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Tapetenwechsel

Zum dritten mal in diesem Monat ein neues Headerbild:Aus gutem Grund, denn heute hatten wir Gelegenheit, unseren Protest gegen die Seehofersche Politik nicht nur in unseren Blogs in Worte zu fassen, sondern ihm zusammen mit über 4500 Menschen auch auf der Strasse Ausdruck zu verleihen. Den Bericht dazu gibt es nebenan bei meiner Liebsten.

Bleibt noch zu erwähnen, dass gleichzeitig in Köln 6000 Menschen und in Essen 1500 Menschen auf der Strasse waren und es auch morgen an verschiedenen Orten weitere Demos geben wird. Und es ist ein gutes Gefühl, damit nicht alleine zu sein, sondern zu sehen, dass viele Menschen in diesem Land genau so denken wie wir.

„Adam Baudy sah das Feuer…

„….. erst, als sie den Ortsrand von Kirchzarten erreicht hatten. Ein schmaler Streifen Glut auf der Weide zwischen Straße und Wald, vereinzelte Flammen, die in der beginnenden Morgendämmerung träge aufflackerten. Das Feuer war im Begriff zu erlöschen, sie kamen zu spät.“

Langsam geht  zur Zeit es voran, was das Lesen angeht.
Ich komme einfach nicht dazu, genau so wenig, wie über neue Bücher zu schreiben, die ich gerade angefangen habe.
Andere Themen stehen im Vordergrund, sowohl was das reale Leben als auch, was diesen Blog angeht. Aber wie heisst es so schön:

„Störungen haben Vorrang!“

Trotzdem nutze ich jetzt mal die Gelegenheit, kurz das aktuelle Buch auf meinem Reader vorzustellen, denn es gibt ja auch noch andere Themen als die politische Lage:
Band zwei der Louise-Boni-Reihe von Oliver Bottini, der fast nahtlos an die persönliche Geschichte der Kommissarin aus dem ersten Band anschliesst, aber sich dennoch in der Handlung  mit ganz anderen Themen beschäftigt :

Im Sommer der Mörder

handelt von Waffenhändlern, dem Balkankonflikt im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts und von den Konflikten im Pakistan der Taliban aus der Zeit nach dem Angiff auf auf das World-Trade-Center am 11.09.2001.
Alles verpackt in eine spannende Handlung, wie ich nach der Hälfte des Buches schon sagen kann, das sich genau so gut liest wie der erste Teil.

Der Klappentext:

„Kirchzarten ist der friedlichste Ort der Welt. Bis eines Tages im Morgengrauen ein Holzschuppen in Flammen aufgeht – und plötzlich ein Inferno losbricht. Verheerende Explosionen überraschen die freiwillige Feuerwehr und fordern ein Menschenleben. Wie sich herausstellt, hatten Unbekannte unter dem Schuppen ein Waffenlager angelegt.
Die Freiburger Hauptkommissarin Louise Bonì steht vor dem bislang schwierigsten Fall ihrer Karriere. Die Spuren führen zurück in das zerfallende Jugoslawien der Neunzigerjahre. Doch als ein kaltblütiger Mord geschieht, beginnt Louise zu begreifen, dass der Fall weitaus größere Dimensionen hat.“

 

Und so werden auf diesen zweiten Teil sicher auch noch die restlichen vier Bücher der Reihe folgen, denn Bottinis Stil gefällt mir gut und auch die Zwiespälte seiner Heldin – beispielsweise in ihrem Kampf gegen ihre Sucht – machen sie sehr lesenswert.

Menschliches

Jeder von uns hat in den letzten Tagen die Schlagzeilen mitbekommen, die davon berichten, dass ein junger Mann – seit acht Jahren in Deutschland lebend – nun mit achtundsechzig  anderen nach Afghanistan abgeschoben wurde, weil er hier straffällig geworden ist – und unmittelbar danach in einem Kabuler Hotel Suizid begeht.
Der junge Mann war wohl kein Engel,  wie man den Artikeln zu dieser Schlagzeile entnehmen kann, er wurde in seiner Zeit hier in Deutschland straffällig und stand so auch im Konflikt mit der Gesellschaft, in der er gerne leben wollte. Viel mehr wissen wir auch nicht über ihn – nichts über seine Träume, nichts über die Gründe, warum er nach Deutschland kam, nichts über das, was vor seiner Flucht aus Afghanistan geschah….

Aber eins wissen wir sicher:
Er war ein Mensch, der in Frieden und ohne Angst leben wollte.

Genau wie vorher schon eine Reihe anderer, dies sich ebenfalls aus Angst vor Abschiebung selbst umgebracht haben oder Versuche in dieser Richtung unternahmen – ohne dass die Öffentlichkeit davon gross Notiz genommen hätte. Allenfalls kleine Meldungen berichteten davon, Randnotizen, die lediglich einigen Rassisten  und Ausländerhassern als Anlass dienten, sich hämisch dazu einzulassen. Kaum der Rede wert, Nebenprodukt eines Klimas von Ignoranz und menschlicher Kälte, wie es in unsere Gesellschaft mehr und mehr zum Alltag wird.

Und während die Meldungen über den Toten in Kabul durch die Schlagzeilen tickerten, mussten wir gleichzeitig von einem anderen Menschen lesen, der sich darüber freut, dass ausgerechnet an seinem neunundsechzigsten Geburtstag neunundsechzig Menschen zurück geschickt wurden in ihr Land, dass keinesfalls so friedlich ist, wie am grünen Tisch in Berlin beschlossen wurde.
Dieser Mensch – Politiker einer angeblich christlichen Partei, gleichzeitig einer der mächtigsten Minister unseres Landes und schon seit Wochen bestimmend für die Schlagzeilen – demaskiert sich ohne jedes Schamgefühl und zeigt damit einmal mehr, dass Rücksichtslosigkeit und fehlende Empathie ganz in der Mitte der Gesellschaft und der Politik angekommen sind und man sich ungestraft über das Schicksal anderer lustig machen darf….
Er selbst sitzt ja sicher in seinem warmen Sessel und hat keine Konsequenzen zu befürchten  – genau wie das Pack, dass es ihm gleich tut und sich in den Kommentarspalten der Zeitungsmeldungen über den Toten in Afghanistan lustig macht.
Auch dieses Pack  – vergessen wir es nicht –  besteht aus Menschen.
Menschen, deren Menschlichkeit vom Hass zerfressen wird –  den selben Menschen im übrigen, die gleichzeitig die Rettung von 13 Menschen aus einer überfluteten Höhle in Thailand feiern, während sie die Retter hunderter Menschen im Mittelmeer verteufeln…

Was nicht in der Zeitung steht ist der Fortgang der Geschichte einer jungen Frau, über die ich neulich schon mal berichtet habe:

Denn auch bei ihr zeigt diese Kälte nachhaltige Wirkung, wie ich in den letzten Tagen erleben musste.
Ihre Fröhlichkeit und Neugier ist verschwunden , mit der sie am Montag mit mir zusammen die Tour begann, verdrängt von Anspannung und offensichtlicher Angst, bei jedem neuen und ihr unbekannten Kunden könne wieder das gleiche passieren, wie am Montag mit diesem pöbelnden alten Mann, der sie so hasserfüllt angegangen ist.
Daran haben auch alle Gespräche darüber bisher nichts ändern können. Der Schock sitzt viel tiefer, als ich am Montag noch dachte.
So ist es inzwischen fraglich, ob sie ihr Praktikum bei uns weiterführen kann, das sie aber unbedingt nachweisen muss, um abschliessend zur Prüfung zugelassen zu werden….
Dennoch werden wir versuchen, ihr das zu ermöglichen – und ich bin sehr froh, dass dabei alle in der Firma an einem Strang ziehen und sie nun in eine Tour mit Kunden wechseln darf, die wir gut kennen und gut genug einschätzen können, um ihr weitere Erlebnisse wie am Montag zu ersparen.

Froh bin ich auch darüber, dass meine Liebste und ich nun drei  freie Tage zusammen haben, eingeläutet von einem leckeren Geburtstagsessen gestern abend.
Zeit, die bis auf einen Termin heute Abend nicht verplant ist.
Zeit für uns.

Hoffentlich  mal ohne schlechte Nachrichten und griesgrämige, hasserfüllte und pöbelnde alte Männer….

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