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Kommst Du heut‘ nicht, kommst Du morgen

So etwa könnte man meine Lebenseinstellung beschreiben, seit ich nicht mehr arbeite und ohne von aussen vorgegebene Strukturen samt engem Zeittakt auskommen darf. Wobei ich aber verabredete Termine auch weiterhin gewissenhaft einhalte, allerdings die notwendigen Vorbereitungen dazu meist auf den allerletzten Drücker erledige.

Vermutlich aus alter Gewohnheit, denn zu Hamsterrad-Zeiten war ja auch immer das zuerst dran, was gerade dran war und Vorbereitungszeiten lange vor der Deadline eigentlich nicht drin. Zudem lehrte auch die Erfahrung, dass sich oft die Dinge schon wieder geändert hatten, wenn ich mir schon Wochen vorher Gedanken dazu gemacht hatte – und so meine gemachten Pläne sich im Nachhinein dann doch als hinfällig erwiesen.
Ausserdem hatte ich auch immer das Gefühl, dass ich viel effektiver war, wenn ich auch einen gewissen Druck des „das muss jetzt  fertig werden“ verspürte – will sagen, dass ich mich dann nicht mehr so schnell ablenken lies und anderweitig verdaddele, sondern viel konzentrierter bei der Sache blieb, ohne dass meine Sorgfältigkeit darunter leiden musste…

Ein Druck, der mir jetzt manchmal ein wenig fehlt, zumal ich schon seit je her ein Meister des vor-mir-her-Schiebens bin und perfekt darin, alles auszublenden, was keine absolute Priorität hat.
Womit ich jetzt nicht meine alltäglichen Pflichten meine, sondern sich das eher daran manifestiert, was ich mir selbst auf die Agenda setze – wie beispielsweise meinen am Montag grossspurig hier angekündigten Wochenplan, meinen Rechner neu aufsetzen und in der Folge meinen Schreibtisch aufräumen zu wollen:
Beides Dinge, zu denen der „notwendige“ Druck (abgesehen vom Leidensdruck des ewig langsamen Hochfahrens des Rechners) offensichtlich noch fehlt, auch wenn die neue Festplatte inzwischen schon eingebaut und der Rechner innerlich gereinigt  ist.

„Ansonsten  läuft die Kiste ja“

so mein Gedanke.
Und:

„Das eilt ja nicht“

Womit dann das langwierige und langweilige Umkopieren meiner Daten erst einmal  unterbleib, obwohl ich sicher bin, dass ich anschliessend sehr glücklich über die neu gewonnene Ordnung und Übersichtlichkeit gewesen wäre. Also habe ich mich lieber mit anderen Dingen beschäftigt, die mehr Lustgewinn versprachen als schnödes Starren auf Fortschrittsbalken. Lesen beispielsweise, am Roller schrauben und ja, auch Blogbeiträge schreiben.
Hätte der Rechner allerdings die Schlappen ganz in die Luft geworfen und würde nicht nur „ein wenig“ lahmen, dann wäre das alles wahrscheinlich in einem Tempo abgelaufen, gegen das ein Blitz ein schneckengleiches Zeitlupenereignis gewesen wäre.
Was ist dagegen schon zukünftiges Glück über neu gewonnene Ordnung  als einziger Motivationsgrund?

„Hätte, hätte, Fahrradkette….“

Wobei die Geschichte meines gescheiterten Wochenprojektes – und damit meiner nachlässigen Selbstdisziplin – durchaus als „exemplarisch“ zu bezeichnen ist, denn mit anderen grossen und kleinen Projekten (mein Schreibtisch, unser Bett, Küche aufräumen, Badezimmerputzen usw.) geht es ja auch nicht anders, auch wenn es hier durchaus handfestere (oder vielleicht doch meinem inneren Schweinehunde geschuldete?)  Gründe gibt, warum es damit nicht vorwärts geht:
Platzprobleme, weil dazu eine gewisse Ellenbogenfreiheit notwendig ist – der Transport des Materials, welches ich mir ja nicht frei Haus liefern lassen kann, sondern selbst die Treppe (mein Angstgegner!) rauf wuchten müsste und nicht zuletzt auch die Entsorgung der alten Möbel, die vorher ausgeräumt, abgebaut und entsorgt werde müssten , meine Unbeweglichkeit und die Aussicht auf unbequemes Arbeiten in der Hocke…und dergleichen mehr – alle wenig geeignet, mir den nötigen Drive zu geben und endlich damit loszulegen.

Insofern bin ich ganz froh, dass unsere geplante  Wohnzimmerenovierung nicht alleine auf meinen Schultern lastet, sondern das die Liebste und ich das zusammen wuppen werden.
Nicht nur, weil geteilte Last halbe Last ist und wir uns dabei ergänzen können, sondern auch, weil sich durch den Kauf der Regale und des neuen Teppichs da inzwischen auch der notwendige Druck aufbaut, den ich ganz offensichtlich brauche.
Wozu jetzt auch noch die Vorfreude auf das fertige Ergebnis kommt, dass sicherlich ganz wunderfein werden wird, wenn es denn erst mal fertig ist.
Eine Woche also noch, dann hat die Liebste Urlaub und dann geht es los damit.

In diesem Sinne:
Macht Euch keinen Druck, bleibt gesund und bleibt behütet.
Wir lesen uns


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