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Franziskus

Nachzuholen wäre ja noch – neben anderen Themen – wenigstens ein kurzer Bericht über den Film, der am letzten Sonntag mit den Anstoss gab, nach Kiel zu fahren: Und eigentlich könnte ich mich da  kurz fassen: Wir waren beeindruckt.

Denn der Film zeichnet das Bild eines nachdenklichen und doch begeisternden Mannes, der offensichtlich viel Freude am Umgang mit Menschen hat, ohne ihn deswegen unnötig zu überhöhen.
Gezeigt wird dabei weniger Franziskus der Papst, sondern mehr der Mensch Jorge Mario Bergoglio, der dieses Amt bekleidet – ein Mensch mit viel Liebe zur Welt und zu den Menschen, die sie bewohnen – egal, mit welchen Fehlern oder Makeln sie behaftet sind.

Dass er dabei selbst nicht fehlerfrei ist – genau so wenig wie die Kirche, die er leitet – und manchmal auch um Antworten verlegen oder gar sprachlos angesichts des Elendes, das er bei seinen Besuchen an Orten sieht, an denen die Ärmsten der Armen leben, kann er freimütig zugeben und man merkt, dass er es wirklich ernst meint, wenn er diese Orte besucht.
Nicht als strahlender Übervater, sondern als Mensch Jorge mit dem Bedürfnis, sein Mitgefühl zu zeigen.

In den Interwievs, die einen grossen Teil des Filmes ausmachen, kommt dies auch zum Ausdruck, wobei ich persönlich auch das Gefühl hatte, dass dieser Jorge in vielem was er denkt im grossen Widerspruch zu dem steht, was – noch – offizielle Kirchenpolitik ist und dass manche Fragen ihn auch schmerzen.
Z.B. die Frage nach sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche.
Aber er weicht auch dem nicht aus, sondern ringt um Antworten, wie dieses Problem zu lösen sei…..

Eingebettet wird dies alles in beeindruckende Bilder, die  – teils durch heftige Gegenschnitte – zusätzlich eine eigene Sprache sprechen.
Beispielweise, wenn Franziskus als Papst vor einem Kardinalskonvent davon spricht, dass die Kirche ärmer werden müsse, um dem Elend entgegen zu wirken und glaubwürdiger zu werden und dabei im Gegenschnitt die gelangweilten Gesichter seiner Kardinäle gezeigt werden, denen das offenbar am A…. vorbei geht.
Eine Stelle im Film, die allgemeines Schmunzeln im gut besuchten Kino auslöste.

Alles in allem hat es also gelohnt, diesen Film zu sehen, denn manche Gedanken des Menschen Jorge regen sehr zum Nachdenken auch über das eigene Handeln an – wie seine Gedanken über die Schöpfung und den Umgang damit,  festgemacht an einem Gebet seines Namenspatrons Franz von Assisi, dem Sonnengesang, aus dem ich hier einen Auszug zitieren möchte

 

„…………………..

Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,
besonders dem Herrn Bruder Sonne,
der uns den Tag schenkt und durch den du uns leuchtest.
Und schön ist er und strahlend in großem Glanz:
von dir, Höchster, ein Sinnbild.

Gelobt seist du, mein Herr, für Schwester Mond und die Sterne.
Am Himmel hast du sie geformt, klar und kostbar und schön.

Gelobt seist du, mein Herr, für Bruder Wind,
für Luft und Wolken und heiteres und jegliches Wetter,
durch das du deine Geschöpfe am Leben erhältst.

Gelobt seist du, mein Herr, für Schwester Wasser.
Sehr nützlich ist sie und demütig und kostbar und keusch.

Gelobt seist du, mein Herr, für Bruder Feuer,
durch den du die Nacht erhellst.
Und schön ist er und fröhlich und kraftvoll und stark.

Gelobt seist du, mein Herr, für unsere Schwester Mutter Erde,
die uns erhält und lenkt
und vielfältige Früchte hervorbringt, mit bunten Blumen und Kräutern.

……………………………..“

Bleibt noch anzumerken, dass wir das anschliessende Gespräch mit dem Erzbischof geschwänzt  und uns stattdessen auf der Rückfahrt nach Hause angeregt über das unterhalten haben, was der Film uns gezeigt hat….

Zwickmühle

Eigentlich kann man die SPD ja nur bedauern:
Da streiten sich Bayernfürst Seehofer und seine Chefin Merkel, dann kommt nach tagelangem Hickhack ein fauler Kompromiss heraus, der ohne Beteiligung der SPD ausgehandelt wurde und nun hat diese plötzlich den schwarzen Peter:

Verweigert sie die Zustimmung zu der mehr als fragwürdigen Entscheidung der beiden Streithähne, dann wird man ihr vorwerfen, der Spielverderber zu sein, der die ohnehin wackelige grosse Koalition noch mehr ins Wanken und vielleicht zum Zusammenbruch bringt – stimmt sie zu, wird man sagen, dass sie sich noch mehr von ihren eigenen Prinzipien entfernt – und damit wird sie noch mehr von ihrer Glaubwürdigkeit und noch mehr Wählerstimmen einbüssen.

Sie kann also nur verlieren, egal wofür sie sich entscheidet.

Und doch denke ich, dass sie dafür auch zum Teil selbst die Verantwortung trägt.
Wäre es im letzten Herbst bei der ursprünglichen Entscheidung geblieben, sich nicht auf eine Fortsetzung der Groko einzulassen und in der Opposition zu bleiben, würde es möglicherweise etwas anders aussehen als in den letzten Umfragen, die Seehofers Eskapaden noch gar nicht widerspiegeln: Denn dann wäre die alte Tante jetzt nicht mit in den Strudel geraten, den Seehofer mit seiner auf die Lücke rechts der Kackblauen zielenden Strategie in Gang gesetzt hat, die bisher nur genau denen geholfen hat, die er damit ausschalten wollte.

Aber nun ist es zu spät und die Chance für die SPD vertan, wieder ein eigenes Profil zu gewinnen. Mit gefangen, mit gehangen…..

Bleibt die Hoffnung, dass die SPD am Donnerstag nun nicht auch noch umfällt und sich Seehofers Diktat beugt. Das wäre in meinen Augen die glaubwürdigere Entscheidung, auch wenn die grosse Koalition daran zerbrechen sollte.
Aber danach sieht es momentan nicht aus. Denn noch will man verhandeln und hofft, einen Königsweg zu finden, bei dem alle zufrieden gestellt sind.

Doch wie soll das gehen, solange Seehofer in seinem Wahn  nicht einen Zentimeter nachgeben wird?

Fakt ist jedenfalls, dass die Groko schon jetzt keine Mehrheit in der Bevölkerung mehr findet, wenn man die Zahlen der letzten INSA-Umfrage zugrunde legt – und diese Tendenz wird sich sicher noch fortsetzen, wenn man Seehofer weiter rumhorsten lässt…..

Ihn daran zu hindern, dazu hätte die SPD nun die Chance.
Fragt sich halt nur, ob sie die auch nutzt, wenn damit eine weitere Selbstverstümmelung verbunden ist?

Arme SPD !

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