„Und ein Tagebuch ist das, was mir vorschwebt, während ich diese Zeilen schreibe.
In erster Linie geschrieben als Gedankenstütze für mich – als Ablageort für meine Gedanken, Gefühle und Erlebnisse.“
Genau, das habe ich mal geschrieben – und ein paar Zeilen weiter dann noch dieses Sätze:
„Da ist aber auch der Gedanke, eher privat zu bleiben mit meinem Geschreibsel, für mich zu schreiben, für meine Liebste und – wenn mal jemand über diesen Blog stolpert – vielleicht auch für den, der dann Interesse an meinen Sätzen hat……“
Und heute frage ich mich – nach einem ausgiebigen Spaziergang durch Bloggersdorf – ob das damals wirklich meine Intention war, nur für mich zu schreiben.
Denn dann hätte ja auch eine Textdatei auf meiner Festplatte gereicht, oder vielleicht ein Ordner, dem ich jeden Tag die Bilder und Texte hinzufüge, die mich gerade bewegen oder die ich für festhaltenswert halte. Auch für den Austausch mit der Liebsten wäre ein Blog nicht nötig gewesen, denn das, was ich für schreibenswert hielt, hätten wir ja ebensogut über unsere Cloud austauschen können. Ganz ohne aufwändige Tapete, ohne teuren Webspace und ohne die unliebsame Kommentare aus Japan oder sonst woher.
Aber das habe ich damals ja nicht gemacht, sondern wieder die Form eines Blogs gewählt – insgeheim wohl doch in der Hoffnung, mehr als nur eine regelmässige LeserIn* zu finden und darüber auch Aufmerksamkeit, Zuspruch und ggf. auch Kritik und „Austausch“ für mein Geschreibsel bekommen.
Und wenn ich ganz ehrlich bin: ohne die Hoffnung auf diese Interaktion mit einer kleinen, feinen Leserschaft würde es diesen Blog vermutlich auch gar nicht mehr geben. (Was ich jetzt aber bitte nicht als „Fishing for Compliments“betrachtet wissen will…)
Auch einem autistisch geführten Tagebuch auf meiner Festplatte – wenn ich mich damals dafür entschieden hätte – wäre im Übrigen wohl kein langes Leben beschieden gewesen:
Zum einen fehlt es mir dafür an Disziplin und zum anderen finde ich ausdauernde Monologe ohne Widerrede auf die Dauer auch sterbenslangweilig.
Auch wenn sie von mir selber kommen.
Deshalb denke ich auch gerade, dass es schon gut ist, so wie es ist mit meinem Blog:
Ich schreibe, wonach mir gerade ist und freue mich über Zuspruch, wenn jemand meiner Leser etwas dazu sagen möchte, aber ich muss mich nicht nach der Decke strecken wie manche mir bekannten grossen Blogs mit riesigem Fanclub und Unmengen an Likes unter jedem Beitrag, in denen sich die Betreiber fast schon den Zwang auferlegt haben, nur Themen zu bringen , die ihrem Publikum gefallen könnten, weil sonst ja der Zuspruch nachlassen und die Leser abwandern könnten….
Denn ich kann schreiben wonach mir ist, auch zu Themen, die nur mich selbst interessieren – und ich bin nicht auf Likes angwiesen, die ohnehin nur besagen, das jemand einen Beitrag gesehen hat – nicht aber , ob er ihn auch wirklich gelesen und verstanden hat – und die schon gar nichts darüber aussagen, ob der Liker das wirklich gut findet, was da steht, oder ober er nur aus (guter?) Facebook-Manier heraus zeigen will, dass er da war.
Immer schön nach dem alten Ferrero-Motto:
„Guten Freunden gibt man ein Küsschen!“
Das will ich nicht, das brauche ich nicht, und es wäre mir auch viel zuviel Stress, meiner Leserschaft nur nach dem Mund zu schreiben um dafür Streicheleinheiten zu bekommen.
Im Gegenteil:
Manchmal finde ich es fast schade, nicht auch mal echten Widerspruch zu bekommen, wenn meine Geschreibsel zu krude war oder ich bei jemandem zu sehr angeeckt bin.
Ehrlichen Widerspruch, der ein Aneinanderreiben ermöglicht und im Nachhinein auch bei jedem Beteiligten zu einem Überdenken der eigenen Position führen könnte – oder zumindest zu einem Konsens, mit dem alle leben können, ohne dass nachher Feindschaft bis ins Grab herrschen muss.
Schliesslich sollte unter Freunden auch mal ein ehrliches und offenes Wort möglich sein, oder?
Und schliesslich ist die Meinung und „Das Wort des Eingeborenen“ – in dem Fall also meine Meinung und mein Wort – ja auch kein Heiligtum, bei dem es ein Sakrileg wäre, wenn man daran rüttelt.
Fehler machen wir sicher alle und in die Irre gelaufen ist sicher auch mal jeder von uns – warum also sollte ich davor gefeit sein?
Nur, weil ich einen Blog betreibe?
Weit gefehlt, denn ich liege ganz bestimmt genauso oft daneben wie jeder andere von uns.
Und ich wäre dankbar, wenn man mir das dann auch sagt.
Ganz ehrlich.
Zumal ich – den Gedanken mal weiter gesponnen – mich sonst eventuell auch irgendwann in einer Situation befinden könnte wie eine Reihe von anderen Blogs, die ich heute besucht und bei denen ich mich so gefühlt habe wie weiland Bilbo Beutlin in der Drachenhöhle:
Alles düster, öde und leer und irgendwo hockt Smaug auf seinem Schatz und wartet nur auf jeden, der sich daran vergreifen will.**Was ja auch kein erstrebenwerter Zustand wäre.
Aber so kanns halt gehen, wenn keiner sich mehr traut, den Mund aufzumachen – oder die Inhalte der früher mal sehr lesenswerten Blogs nur noch aus Gejammer, schwülstigen Verschwörungs – oder Weltverbessrungstheorien, Kochrezepten und – bestenfalls – Wanderungen in Traumwelten weit ab jeder Realität bestehen.
Auch das nicht meins – und sicherlich ein Grund, meinen Blog zu schliessen, wenn es hier mal soweit kommen sollte.
Denn was sollte ich noch öffentlich schreiben, wenn es sowieso niemand mehr lesen will?
Doch soweit wird es sicherlich nicht kommen, denn schliesslich bin ich ja eher Realist und von Haus aus auch nicht wirklich misanthrop veranlagt – selbst, wenn ich hin und wieder auch mal über weniger schöne Befindlichkeiten schreibe oder anderweitig über die Stränge schlage.Deshalb stehen die Chancen auch gut, das mein Blog genauso weiterläuft wie bisher. Als „Bunte Mischung und von allem Etwas“, ohne immer denn Anspruch zu haben, im allem auf die „Political Correctness“ zu achten.
Denn wie gesagt: Ich denke gerade, das er gut so ist, wie er ist.
Was aber auch nicht ausschliesst, dass Ihr mir auch mal Feuer unterm Hintern machen dürft, wenn Ihr denkt, dass ich übers Ziel hinausgeschossen bin.
In diesem Sinne:
Bleibt mir gewogen, bleibt gesund und bleibt behütet.
Wir lesen uns.
*)dreimal dürft Ihr raten, wen ich damit wohl meine
**) Danke , J.R.R. Tolkin für dieses Szenario aus dem kleinen Hobbit, welches mein Gefühl so treffend beschreibt.
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