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Blickrichtungen

Auf meine täglichen Runden im Hamsterrad komme ich ja logischerweise immer wieder zu den gleichen Kunden und damit auch an Orte in meinem Revier, die im Lauf der Zeit durch ihre Besonderheiten auch zu Lieblingsorten mit ganz eigenen Perspektiven  für mich geworden sind.

Zu diesen Orten gehört zum Beispiel eine Wohnung im 10. Stock eines Hochhaus im Hamburger Stadtteil Steilshoop, einmalig mit einem weiten Blick nach Südwesten über die Stadt, mit täglich wechselnden Ansichten. Mal ist es neblig und so trüb, dass man kaum ein paar Meter weit gucken kann, an anderen Tagen wiederum geht der Blick in die Weite bis zum Hafen mit seine Kränen und über die Elbe hinweg.
Oder es bietet sich ein Panorama wie heute, mit leuchtendem Herbstlaub im Vordergrund vor der fast scherenschnittartigen Silhouette der Türme und Hochhäuser am HorizontUnd ich muss gestehen, dass ich meinen Kunden um diese Aussicht ein wenig beneide,  – auch, wenn ich in diesem Stadtteil und dem Hochhaus sicher nicht wohnen wollen würde. So einen Blick aus meinem Fenster hätte ich schon gerne –  mit der Vielfalt, die sich dort bietet und fast jedes Fernsehprogramm überflüssig macht.

Ähnlich geht es mir auch mit dem nächsten Ort:
Einer Wiese, ein Paradies für Kaninchen , die eine Häuserzeile entfernt von einer grossen Durchgangsstrasse liegt, recht versteckt  und ein sehr friedlicher Ort. Umrahmt von Büschen und bestanden von drei grossen Bäumen, in denen sich Eichhörnchen tummeln , lädt eine Bank zum verweilen ein.Dort habe ich früher oft mit einem Kunden ein paar Minuten gesessen, als dieser noch mobiler war und das Haus verlassen konnte –  und mit ihm einfach ein Paar Minuten die Ruhe genossen und die Tiere beobachtet, bevor es wieder zu seiner Frau ging, die damals schon bettlägerig war und die er mit seinen weit über 80 Jahren noch weitgehend selbst versorgt hat.
Mittlerweile ist seine Frau verstorben und er hat seit einem Jahr das Bett nicht mehr verlassen, kann aber diese Wiese und die Bank von seinem Schlafzimmer aus sehen und ist an guten Tagen sehr interessiert daran, ob die Eichhörnchen Junge haben und wie viele Kaninchen ich gesehen habe….

Den dritten besonderen Ort hab ich hier schon mal gezeigt. Das Stückchen Weg am Kanal entlang, zu dem ich eher selten komme, weil ich diesen Kunden nicht regelmässig versorge: Aber es ist mir immer wieder ein Freude, wenn ich diese Gelegenheit bekomme.
Denn auch dieser Ort ist keineswegs alltäglich, selbst in einer Stadt wie Hamburg nicht. Auch dies ein Ort, der sich jedesmal anders präsentiert und damit eine willkommene Abwechslung bietet im täglichen treppauf, treppab….

Besondere Orte  wie diese sind es, die durch ihr ganz eigenes Flair auch mit den Reiz meiner Arbeit ausmachen. Als kleine Highlights ragen sie heraus zwischen Hinterhofperspektiven und Kopfsteinplasterstrassen mit Backsteinbauten, zwischen dem Blick auf Nachbarfenster und Feuerwände, zwischen schummrigen Treppenhäusern, düsteren Fluren und hautengen Badezimmern, der sich sonst bei vielen Kunden bietet.

Und das ist gut so.

Gut für mich, dass es diese Orte gibt, die mir zwischendurch die Möglichkeit bieten, den Blick mal zu weiten und andere Eindrücke aufzunehmen, bevor das Hamsterrad sich schon wieder weiter dreht….

Überflüssig

Manchmal staune ich ja, was alles an absolut unnötigen Produkten auf den Markt geworfen und mit grossem Tamtam beworben wird. Zum Beispiel diese Duftkerze, die riechen soll wie die bekannte Handcreme eines grossen Hamburger Kosmetikherstellers:Ein  Produkt, dass ich sicher nicht kaufen werde, genausowenig wie die gleichnamige Creme, deren Namen ich hoffentlich gut genug verpixelt habe, dass man diesen Beitrag nicht als Werbung missversteht.

Immerhin hatte ich neulich im Drogeriemarkt schon Gelegenheit an dem 5 Doppelmark teuren Glas zu riechen und fand es genauso widerlich-aufdringlich riechend wie die unsägliche Creme, die von manchen meiner Kundinnen buchstäblich auf die Lippen und aus der gleichen Dose auch auf die Hämorriden geschmiert wird. Lecker, echt!Ausserdem steh ich als Allegiker überhaupt nicht darauf, wenn die Luft mit irgendwelchen undeklarierten Duftstoffen verpestet wird – und da ist diese Kerze – genau wie die Creme und die stinkenden Weichspüler mancher Hersteller ein ganz unrühmliches Beispiel.
Was drin ist, steht da nämlich nicht drauf – denn das ist ja Firmengeheimnis.
Von Verwöhnen kann also keine Rede sein.

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