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Schmalhans Küchenmeister

Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich wohl eben tot umgefallen.

Denn bei unserem Herrn Hein mache ich mich gerade alles andere als beliebt, seit es nach dem ersten Frühstück (Nassfutter, welches unsere Fellnasen von der Liebsten bekommen ) bis zum Abendbrot nur noch Trockenfutter für ihn gibt:
Das passt ihm gar nicht, denn das frisst er eher ungerne. Und eben hat er mir das auch mehr als deutlich gezeigt, als es zum zweiten Frühstück wieder  „nur“ eine Handvoll von dem trockenen Zeug gab, nachdem er schon eine ganze Zeit erwartungsvoll vor der Küche gesessen hatte, mich immer mit Blicken durchbohrend, der ich lesend am Schreibtisch im Flur sass, ihm den Rücken zugewandt.
Aber das habe ich  inzwischen gelernt zu ignorieren, genau wie sein jammerndes Klagen, mit dem er anfangs noch versucht hat, mich auf seinen bald nahenden Hungertod hinzuweisen….
Jaja, das ist böse von mir , die arme Kreatur so leiden zu lassen und das Bild des Jammerns einfach zu übersehen, das er mir vermitteln will.
Ich weiss das.

Und ich weiss auch, dass sein Hunger so gross ist, dass er vor lauter Verzweiflung schon die Blätter der Sonnenblumen in der Vase auf dem Couchtisch oder den Feigenbaum auf den Balkon anfrisst – allerdings nur dann, wenn er weiss, dass ich ihn dabei beobachten kann.
Und abends, ja da ist es ganz besonders schlimm – da kommt er vor lauter Magenknurren nicht in den Schlaf – jedenfalls nicht, bevor er nicht auch noch den reichlichen Rest von Frau Ellis Nassfutter aus dem Napf geschleckt hat, nachdem seine Portion schon lange in ihm verschwunden und sein Napf penibel ausgeleckt ist.
So sauber wie gespült, direkt zur Wiederverwendung geeignet.

Aber das ist ja auch vertrackt:
Während er sich stets pflichtbewusst darum kümmert, dass sein Futter nicht verderben kann, nimmt sie  pflichtvergessen  immer nur ein paar Bröckchen und lässt den Rest einfach stehen um später weiter zu fressen.
Unverständlich für ihn  und nicht auszudenken, dass dies nun umkommen könnte….
Und noch unverständlicher für ihn, dass wir Dosenöffner ihm den Rest dann auch noch vorenthalten  wollen, auf den Tischs stellen, unter dem Tisch verstecken oder gar abdecken, damit Frau Elli vielleicht doch noch zum Zuge kommt.
Das geht ja gar nicht und dass lässt ihm auch keine Ruhe, solange bis er einen Weg gefunden hat, sich doch noch zu opfern  und sich heroisch die Reste einverleiben zu können.
Notfalls halt dann, wenn auch der letzte Zweibeiner im Bett verschwunden ist – also dann, wenn keiner mehr aufpasst und  lange, lange Zeit,  nachdem es Abendessen für ihn gab.
Aber so kann er wenigstens  bis zum Frühstück überleben, das ja immer noch um Stunden in der Zukunft liegt.

Frau Elli hingegen ficht das alles nicht an.
Die mag nämlich Trockenfutter und freut sich, dass davon immer genug übrig ist für ihren kleinen Hunger zwischendurch.
Obwohl sie ja auch ein Biest ist, wenn sie ganz  genüsslich Brekkies knabbert, während  Herr Hein völlig verhärmt und mit triefendem Zahn vor dem leeren Nassfutternapf verharren muss.
Armer Kater…

Allerdings, wenn ich ganz ehrlich bin, dann tut er mir inzwischen auch ein wenig leid und ich ertappe mich bei dem Gedanken, ob ich ihm nicht doch – wider besseres Wissen – eine kleine Zwischenmahlzeit zugestehe sollte mit Futter, dass er auch mag. Denn immerhin scheint es mir so, als habe sein Umfang doch schon um ein, zwei Zentimeterchen abgenommen in der Woche, in der ich das jetzt so durchziehe und ihn zum FdH verdonnert habe.
Eine  Zwischenmahlzeit vielleicht nicht jeden Tag, aber doch wenigstens hin und wieder.
Denn das ist ja auch auf die Dauer kein  Zustand, ihn so leidend zu sehen.
Auch wenn ich weiss, dass er in Bezug auf gefüllte Näpfe ein guter Schauspieler sein kann.

In diesem Sinne:
Bleibt gesund und behütet  – und vergesst nicht die leidenden Tiere
Wir lesen uns


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