ist es für mich doch eigentlich selbstverständlich, an diese Tage zu erinnern und meinen Teil dazu beizutragen, dass sie und die Verbrechen der braunen Horden nicht in Vergessenheit geraten, dass weiter erzählt wird, was sich in jenen Jahren zugetragen hat.

Also die gleiche Intention, die auch die Macher der Serie „Holocaust“ hatten, als sie die Geschichte der Familie Weiss erzählten.
Einer Serie, die bei ihrer Erstausstrahlung 1979 ein Politikum war und zu heftigen Diskussionen führte, so dass sie es nicht – wie es eigentlich geplant war – im Hauptprogramm der ARD lief, sondern stattdessen auf spätabendliche Sendeplätzen der dritten Programme  abgedrängt wurde.
Immerhin kam dadurch bei uns die Diskussion über Judenvernichtung und Rassismus erneut in Gang, die in den vorhergehende Jahren allenfalls ein Randthema war, aufgewärmt bei einigen der eher seltenen Nazi-Prozesse, die in der Presse nie in die wirklich grossen Schlagzeilen kamen.
Aber auch jetzt, bei der Wiederausstrahlung in ein einigen dritten Programmen läuft die Serie nicht im Hauptprogramm oder am frühen Abend, sondern fast verschämt auf für „normale Zuschauer“ völlig unattraktiven Sendeplätzen wie beispielsweise im NDR montags  nach 23:00 Uhr.
Selbst in der Mediathek ist sie erst ab 22:00 Uhr aufrufbar –  zu spät für Jugendliche, deren Konfrontation mit dem Thema durchaus wichtig wäre.

Also Zögern auch da, weil man es den Zuschauern eigentlich doch nicht zumuten will?

Und doch, ich denke, es ist wichtig, das Thema Holocaust nicht so zu behandeln und die Serie quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit laufen zu lassen.
Es ist wichtig darüber zu reden und sich nicht zu schämen, es anzusprechen, auch wenns unbequem ist.

Und deshalb mute ich es Euch jetzt auch zu, in die verschwommenen Gesichter der Menschen zu sehen, die damals Opfer der Ignoranz waren, mit der Hitler und seine Nazis an die Macht gewählt wurden.
Ich mute Euch das zu – wenigstens einige Tage lang.


936

Frühlingsbotenbild I und eine Bitte

Doch, ja, es geht voran.

Zwei Zentimeter sind es wohl, die meine Narzissen über Nacht gewachsen sind: Und während ich mir die Bilder aus unser Google-Cloud herunterlade, ploppt dieses Bild auf: Das war heute vor drei Jahren, als ich meine Kreisverkehrsrunden nach Leipzig verlegt hatte und wohl das letzte Mal, dass ich so viel Schnee auf einem Haufen gesehen habe.
Hier in Hamburg hatten wir diese Mengen jedenfalls schon lange nicht mehr.


Kalt ist es trotzdem in Hamburg – jetzt gerade -5 Grad.

Und es gibt  in dieser Stadt Menschen, die keine warme Stube haben  wie wir, sondern auch jetzt bei der Kälte draussen auf der Strasse leben.
Meine Liebste schrieb darüber ja schon im Zusammenhang mit dem Kältebus, der auch aus dem Grund heraus als  – private – Initiative entstanden ist, weil die reiche Stadt Hamburg sich nicht im Stande sieht, ausreichend Quartiere für Obdachlose zur Verfügung zu stellen, obwohl es mehr als Tausend leerstehende Betten in Flüchtlingsunterkünften gibt, die nicht mehr genutzt werden.

Im Gegenteil: die wenigen Quartiere, die es gibt, werden auch noch tagsüber geschlossen und Menschen ohne Wohnung aus öffentlichen Räumen wie Behörden und den Bahnhöfen  vertrieben, in denen sie ein wenig Schutz vor der Kälte finden könnten. Eine Schande für diese Stadt und für mich ein Grund, mich für die Politiker zu schämen, die solche  unmenschlichen Entscheidungen verzapfen und diese Praxis von Jahr zu Jahr fortsetzen.

Dagegen wendet sich ein offener Brief, der gerade kursiert und in dem eine Änderung dieser Entscheidungen gefordert wird –  wie alle Jahre wieder.

Natürlich haben wir den schon unterschrieben, aber da müssen noch viel mehr Unterschriften –  nicht nur von Hamburgern – kommen, um diesem Brief genug Gewicht zu verleihen.
Beispielsweise von den Lesern unserer Blogs könnten noch gut 30-40 dazu kommen, wenn ich mir ansehe, wie viele Besucher sich angemeldet haben.

Deshalb:

Gebt Euch einen Ruck und unterschreibt auch.
Das tut nicht weh und hilft vielleicht, dass ein paar Menschen weniger in unserer Stadt der Kälte ausgesetzt sind.


934

..