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Kreisverkehr

Nun bin ich also für weitere vier Wochen krank geschrieben – und es ist etwas weniger nebulös, was danach weiter passiert.

Wirkliche Fortschritte mache ich ja nicht mit meinen Laufübungen, was auch daran liegt, dass ich in den letzten Tagen die notwendige Disziplin nicht aufgebracht habe.
Es macht halt einfach keinen Spass, bei der Kälte draussen rum zu wackeln und spätestens alle zweihundert Schritte stehen bleiben zu müssen, weil der Schmerz zu stark wird.
Zwar schaffe ich an „guten Tagen“ auch etwas mehr, aber je länger ich unterwegs bin, um so kürzer werden die Abstände zwischen den Pausen – allen Schmerzmitteln zum Trotz.
Und ganz schlimm immer die Treppe, die am Ende des Weges liegt, wenn ich wieder in unsere Wohnung will.

Nee, zum arbeiten reicht das nicht.
Es bleibt also bei „Kreisverkehr statt Hamsterrad“.

Immerhin habe ich jetzt den verschollenen Bericht der Untersuchung im Krankenhaus von Anfang Dezember.
Der war nämlich bei meinem Augenarzt  (!) gelandet und ist nun über verschlungene Pfade doch noch zu meinem  Hausarzt gelangt.

Viel Neues stand  da erwartungsgemäss ja nicht drin, doch beim Lesen war ich schon ein wenig erschrocken über die Dramatik, mit der die Gefässsituation in meinen Beinen beschrieben wird.
Schon merkwürdig, das schwarz auf weiss zu lesen, was mein tägliches Leben so stark bestimmt.
Aber vielleicht auch ganz hilfreich, wenn es um meinen Antrag auf einen Behindertenausweis  und das eventuelle Merkzeichen aG* geht.

Sagte zumindest mein Doktor, als ich eben bei ihm war.

Ansonsten war das Gespräch mit ihm nicht sehr erfreulich, zumindest inhaltlich nicht.
Denn er meinte, aus seiner Sicht gäbe es wenig Hoffnung, dass ich wieder eine Arbeitsfähigkeit für  meinen Beruf erreichen könnte, jedenfalls nicht ohne den Preis im weiter ansteigender Schmerzmitteldosen und selbst dann wohl nur in sehr beschränktem Umfang.
Den Weg würde er aber nicht mitgehen – dann würde  ich nämlich unvermeidlich irgendwann bei Opiaten ankommen, weil anderes nicht mehr wirkt.
Deshalb würde es wohl nun darauf hinaus laufen, das Krankengeld bis zum Ende auszuschöpfen und dann über ALG1 in die Rente zu gehen……
Dazu verdienen könnte ich ja dann immer noch.
Klare Worte – und wenn ich ganz ehrlich mit mir selbst bin, hatte ich das schon irgendwie erwartet, was er mir heute gesagt hat.
Insofern bin ich darüber nun auch nicht sonderlich schockiert.

Dann ist es jetzt halt so!

Also war der 22. November2018  wohl der Tag des Endes meines Arbeitslebens.
Bleibt mir jetzt noch, mich auf ein Renterleben einzustellen, auch wenn ich die Rente noch nicht habe und es noch ein gutes Stück Weg ist bis dahin.


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Merkzeichen aG: Berechtigt beispielweise zum Antrag auf einen Behindertenparkplatz und zur Befreiung von der KFZ-Steuer


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