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Der Speck muss weg

Während Frau Elli und meine Liebste eher zierlich gebaut sind und Essen bisweilen nur in homöopathischen Dosierungen zu sich nehmen, sind Herr Hein und ich da ganz anderen Kalibers – sowohl von der Figur her, als auch von der Grösse der Portionen, die wir üblicherweise essen. Mit der fatalen Folge, dass wir Jungs eine Menge –  viel zuviel – Speck auf den Hüften haben, der da eigentlich nicht hingehört.

Kein Wunder bei den Essgewohnheiten, die wir beide an den Tag legen:
Sind  bei mir vor allem die abendlichen Schlemmer-Attacken vor dem Fernseher für das Hüftgold verantwortlich, so liegt es bei Herrn Heins barocken Körperformen  wohl eher daran, dass er sich im Lauf der Zeit angewöhnt hat,  buchstäblich alles in sich hinein zu fressen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Insbesondere das, was Frau Elli im Napf lässt, die – eigentlich ganz  katzentypisch – gerne in mehreren Gängen frisst und dabei immer nur zwei, drei Happen zu sich nimmt. So bleiben von jeder Ration (wir füttern beide gleich) immer noch reichlich Reste in ihrem  Napf, die wiederum Herr Hein als gefundenes Fressen betrachtet und gleich in sich hinein schlingt, sobald Frau Elli den Fressplatz verlässt. Mit der Folge, dass sie natürlich nichts mehr vorfindet, wenn sie die nächsten Bissen zu sich nehmen möchte und dann so lange herum quängelt, bis es wieder was in den Napf gibt.
Was sich als echter Teufelskreis herausstellt:
Wenn man ihr dann das nächste Tütchen Nassfutter öffnet, beginnt das gleiche Spiel wieder von vorne. Heini bekommt das natürlich mit und legt sich direkt auf die Lauer, damit nichts umkommt, wenn sie nicht mehr mag, so dass er neulich auf eine Gesamt-Menge von beinahe sechs Portionen am Tag gekommen ist.
Viel zu viel, wie jede Katzen-Gebrauchsanweisung bestätigt. Mehr als zwei Rationen Nassfutter (und ein wenig Trockenfutter) sollten es nicht sein. Also so, wie das noch war, als ich auch noch täglich das Hamsterrad gedreht habe und nicht den ganzen Tag  als Futterautomat zu Verfügung stand, dem man nur die Ohren voll jammern muss, um an die nächste Portion zu kommen.
Wobei ich ja den Verdacht habe, dass Herr Hein seine Lebensgefährtin gelegentlich auch vorschickt, um seine Fressgier zu befriedigen. Wohl in der Hoffnung, dass ich Ihren wunderbaren Augen und ihrem bettelnden Gequake kaum widerstehen kann.

Was nun die Frage aufwirft, wie dem Problem wohl beizukommen wäre?

Ausprobiert habe ich da inzwischen schon einiges bis hin zu dem Versuch, Herrn Hein so lange im Wohnzimmer einzusperren, wie Frau Elli braucht, in der Küche wenigstens den halben Napf zu leeren – was sich aber letztendlich  – also gut zwei Stunden später – auch nicht als wirklich praktikabel herausgestellt hat. Kaum war die Tür wieder offen, war Heini wieder in der Küche, um alles niederzumachen, was noch übrig war und anschliessend laut quakend neben meinem Stuhl zu stehen und „Mehr!“ zu fordern – ähnlich, wie er das macht, wenn die Liebste morgens gerade aus der Tür ist und ich eben aufgestanden bin. Und wohl wissend, dass ich weiss, dass er sich nicht mal eine Stunde vorher  den Wanst bis zum Rand gefüllt hat. Denn die Liebste würde sicher niemalsnienicht vergessen, morgens noch vor Inbetriebnahme des Kaffeeautomaten die ersten Näpfe zu füllen.
Wie sollte sie auch bei der lautstarken Erinnerung, die dazu täglich erfolgt?

Auch alle Versuche, wieder zum alten Fütter-Schema (Nassfutter  morgens und abends – dazwischen nur Brekkies) zurück zu kehren sind bisher gescheitert, weil der Herr offensichtlich irgendwann so einen Heisshunger entwickelt, dass er mehr von dem trockenen Zeug auf einmal in sich hinein schlingt, als ihm gut tut. ( und sich alles anschliessend nochmal durch den Kopf gehen lässt, bevorzugt da, wo Teppich liegt). Kleinere Portionen (FdH) bringen da auch nichts, weil Frau Elli  dann nichts mehr abbekommt, die ihm  essensmässig aus alter Tradition den Vortritt lässt.
Schliesslich ist er ja der Chef.

Hmm.
Ganz ehrlich: Ich bin mit meinem Latein gerade am Ende, wie das zu lösen wäre, zumindest was unseren Kater angeht.

Was mich selbst betrifft, ist die Sache jedenfalls deutlich einfacher, weil ich zumindest theoretisch weiss, wie ich mein Gewichtsproblem in den Griff bekommen könnte.
Wobei ich zu meiner Ehre noch anführen kann, dass ich seit der Rückkehr aus Bad Nauheim mein Gewicht weitestgehend gehalten und lediglich ein Kilo zugenommen habe. So dass ich insgesamt immer noch deutlich unter den hundertneun Kilo liege, mit denen ich damals dahin gefahren bin. Aber eben auch deutlich über dem Ziel, was ich mir gesetzt hatte – wieder unter hundert Kilo zu kommen, wie ich sie noch zu Hamsterrad-Zeiten hatte. Und auch noch einige Zeit danach, jedenfalls so lange, bis ich unter der Cortison-Therapie „etwas“ ausser Form geraten bin, dank der Heisshunger-Attacken, die damit zusammenhingen.
Heisshunger vor allem auf Süsses, Studentenfutter und Erdnüsse, bevorzugt abends vor dem Fernseher…
Heisshunger, der mich auch jetzt manchmal noch quält, auch ohne Cortison, wenn auch diese Attacken deutlich seltener sind und ich es oft schaffe, mich lediglich noch auf ein „Spätbrot“ oder Jogurt zu beschränken und eher selten zu kalorienreichen Süssigkeiten greife – seltener jedenfalls, als noch zu Cortison-Zeiten.
Aber das Brot und der Joghurt  muss dann auch sein. Veganer und kalorienarmer  Ersatz wie Möhren oder ein Stück Kohlrabi taugen nicht, denn danach habe ich einfach nicht das Gefühl, satt zu sein. Obwohl ich das eigentlich doch sein müsste….
Ergo werde ich meinen Pfunden wohl nur mit Disziplin und FdH beikommen können.
Da weiss ich, dass das geht, wenn ich das wirklich will.

Bleibt halt nur die Frage, wie ich Herrn Hein dazu bewegen könnte, sich ebenfalls darauf einzulassen?

In diesem Sinne:
Lasst es Euch schmecken, bleibt gesund und bleibt behütet.
Wir lesen uns


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