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Nachdenken übers Bloggen II

Tja, die Besucher –  das Publikum, das unser Geschreibsel liest.

Als ich diesen Blog eröffnet habe, hatte ich keine Vorstellung davon, wie viele Menschen meine Texte eigentlich lesen würden.  Und daran hat sich auch nichts geändert, bis wir letzte Woche die Tür wirklich geschlossen hatten.
Doch seit unsere Tür zu ist und man sich anmelden muss, wenn man uns das erste Mal  besuchen will, ist aus der nebulösen Zahl, die unsere Zugriffszahlen ergeben hatten, eine ganz konkrete Menge geworden.
Bisher (nach vier Tagen) sind es schon über Zwanzig, die auf diesem Wege kamen und nochmal etwas mehr als Zehn, die wir per Mail eingeladen hatten, weil sie hier mehr oder wenig regelmässig als Kommenatoren auftraten. Also insgesamt etwa 35 Menschen, die uns hier regelmässig besuchen  und unsere Beiträge lesen können. Mit immer noch leicht steigender Tendenz.

Dazu kommt sicher noch die Dunkelziffer derjenigen, die sich  sich (bisher) nicht getraut haben, ihre E-Mail-Adresse ins Anmeldeformular zu tickern, die sicher auch nochmal eine zweistellige Zahl ausmacht, wenn mir meine Serverlogs für das Anmeldeformular nichts falsches verraten.

Also gehe ich inzwischen davon aus, das unser Publikum mehr oder weniger regelmässiger Leser aus etwa 50 Menschen besteht, von denen  gut ein Drittel hier ihre Kommentare abgegeben haben, wenn man alle Blogs zusammen nimmt. Das sind Zahlen, die wir so niemals erwartet hätten!

Eigentlich ganz erfreulich und doch muss ich  zugeben, dass meine Liebste und ich im Moment deswegen auch etwas ins Grübeln geraten, wobei nicht die Kommentatoren das Problem sind.

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Uns beschäftigt viel mehr die „stille Leserschaft“, diese Menschen, von der und über die wir bisher  – ausser über Jupp – so gut wie gar nichts wussten.

Was sind das für Menschen?
Was suchen die hier bei uns?
Was hindert sie, sich zu beteiligen, sich zu „zeigen“?

Und daraus folgend die Fragen:

Wollen wir überhaupt, dass uns völlig Unbekannte so an unserem Leben teilnehmen und uns zusehen, wie wir uns „bis auf die Unterhose“ausziehen?
Müssten wir nicht angesichts dieser Zahl der stillen „Vojeure“ viel mehr Vorsicht walten lassen und noch genauer überlegen, was wir hier schreiben?

Denn auch bei Jupp begann es so, dass er zuerst ein stiller Leser unserer alten Blogs war, sich anfangs sogar mit zwei oder drei „sinnvollen“ Kommentaren beteiligte und dann die so für Ihn freie Kommentarfunktion meines ganz alten Blogs benutzte, um seinen ersten „Müll-Kommentar“ abzusondern, bevor das Spiel mit den geklauten Identitäten anfing und immer weiter eskalierte….

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Nun unterstelle ich keinem der Menschen, die uns jetzt lesen können, so zu sein wie Jupp.

Denn der Nebel des „Nichts-Wissens“ hat sich durch die erzwungene Anmeldung ja ein klein wenig gelichtet und über einige unsere Leser  und ihre Motivation habe ich etwas mehr erfahren können. So kurz die Texte in der Anmeldebox auch waren, soviel Aufschluss konnten sie doch über ihre Autoren geben:

Von sehr freundlich mit umfangreicher Begründung und darin bewiesener wirklicher Anteilnahme an unserem Geschreibsel bis hin zu respektloser Anspruchhaltung war da wirklich alles verteten.

Die meissten dieser Menschen habe ich gerne freigeschaltet, und bei einigen würde ich mich freuen, sie wirklich auch in den Kommentaren wiederzufinden, so nett, wie ihr Schreibstil war.

Bei anderen hatte ich eher das Gefühl, dass es die reine Neugier war, zu sehen was sich  hinter unserer verschlossenen  Tür abspielt. Denn ein wirkliches Interesse war ihren Nachrichten nicht zu entnehmen.

Und einer musste gleich ganz draussen bleiben und darf jetzt mit Jupp zusammen weiter vor unserer Tür herumlungern.:
Oder hättet Ihr jemanden freigeschaltet, der keine fünf Minuten nach einer ersten Anfrage mit wirklich nur drei dürren Worten diese Forderung schickt?

„Wo bleibt der Schlüssel?“

Denn eines ist nun mal klar:

Diese Blogs sind unser privater Raum – jetzt erst Recht, nachdem die Tür zu ist!  – und dies ist kein Theater, in dem wir die Tanzbären zur Unterhaltung des Publikums sind.
Vielmehr ist es so, wie schon im ersten Beitrag  dieser Reihe und ganz am Anfang dieses Blogs geschrieben:

ein Tagebuch ist das, was mir vorschwebt, während ich diese Zeilen schreibe.
In erster Linie geschrieben als Gedankenstütze für mich – als Ablageort für meine Gedanken, Gefühle und Erlebnisse.

Deshalb sollte auch klar  sein, dass es keinen Anspruch darauf gibt, dass wir hier ein  Unterhaltungsprogramm liefern, garniert mit pikanten Details aus unserem Alltag.

So hart wie das klingt, aber so ist es nun mal, zumindest was den privateren Teil unserer Blogs angeht.

Politik, Musik, Literatur, das Wetter und nette Fundstücke aus dem Netz – ja, auch Fotos von unseren Reisen.
Das alles ist kein Problem und könnte auch öffentlicher sein.
Aber so sensilble Dinge wie unsere Befindlichkeiten oder Details meiner Krankheit ?

Hmm.

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Darüber gilt es weiter nachzudenken…..
Und darum wird es dann im dritten Teil meiner Betrachtung gehen, der vom Bloggen im allgemeinen und von meinen Überlegungen dazu handeln wird.


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Nachdenken übers Bloggen I

Es hilft nix, ich muss nochmal auf Jupp zurück kommen bzw. auf die Gedanken und Fragen, für die er mit seiner Attacke am letzten Wochenende ein Mit-Auslöser war.
Er wird also hier nicht die Hauptperson sein, sondern kann sich allenfalls rühmen, durch sein Handeln den Anstoss zu meinen Überlegungen gegeben zu haben.

Überlegungen, die erst jetzt richtig Raum greifen, nachdem unsere aktiven  Blogs alle in unserer Schutzzone sind und ich sicher bin, jederzeit die Möglichkeit zu haben, Teile des – oder auch das ganze  – Momoversum(s) mit wenigen Klicks offline stellen zu können.

Gedanken und Fragen, die sich mit meiner Intention als Schreiber der hier erscheinenden Texte beschäftigen, mit der Motivation der Besucher dieser Seite,  mit dem Bloggen im Allgemeinen, mit der Freiheit des Netzes, mit Datenschutz,  Vertrauen und Misstrauen.
Alles irgendwie zusammenhängend und doch zu viel für einen einzelnen Beitrag.

–:–

Und deshalb fange ich in diesem ersten Teil mal bei mir selber an:

Wer meinen vorletzten Beitrag aufmerksam gelesen hat, wird wissen, dass mein Bloggerleben  in dieser Form schon vor etwa 10 Jahren begann, zu Zeiten, als meine Liebste und ich des Lebens als Forumsbewohner etwas überdrüssig waren.
Wir wollten raus aus der kleinen Welt, die so ein Forum bietet, wollten neue und andere Kontakte finden und wurden damals in Bloggersdorf mit offenen Armen aufgenommen, so dass sich schnell auch intensivere Kontakte entwickelten, bei denen jeder vom anderen eine Menge wusste, auch über seine Befindlichkeiten.
Manchmal waren es die gleichen Themen, die interessierten, manchmal einfach Sympathie, weil die Schreibe des Gegenübers zu gefallen wusste, und manchmal auch Allianzen, die sich bildeten, wenn irgendwelche Trolle meinten, die gelassene Ruhe dort stören zu müssen.
Gut, manchmal gab es auch Zoff und virtuelle Schlagabtäusche und es gab auch Leute, die sich gar nicht ausstehen konnten. Aber im grossen und ganzen war Bloggerdorf  doch ein sehr harmonisches Universum., in dem viele Meinungen und schillerndste Persönlichkeiten ihren Platz fanden….
Es war halt wirklich ein Dorf –  verstreut über die ganze Republik – in dem wir uns  bewegten.
Oder wenn man so will: ein wenig auch wie Facebook, nur viel langsamer, kuscheliger und geprägt von mehr Aufmerksamkeit füreinander.

Nun, diese Zeiten sind vorbei, und von der alten Community ist kaum noch jemand übrig gebleiben.

Einige haben aufgegeben und die unbewohnten Behausungen ihrer Blogs einfach offen stehen lassen, andere sang- und klanglos dicht gemacht, wieder andere – auch ich – sind zu Facebook gewechselt oder anderweitig in den Weiten des Netzes verschwunden.
Von den gut zwanzig Blogs, die ich in einer alten Blogroll aus jenen Zeiten gefunden, habe sind gerade mal drei noch übrig geblieben und leidlich aktiv.

Ich kann mich noch gut erinnern, dass  manche Blogger damals lange solche oder ähnliche  Buttons in der Seitenleiste führten –  wir  glaube ich auch – und zumindest ich gehörte auch mit zu denjenigen, die stolz darauf waren, dieser Meinung zu sein
Facebook, das ginge gar nicht, das sei zu schnell, zu unpersönlich, zu unübersichtlich und man wisse ja gar nicht, wer da alles mit liest –  so damals die einhellige Meinung vieler Blogger.
Aber letztendlich  hat das auch nicht verhindern können, das auch wir – aus Gründen – wie viele andere dann doch beim Blauen Riesen  gelandet sind und damit zum Veröden von Bloggerdorf unseren Teil beigetragen haben.

Was die Welt –  meine Welt – nicht besser gemacht hat.
Denn irgendwie geht es mir gerade genau so, wie Bigi es in ihrem neuesten Beitrag beschrieben hat

Ich denke mich zuryck in die Zeit, wo wir maximal, wie die DemoBären von Chris gemeinschaftlich vor uns hin schmollten, das Ungemach in der Welt anprangerten und unser WeltenÜbel gemeinsam pflegten. Der Ton in der Regel freundlich bis respektvoll, fröhlich bis ernst – aber niemals bösartig in den Kommentarspalten, egal, wie schlecht die Welt auch sein mochte. Und teilte man des NachBÄRn Meinung nicht, war dieser maximal doof.

Doch ich will mich jetzt nicht an FB abarbeiten und auch kein Facebook-Bashing betreiben. Facebook hat sicher seine Berechtigung und wer sich damit Wohl fühlt, kann es auch gerne nutzen.
Ausserdem ist Facebook hier nicht mein Thema und auch eine ganz andere Baustelle.

Bleiben wir also bei mir und der Intention, die mich wieder  zum Bloggen und zurück nach Bloggersdorf gebracht hat – und damit  auch  Basis und Konzept  dieses Blogs bildet.
Im ersten Posting schrieb ich damals:

Und ein Tagebuch ist das, was mir vorschwebt, während ich diese Zeilen schreibe.
In erster Linie geschrieben als Gedankenstütze für mich – als Ablageort für meine Gedanken, Gefühle und Erlebnisse.
……..
Da ist aber auch der Gedanke, eher privat zu bleiben mit meinem Geschreibsel, für mich zu schreiben, für meine Liebste und – wenn mal jemand über diesen Blog stolpert – vielleicht auch für den, der dann Interesse an meinen Sätzen hat……

Da ging es mir also gar nicht so sehr um Austausch, um Leser oder gar einen Fanclub und viele Likes, sondern um nichts anderes als ein persönliches Tagebuch, angefüllt mit Gedanken und Momentaufnahmen meines Lebens.
Ich wollte für mich schreiben, weil ich manche Gedanken beim Schreiben leichter zu Ende denken kann, wollte Erinnerungen festhalten  und nebenher auch noch eine kleine (Musik)-Bibliothek anlegen mit Künstlern und Büchern, die mir gut gefallen.
Das ganze übersichtlich und so angelegt, dass ich auch schnell was wieder finde – anders als bei Facbook, wo alles in Vergessenheit gerät, was in der Timeline ein paar Stunden nach unten gerutscht ist.

An ein lesendes Publikum habe ich dabei allenfalls am Rande gedacht, und deshalb auch niemals Werbung für diesen Blog in Form von ausufernden Kommentaren anderswo gemacht:
Wenn ich woanders lese und kommentiere, dann meisst ohne Angabe meine „Heimat-Url.“ Die verwende ich wirklich nur in Blogs, bei denen ich mir einen Austausch vorstellen könnte und das Gefühl habe, dass der Schreiber hinter den Beiträgen ähnlich tickt wie ich.
Ich wollte privat bleiben, ich wollte keine „grosse Öffentlichkeit“, es ging mir niemals um Klicks oder Besucherzahlen – und genau so halte ich das auch heute noch.

Wobei ich zugeben muss, damals im Hinterkopf schon auch ein wenig  den Gedanken gehabt zu haben, dass sich vielleicht wieder ein Klübchen zusammenfinden könnte wie in den Zeiten, als wir zum ersten Mal das  Bloggerdorf betraten –  ein kleine Gruppe Menschen, die ähnlich ticken und mit denen der Austausch Spass macht.
Doch die kann man eigentlich nur finden, wenn man auch etwas von sich selbst preis gibt.

Das alleine war also  der Grund, diesen Blog überhaupt so anzulegen, wie ich es gemacht habe.
Nicht privat, aber auch nicht wirklich öffentlich…..

Zugegeben, so ganz haben sich meine Hoffnungen nicht erfüllt, aber ein paar nette Kontakte haben sich ja totzdem ergeben, bis hin zum persönlichen kennenlernen. Deshalb bin ich auch wirklich froh, dass ein paar „alte Bekannte“ wohl auch wieder die Feder in die Hand – respektive die Tastatur unter die Finger – nehmen und ihre Blogs wieder zu meinen festen Anlaufpunkten in Bloggersdorf werden können.

Aber dennoch zweifele ich gerade ein wenig an diesem Konzept.
Denn es steht jetzt  ein wenig die Frage im Raum, ob die geringe Öffentlichkeit und Reichweite, die wir hier haben, nicht vielleicht auch gleichzeitig  schon zu viel Öffentlichkeit ist.
Und das hat nun nicht nur mit Jupp zu tun, wenn er auch –  wie oben geschrieben – einer der  Auslöser für diese Überlegung war.

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Und damit wären wir beim zweiten Punkt meiner Überlegungen, dem Stoff für den nächsten Beitrag dieser Reihe: Die Besucher und Leser


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