Während die Kackblaue „Partei“ nun neuesten Umfragen zufolge – und leider dank der erfolgreichen Hilfe unsers Heimatministers – weiter auf dem Weg zur zweitstärksten Kraft in unserem Land ist, hatte ich gestern auch in meinem sonst politisch eher ruhigen Arbeitsumfeld ein unschönes Erlebnis, was genau in diese Problematik passt.
Naturgemäss bleibt es bei meiner Tätigkeit ja nicht aus, dass man gelegentlich auch mal rechtem Gedankengut begegnet, wenn auch die Generation inzwischen so gut wie ausgestorben ist, die Hitler vor 85 Jahren gewählt hat – und auch die Generation der Verblendeten mittlerweile immer mehr verschwindet , die als Kinder und Jugendliche in der HJ und beim BDM politisch indoktriniert wurden….
Dafür rücken jetzt vermehrt Menschen nach, die sich die kackblauen Parolen zu eigen machen und so als „neue Nazis“ mehr oder weniger subtil ihren Alltagsrassismus pflegen und propagieren, meist versteckt in Nebensätzen während unserer Gespräche bei meinen Pflegeeinsätzen, manchmal aber auch offen und sehr deutlich ihre Einstellung zeigend.
Normalerweise „überhöre“ ich das und reagiere nicht darauf, denn bei aller persönlichen Intoleranz diesen Parolen gegenüber ist doch die politische Einstellung meiner Kunden ihre Privatsache und sollte mich in meiner Arbeit nicht beeinflussen. Diskussionen darüber bringen nichts, an den Überzeugungen dieser Leute werde ich nichts ändern können…
Aber manchmal, ganz selten, sehe auch ich mich gezwungen zu reagieren:
So wie gestern, als ich mit einer 19-Jährigen Pflegeschülerin unterwegs war, deren Eltern vor zwanzig Jahren aus Indien kommend nach Hamburg übersiedelt und seit langem hier eingebürgert sind.
R., die Schülerin möchte Altenpflegerin werden, arbeitet seit einem Jahr in einem Altenheim und hatte gestern ihren ersten Praktikumstag bei uns, um auch die ambulante Pflege kennen zu lernen. Dummerweise musste sie gleich in einem der ersten Einsätze eine sehr unerfreuliche Erfahrung machen.
Da hatten wir Herrn L. auf dem Plan, einen Mann in meinem Alter, nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt und in seiner Unzufriedenheit mit dieser Situation ohnehin ein „rechtes“ (im doppelten Sinn des Wortes) Ekelpaket. Herr L. kann aufgrund seiner Krankheit das Bett nicht mehr alleine verlassen und benötigt morgens Hilfe beim Aufśtehen, beim Toilettengang, Waschen und Anziehen, immer begleitet mit viel Gemecker und wenig freundlichem Umgangston.
So hatte ich auch erwartet, dass dieser Einsatz – wie üblich – nicht einfach sein würde, aber meine schlechten Erwartungen wurden mehr als übertroffen, als er der Schülerin und ihrer dunklen Haut angesichtig wurde. Da flippte er förmlich aus, beschimpfte R. in übelster Weise und verlangte, dass sie sofort seine Wohnung verlasse.
Er würde das nicht dulden, dass dieses „Pack“ nun auch noch in seiner Wohnung auftauche, das „uns hier die Arbeitsplätze und die Wohnungen wegnimmt und sich überall breit macht“ und mit „Negerhuren“ wolle er schon gar nichts zu tun haben. Ich könne ihn ja auch alleine versorgen, und er würde nicht verstehen, wie ich mich mit solchem „Kroppzeug“ abgeben könne….
Klar, dass ich das nicht so stehen lassen konnte, schon alleine, weil ich es der Schülerin nicht antun mochte, nach so einer üblen Beschimpfung ganz alleine im Auto zu warten.
Also habe ich den Pflegeeinsatz sofort abgebrochen und mit ihr den Ort des unerfreulichen Geschehens verlassen, nicht ohne Herrn L. noch die Frage an den Kopf zu werfen, welchen Arbeitsplatz ihm denn noch jemand wegnehmen könne, wo er doch nicht mal in der Lage wäre, sich alleine den Hintern abzuwischen. Zudem sei seine volle Hose ja nicht lebensbedrohlich und vielleicht gäbe ihm diese Erfahrung mal die Gelegenheit, über sein eigenes Verhalten nachzudenken….
Was folgte, war ein längeres Gepräch mit der völlig aufgelösten R. im Auto, bei dem ich sie wieder beruhigen und auch überzeugen konnte, die Tour mit mir zusammen weiter zu fahren, um so auch eine Reihe sehr netter und umgänglicher Kunden kennenzulernen, die sie diese Szene ein wenig vergessen lassen könnten.
Was auch noch folgte, war ein telefonischer Disput mit meiner Pflegedienstleitung – bei der sich L. natürlich umgehend beschwert hatte, weil wir ihn hatten in seiner Sch….. liegen lassen – , der in der Aufforderung gipfelte, ich solle nochmal alleine zu L. fahren, mich entschuldigen und die Versorgung wie geplant beenden.
Beides habe ich verweigert, denn genug ist genug.
Eine gute Stunde später rief dann mein Chef persönlich an – den die PDL wohl inzwischen informiert hatte – und hat sich nochmal genau schildern lassen, was bei L. vorgefallen sei.
Und dann meinte er, dass ich aus seiner Sicht völlig richtig gehandelt und er selbst sich genauso verhalten hätte – denn an Kunden hätten wir keinen Mangel und auf solche Rassisten könnten wir gut verzichten. Herr L. bekäme nun die fristlose Kündigung und ich solle mich während der restlichen Tour weiter gut um die Schülerin kümmern…..
Bleibt noch zu bemerken, dass die restliche Tour wirklich gut gelaufen ist und R. mir – wieder im Büro angekommen – sagte, dass sie gerne die nächsten Tage auch weiter mit mir fahren würde.
Und, dass am Schlüsselschrank ein Fax mit der Kündigung an L. hing, klar in seiner Aussage, dass es der Auffassung unseres Chefs widerspricht, wenn sich jemand so verhält:
„…… deshalb können wir solche rassistischen Äusserungen unseren Mitarbeitern gegenüber nicht dulden und kündigen den geschlossenen Pflegevertrag mit sofortiger Wirkung….“
Dumm für L. wird nun sein, dass er wohl grosse Probleme haben wird, einen neuen Pflegedienst zu finden. Schliesslich es ist guter Brauch, dass die verschiedenen Dienste in unserem Bereich miteinander kommunizieren, um wichtige Informationen weiter zu geben. Und dabei wird der Grund der Kündigung wohl auch zur Sprache kommen ….
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