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Jahreswechsel

Vor einem Jahr schrieb ich:

„Das alte Jahr geht, das neue Jahr kommt – und eins ist sicher:
2018 wird ein ganz besonderes – einmaliges Jahr werden, genau wie es 2017 und die vorhergehenden auch schon waren!“

und das Gleiche könnte ich mit geänderten Jahreszahlen auch jetzt wieder schreiben – nun, wo dieses Jahr 2018 vorüber ist. Denn dieses vergangene Jahr war ein gutes Jahr und ein besonderes Jahr in vielerlei Hinsicht.

Auch wenn es von mir keinen grossen Jahresrückblick gibt (wer den möchte, möge bitte hier beginnen, die 465 Beiträge dieses Jahres zu lesen), gab es doch ein paar Eckpunkte, auf die nochmal ich kurz eingehen möchte:

Als ersten und wichtigsten natürlich den, dass meine Liebste und ich nun seit Anfang Februar wieder zusammen leben dürfen und uns das ständige Hin und Her erspart bleibt, welches für das Fernbeziehungleben der vorhergehenden Jahre prägend war. Anfangs ein wenig holprig ist unser Zusammenleben schon lange wieder Alltag –  ein guter Alltag, wie ich bemerken möchte.
Was auch daran liegt, dass meine Liebste einen feinen Job gefunden hat und sich damit sehr wohl fühlt.

Gereist sind wir natürlich trotzdem.
Allerdings zusammen und mit wunderbaren Tagen auf Eiderstedt, in Polen und auf dem Darss.
Auch eine Premiere, denn unser letzter „richtiger Urlaub“ lag schon Ewigkeiten zurück  –  wenn man denn die Woche auf Eiderstedt im Dezember  vor sieben Jahren als Urlaub bezeichnen will.
Ein – für mich –  wirklich besonderes Highlightin diesem Zusammenhang: Unser Besuch in Nove Laski, dem Geburstort meiner Mutter, der mich vieles verstehen gelehrt hat, was vorher im Nebel der Familienlegenden lag.

Eher durchwachsen dagegen, was sich für mich auf der gesundheitlichen Ebene für mich  in diesem Jahr ergeben hat:
Wenn auch die beiden Augen-Op’s im Frühjahr wirklich ein Segen waren. Seither kann ich zwar fast wieder gucken wie ein junger Adler, aber dafür gab es im November auf anderem Gebiet  einen Rückschritt, als sich der Bypass in meinen linken Bein zugesetzt hat.  So gleicht sich das dann wieder aus….

Womit wir auch fast schon bei den Perspektiven fürs neue Jahr angekommen sind:
Nun wird das kommende Jahr also erweisen müssen, ob ich noch weiter arbeiten kann oder vorzeitig zum Rentner werde.

Aber ganz ehrlich:
Ich will gar nicht vorher wissen, was alles passiert im neuen Jahr.

Mich interessieren keine Horoskope, keine Vorhersagen und Spökenkiekereien, von denen allenfalls die Hälfte zutrifft oder auch gar nichts.
Wie bei dieser hier, die alles sagt und zugleich nichts verspricht: Denn da sind alle meine Söhne aufgeführt und damit würde ich wohl dreifacher Grossvater werden im kommenden Jahr.
Was mehr als unwahrscheinlich ist –  aber doch vielleicht zutreffen könnte….

Und ähnliches wird wohl auch für alle anderen Vorhersagen gelten, die gerade die Welt überschwemmen:
Am Ende des Jahres ist dann doch wieder alles anders.
Oder eben auch nicht.

Also freue ich mich jetzt einfach auf 2019 mit allen Herausforderungen, die es bereit halten wird.
Denn das gilt immer noch:

Dabei bin ich nicht alleine, denn an manche Orte – die Orte, die unser Zusammenleben beinhalten – kommt man eben nur zu zweit. Ich bin sehr froh, meine Liebste zu haben, die nun seit langer Zeit Hand in Hand mit mir durchs Leben geht, die mich liebt und die mir Geborgenheit gibt – und mich bei Bedarf auch gerne mal auf den Boden der Tatsachen zurück holen darf <3 .

Das ist die grosse Konstante meines Lebens, die mich hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lässt –  genau wie das Wissen, das wir beide teilen  – und  wie es  Dietrich Bonhoeffer so wunderbar in der ersten Strophe des Gedichtes formuliert hat, aus dem auch unser Trauspruch stammt:

„Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.“

Mehr gibt es dazu nicht zu schreiben,  damit ist alles gesagt, was wichtig ist!
Deshalb bin ich auch sicher, dass auch 2019 ein gutes und ein besonderes Jahr werden wird – genau wie es 2018 auch war.

 


 

So bleibt mir nun an der Schwelle zum neuen Jahr eigentlich nur noch, Euch für dieses Jahr und Eure Anteilnahme an meinem Lebe zu danken, mich für dieses Jahr von Euch zu verabschieden und Euch das zu wünschen, was man guten Freunden wünscht.
Diesmal nicht mit eigenen Worten, sondern mit einem irischen Reisesegen, der alles sagt, was ich Euch sagen möchte:

Kommt also gut rüber ins neue Jahr – dann lesen wir uns wieder. :-)

Gedanken zwischen den Jahren

So ruhig wie die letzten Tage hatten wir es lange nicht mehr. Ich kann mich auch kaum erinnern, wann es das letzte Mal so war, dass wir so lange zusammen frei und nichts auf dem Zettel hatten – mal abgesehen von unseren gemeinsamen Urlaubstagen.
Einfach in den Tag hinein leben können nach dem Motto:

„Alles kann – nichts muss“

Vor uns hin puzzeln können und so viel Zeit für uns zu haben, das ist schon was ganz besonderes. Besser als jedes noch so aufwändige Weihnachtsgeschenk.
Wenn das der „Rentnerhimmel“ ist, dann werde ich gerne Rentner, falls es nichts mehr wird mit dem wieder arbeiten gehen.

Aber soweit ist es ja noch nicht.

Weil ja nicht klar ist, wie es nächstes Jahr weiter geht mit meiner Lauferei.
Immerhin zeigen sich da Fortschritte, die ich am besten daran messen kann, wie weit ich auf der ersten Strecke komme, die ich morgens nach Verlassen des Hause laufe. Vorgestern waren das über dreihundert Meter, also fast doppelt so viel wie noch vor vier Wochen.
Wenn ich langsam laufe, dann kann ich diese Intervalle auch fast halten –  nicht jedoch, wenn ich unter Zeitdruck bin. Dann bricht die Laufstrecke relativ schnell wieder ein  und pendelt sich irgendwo unter zweihundert Metern ein, die ich am Stück laufen kann, bevor die nächste Pause fällig ist. Falls keine Treppe im Weg ist, dann ist schon nach zwei Stockwerken Schluss.

Zum Arbeiten reicht das so jedenfalls noch nicht.
Dafür müsste ich ungefähr das doppelte schaffen – sowohl in der Ebene als auch auf der Treppe  und vor allem: wenn ich es eilig habe.
Vor allem dann.

Womit auch klar ist, dass ich mit Beginn des neuen Jahres mein Training wieder intensivieren muss, das ich gerade angesichts der ruhigen Tage gerade etwas schleifen lasse.

Aber gut, das wird die Zeit bringen.
Auf jeden Fall ist es nichts, was mir – was uns – Zukunftsängste macht.
Denn schlimmstenfalls wäre die Alternative, nach Ende des Krankengeldes in anderthalb Jahren mit Umweg über Arbeitslosengeld in Rente zu gehen. So gesehen hab ich ja Glück, das ich schon über sechzig bin. Und daraus ergibt sich der zweite Punkt für den Plan des Jahres 2019, nämlich, diesen Weg weitgehend zu klären und ggf. auch schon mal die notwendigen Schritte vorbereiten, z.B. über Rentenberatung und Antrag auf Behindertenausweis.

Alles andere kann erst mal offen bleiben, bis klar ist, ob arbeiten geht oder nicht.
Fast alles.

Denn schliesslich kann ich ja die „freie“ Zeit bis dahin auch noch anderweitig nutzen, als zu trainieren und mich mit Haushalt, Lesen Musik hören und Fernsehen zu beschäftigen.
Beispielweise, indem ich anfange, nach und nach unsere Wohnung zu renovieren:
Beginnend mit dem Wohnzimmer, das dringend mal neue Farbe braucht und auch einen anderen Teppich vertragen könnte.  Auch das eine Art von sinnvollem Training und deshalb kommt es  als Punkt drei auf die Liste fürs neue Jahr…..

Ebenfalls sinnvoll erscheint mir die weitere Modernisierung unseres Rechnerparkes und dabei insbesondere der Austausch des – vor zwei Jahren ohnehin nur als Übergangslösung  gedachten  und seinerzeit eigentlich schon veralteten – Rechenknechtes meiner Liebsten, der weder in Bezug auf Rechenleistung noch auch auf Energieersparnis Up-to-Date ist und sich besonders morgens beim Hochfahren mit teils absonderlichen Unarten ins unschönes Licht setzt.
Zwar läuft er, wenn er erst mal läuft, aber warum Käfer fahren, wenn es auch ein Porsche sein könnte?
Zumal jetzt –  zu Beginn des Jahres einige deutlich modernere Gebrauchtrechner aus Leasing-Rückläufen auf den Markt kommen werden und das Preisniveau  für eine Ersatzbeschaffung relativ niedrig sein dürfte.
Also :
Auch das ein Stück Beschäftigungstherapie und damit Punkt vier auf der vorläufigen Liste.

Nun sind vier „Jahresordnungspunkte“ ja noch nicht viel, aber für den Beginn des Jahres erst mal ausreichend – mit der festen Annahme, dass sich da sicher noch mehr ergeben werden. Also könnte das vorläufige Jahresmotto 2019 lauten:

„Kommt Zeit – kommt Aufgabe“

oder kürzer:

„Schaumermal“ ,

was übrigens auch für meine Aktivitäten in den sogenannten „sozialen Medien“ gelten wird:

Immerhin komme ich inzwischen ohne Facebook ganz gut klar und geniesse es, nicht permanent mit Input vollgeschüttet zu werden, den ich nicht will. Auch, wenn mir  – zugegeben – die eine oder andere Seite fehlt, die ich dort abonniert hatte.
Darüber werde ich also nochmal nachdenken müssen und abwägen, ob ich da wieder aktiv werden will  – und wenn ja, in welchem Umfang.
Auf jeden Fall aber würde ich – sollte ich meinen Account wieder aktivieren –  meine Abos wohl heftig durchforsten und nur noch das belassen, was mich nicht nervt.

Deshalb auch in diesem Punkt: Schaumermal!

Viel näher –  nämlich für heute – liegt ein Plan, der auch eine Premiere beinhaltet:
Zum Jahreswechsel gehört ja auch ein Gebäck, das gerne frisch genossen wird – Berliner!
Und daran werde ich mich gleich mal versuchen….  Sinnigerweise haben wir alle nötigen Zutaten im Haus, auch ohne das geplant zu haben.
Also, was liegt näher als mal einen Versuch zu wagen, damit wir heute nachmittag Professor Brinkmann zu leckerem Gebäck einladen können?
Frischer und besser als gekaufte werden sie allemal :-)

Wegbegleiter

Damit sich meine Runden im Kreisverkehr nicht ganz so eintönig gestalten, habe ich mir vor Weihnachten noch ein kleines Outdoor-Goodie gegönnt: Wasserfest, drahtlos, mit gutem Klang und trotzdem zu kleinem Preis halten die Ohrstöpsel wirklich, was die vollmundige Werbung verspricht.
Nicht, dass ich keine Kopfhörer hätte – die sind im Hause Momo schon deshalb  unabdingbar, weil die Hörgewohnheiten nicht immer harmonieren:

„Musik, da mit Geräusch verbunden –  wird als störend oft empfunden“

wusste ja schon der selige und unverwüstliche Wilhelm Busch 8-)

Aber denen fehlen halt die wichtigsten Attribute, über die mein Neuerwerb verfügt:
Drahtlos und Wasserfest.
Drahtlos deshalb, weil sie mich so nicht hindern, wenn ich mit dem Handy knipsen will  – und wasserfest erklärt sich wohl von selbst, wenn man das übliche Hamburger Wetter bedenkt.

Ausserdem sind die alten Micky-Mouse-Ohren deutlich grösser und in einer Farbe, mit der ich mich nicht gerne in der Öffentlichkeit zeigen würde:
Gelbgrün, auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame, für die ich sie seinerzeit angeschafft habe, welche sie aber nicht benutzen mag.
Und das ginge draussen  mal gar nicht, das würde ich schlicht auch nicht altersangemessen finden. In solchen Dingen bin ich einfach konservativ.
Obwohl ich die Dinger zu Hause gerne nutze, weil sie recht bequem sind und einen vernünftigen Klang haben.

Aber hier sieht mich ja auch keiner :-)

Musik: Simon & Jan

Witzig, nachdenklich, still, laut, manchmal garstig, manchmal zynisch und manchmal liebevoll alles menschliche aufs Korn nehmend, dabei immer mit einem grossen Augenzwinkern  auf die Welt blickend –  das sind die Texte des Liedermacherduos Simon & Jan.  Das ganze noch gepaart mit melodischem Gesang und akzentuierten Gitarrenspiel ist eine wirklich hörenswerte Mischung, weshalb ich gerne ihre  in diesem Jahr neu erschienen Album hier vorstelle:

Hallelujah! Live

zeigt wirklich die ganze Bandbreite der Beiden und ihre Qualitäten als Live-Musiker. Dagegen fallen die eher orchestral instumentierten Studioaufnahmen fast ein wenig ab und wirken weniger spontan ohne die Reaktionen aufs Publikum, die wesentlich zum Charme der Live-Mitschnitte beitragen. Trotzdem repräsentieren  auch diese feine Musik, die eine Empfehlung verdient –  wie die gerade eben veröffentliche EP

Weil ich kann

(Klick aufs Bild  für den Weg zu Spotify (1) (2) )

Glück gehabt

„Warst Du Das?“

So lautete meine erste Frage an die beste Ehefrau von allen, als ich gestern diese Schlagzeile las:

Hamburgerin bietet ihren Ehemann für 18 Euro bei Ebay an

Aber – Glück gehabt – dem war wohl nicht so.

„Das deckt ja nicht mal die Unkosten!“

kam  als spontane Reaktion aus dem kleinen Zimmer, wo sie ihren Schreibtisch stehen hat. Beruhigend, dass ich ihr wohl doch etwas mehr wert wäre, als die 18 Euro, die hier als Verhandlungsbasis ausgelobt sind:Aber Spass beiseite – so skurril diese Anzeige auch sein mag –  da bleiben doch ein paar Fragen offen –  nicht nur wegen der fehlenden Artikelbeschreibung:

Was hat der arme Kerl verbrochen, dass er zu so einem Dumpingpreis verschleudert und bloss gestellt wird wird? Schmutzt er, hat er Schweissfüsse oder gar bei Douglas das falsche Parfüm gekauft? Gab es keinen anderen Weg, das zu klären? Was sagt er dazu?

Fragen über Fragen – und gleichzeitig auch ein Armutszeugnis für die Inserentin, die diesen Weg gewählt hat, um ihrem Unmut Luft zu machen. Zeugt er doch auf traurige Art von der Sprachlosigkeit, die ihre Beziehung prägen muss.

Was ihr Mann dazu sagt? Bislang nichts. „Er hat nichts davon mitbekommen.“ Seit sieben Jahren seien sie jetzt verheiratet, er brachte zwei Kinder aus einer früheren Beziehung in die Ehe ein. Weihnachten hätten sie alle zusammen gefeiert. Aber im Moment fehle ihr die gemeinsame Perspektive: „Dafür sollte man schon das gleiche Mindset haben.“

Der richtige Weg ist es jedenfalls nicht, um eine gemeinsame Perspektive zu finden.

Und auch hier sage ich wieder „Glück gehabt“.
Denn bei uns läuft es Gott sei Dank anders:

Wir reden miteinander und finden immer einen gemeinsamen Weg, selbst wenn solche Prozesse manchmal Zeit brauchen. Wir haben gemeinsame Ziele und Interessen und können dem Anderen auch Raum geben, wenn er das braucht.
Und wir lieben uns, was das Wichtigste ist.

So muss ich keine Angst haben, auch auf Ebay verzockt zu werden.

Kaffeebesuch :-)

Es gibt Modeworte, die nach einer gewissen Zeit geradezu unmodern wirken, ja  förmlich aus der Mode gekommen sind.
Dennoch haben sie nichts von ihrer Trefflichkeit verloren , wenn es um  die Beschreibung gewisser Zustände geht. Beispielsweise das Wort „Nostalgie“ samt aller seiner Ableitungen.  Denn andere, später in Mode gekommene Bezeichnungen, beispielsweise „Old School“ , beschreiben  nicht so genau den Zustand, in dem sich Familie B. aus H. derzeit befindet – quasi auf dem Höhepunkt weihnachtlicher Spiessigkeit:

Nicht nur, weil dieses Jahr wieder ein Tannenbaum bei uns steht – und sicher auch nicht, weil es keine SOS-Geschenke (Socken-Oberhemd-Schlips) oder gar Parfüm bei uns gab, sondern weil „Beschaulichkeit“ diese Tage wohl am Besten beschreiben würde mit ihrem ruhigen Wechsel zwischen Bett, Esstisch und Sofa, mit dem guten Essen und den immer wieder zwischendurch eingelegten Nickerchen, mit der Möglichkeit zu lesen oder es auch zu lassen, mit meiner Facebook-Abstinenz, die mir wirklich gut tut  – und,  ja auch mit ihrer täglichen Einladung an unsere Kaffeegäste Professor Brinkmann samt Familie, die uns zurück führt in die Zeiten, als die Schulterpolster der Damen noch breit waren, die Herren Bundfaltenhosen mit Schlag  trugen und Fönfrisuren  der letzte Schrei der  Coiffeur-Kunst waren.

So freuen wir uns gerne an den täglichen kleinen Bissigkeiten von Oberschwester Hildegard, an Doktor Udos Amouren und an Pfleger Michas Respektlosigkeiten, nicht ohne  gelegentliche Kritik an den hygienischen Unzulänglichkeiten, die seinerzeit  wohl Gang und Gäbe waren. (Wundversorgung ohne Handschuhe? – Das geht mal gar nicht!)

Ja, ich stehe dazu!
Denn heute hab ich wirklich Spass an den Geschichten aus der Schwarzwaldklinik, die ich damals in den 80ern mehr als lächerlich fand und gerne bespöttelt habe.
Aber auch das mag vielleicht ein Zeichen des Alterns sein. Ich nähere mich meine Kunden halt nicht nur an Lebensjahren an.

Und – schlussendlich –  gibt es gerade nichts besseres um runterzukommen als einzutauchen in die heile Welt der Vergangenheit, die sich damit auftut. Nicht nur für mich, sondern wohl auch für meine Liebste, der Professor Brinkmann offensichtlich genauso gut tut wie mir.

So haben wir jedenfalls ganz entspannte Tage und das ist gut so.

„Ihm tun die Beine weh.“

„An der Unterseite, wo Muskeln liegen, die man selten beansprucht und deren Namen er vergessen hat. Bei jedem Tritt stoßen seine Zehen an das Innenfutter der Turnschuhe, die fürs Joggen, nicht fürs Radfahren gemacht sind. Die billige Radlerhose schützt nicht ausreichend vor dem Scheuern, Henning hat kein Wasser dabei, und das Fahrrad ist definitiv zu schwer.
Dafür ist die Temperatur fast perfekt. Die Sonne steht weiß am Himmel, brennt aber nicht. Säße Henning auf einem Liegestuhl im Windschatten, würde ihm warm werden. Liefe er am Meer entlang, würde er eine Jacke überziehen.“

So, nachdem das letzte Buch doch etwas schwerer verdauliche Kost war, ist mir nun wieder mehr nach etwas Leichtem, das auch ruhig ein wenig in die Jahreszeit passen darf. Und da findet sich doch tatsächlich auf meinem  virtuellen Bücherstapel etwas, das genau diese Kriterien zu erfüllen scheint – jedenfalls, wenn man den Titel wörtlich nimmt:

Neujahr

– und in dem Wissen, das Juli Zeh wirklich unterhaltsam schreibt.
Grund genug also, ihr neustes Werk jetzt unter die sprichwörtliche Lupe zu nehmen und auf meinen Reader zu laden.

Der Klappentext klingt jedenfalls schon mal ganz spannend:

„Lanzarote, am Neujahrsmorgen: Henning sitzt auf dem Fahrrad und will den Steilaufstieg nach Femés bezwingen. Seine Ausrüstung ist miserabel, das Rad zu schwer, Proviant nicht vorhanden. Während er gegen Wind und Steigung kämpft, lässt er seine Lebenssituation Revue passsieren. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Er hat zwei gesunde Kinder und einen passablen Job. Mit seiner Frau Theresa praktiziert er ein modernes, aufgeklärtes Familienmodell, bei dem sich die Eheleute in gleichem Maße um die Familie kümmern. Aber Henning geht es schlecht. Er lebt in einem Zustand permanenter Überforderung. Familienernährer, Ehemann, Vater – in keiner Rolle findet er sich wieder. Seit Geburt seiner Tochter leidet er unter Angstzuständen und Panikattacken, die ihn regelmäßig heimsuchen wie ein Dämon. Als Henning schließlich völlig erschöpft den Pass erreicht, trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag: Er war als Kind schon einmal hier in Femés. Damals hatte sich etwas Schreckliches zugetragen – etwas so Schreckliches, dass er es bis heute verdrängt hat, weggesperrt irgendwo in den Tiefen seines Wesens. Jetzt aber stürzen die Erinnerungen auf ihn ein, und er begreift: Was seinerzeit geschah, verfolgt ihn bis heute.“

Und deshalb stecke ich meine Nase jetzt ins Buch und werde berichten, wenn ich es fertig gelesen habe.


Mein Fazit:

Mit einigen unerwarteten Wendungen ist das Buch wirklich sehr lesenswert und bis zum Ende spannend –  wäre also normalerweise etwas gewesen, das ich fast in einem Zug durchgelesen hätte.
Das ich das nicht geschafft habe, liegt wohl in den vergangenen Feiertagen begründet.
Auf jeden Fall zeigt  „Neujahr“, welche Schreibqualitäten Juli Zeh hat und ist deshalb Lesestoff, den ich meinen Freunden ohne Abstrich empfehlen würde.

Weihnachtsglück

Ganz entspannt haben wir  gestern den Tag verbracht.

Was auch gut war, denn normalerweise hätte ich ja arbeiten müssen, wie auch heute und morgen.
Und so war ich gestern zwischendurch dann auch gelegentlich mit den Gedanken bei den Kollegen, die das Hamsterrad über die Feiertage am Laufen halten.
Nicht mit Wehmut wie noch vor Jahren, als ich über Weihnachten im Krankenhaus war, sondern eigentlich ganz froh, dass ich da dieses Jahr nicht auch am Start sein muss.Obwohl Arbeiten an solchen Feiertagen ja immer auch was besonderes ist, im vielfachen Sinne:

Nicht nur, weil man viele verschiedene Weihnachtsrituale bei den verschiedenen Kunden sieht, sondern auch, weil gerade an diesen Tagen viele Menschen sich ein Stück weiter öffnen, als sie das normalerweise tun würden. Immer auch sehr präsent die Einsamkeit, die das Leben vieler alter Menschen prägt, besonders an diesen Tagen.
Und ich weiss genau, das wird auch dieses Jahr wieder genau so sein, wie damals, als ich den verlinkten Beitrag schrieb.

Genau so sein wie vor Jahren wird es auch an ganz anderer Stelle, dort, wo meine Liebste heute ehrenamtlich den Vormittag verbringt:

Denn auch dort treffen sich Menschen, auf die das  Weihnachtsglück nicht unter dem familiären Tannenbaum wartet – von Geschenken mal ganz zu schweigen.
Menschen, die froh sind über ein paar Stunden Wärme und eine warme Mahlzeit, bevor sie wieder auf die Strasse müssen.
Und deshalb finde ich es gut, dass wir so wenigstens ein wenig abgeben können von unserem Weihnachtsglück  – selbst wenn es nur ein paar Stunden sind, die wir – meine Liebste- dafür erübrigen.  Wobei ich es auch ein wenig schade finde, nicht dabei sein zu können, weil ich einen ganzen Vormittag auf den Beinen sicher nicht durchgehalten hätte.

Aber dann vielleicht nächstes Jahr wieder, je nachdem, wie es dann aussieht.

Trotzdem sollten wir eins nicht vergessen:
Dankbar zu sein, weil es uns so gut geht, weil wir Zeit haben füreinander, Ruhe, ein warmes, gemütliche Zuhause, keine Sorgen, gutes Essen –  ja, sogar einen Weihnachstbaum – und alles was sonst noch dazu gehört zu schönen Weihnachtstagen.

Und weil wir uns haben….. Denn das ist das Wichtigste überhaupt.

Fröhliche Weihnachten!

Was wäre Weihnachten ohne die Geschichte, die dahinter steht – ohne die Geburt Jesu, die der Anfang war für das was viele von uns glauben?
Die Geschichte, weitab von Geschenken und Lichterglanz, die vor über Zweitausend Jahren ihren Anfang im Stall von Bethlehem nahm und die bis in unsere Tage fort wirkt?
Die Geschichte, die seither immer wieder an Weihnachten erzählt wird und in der sich ganz aktuelle Bezüge verstecken?
Wie bei uns hier auf der Insel Wilhelmsburg, auf der wir leben:

In diesem Sinne:

Euch allen ein fröhliches, friedliches und gesegnetes Weihnachtsfest!

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