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Annabelle

Neulich habe ich ja ein Album von Reinhard Mey hier vorgestellt –  was ein Anlass war, noch mal weiter in meinem virtuellen Plattenschrank zu kramen. Dabei fiel mir ein, dass die erste LP, die ich in meinem Leben je gekauft habe, auch – genau –  von Reinhard Mey stammte.

Daran war eine gewisse Annabelle schuld, die er auf dieser Scheibe besungen hat:

Bewusstes Lied lief seinerzeit Im Radio, genauer gesagt im Schlagerderby auf dem Deutschlandfunk, einer Sendung, die fest auf meinem Wochenprogramm stand, um – den Finger auf den Aufnahmetasten des (anfangs noch) geliehenen Cassettenrecorders meines Bruders – mich immer mit den neuesten Musiktrends zu versorgen.
Was nicht so einfach war, denn mein Bruder rückte das Ding nur ungerne heraus.

Nach der Konfirmation (1972) konnte ich mir dann endlich den Wunsch nach einem eigenen Aufnahmegerät erfüllen, und das war dann der Beginn einer grossen Leidenschaft, die mich bis heute begleitet.
Viele Abende habe ich – damals knapp 14 Jahre alt – verbotenerweise mit dem Ohrhörer im Ohr und bei ausgeschaltetem Licht vor dem Radio verbracht, immer bereit, die Aufnahmeknöpfe zu drücken, um begehrte Musikstücke zu ergattern – bis ich das erste Mal von Annabelle hörte.

Annabelle  gefiel mir – und ihr Sänger auch :-)

Aber Annabelle erweis sich auch als widerspenstig, denn es gelang trotz vieler Versuche nicht, sie komplett aufs Band zu bekommen. Immer fehlte entweder der Anfang oder ein Stück vom Ende – oder der Moderator hatte die Frechheit, in die letzten Takte hinein zu atmen…. ärgerlich :-(

Da sonst von Reinhard Mey im Radio wenig zu hören war – „Über den Wolken“ kam ja erst Jahre später – entzündete sich an diesem Mädel auch ein gewisser „Haben-Will“-Gedanke, der dringend nach Befriedigung verlangte – Ihr kennt das sicher….
Und ausserdem wollte ich mehr von dem Sänger hören. Der schien jedenfalls ganz spassige Sachen zu machen.

Also hab ich irgendwann schweren Herzens die Entscheidung getroffen, mein komplettes monatliches Tachengeld in meine erste Schallplatte zu stecken – also keine Süssigkeiten, oder was man sonst als 13jähriger so braucht, davon zu kaufen, sondern in was „Bleibendes“ zu investieren um anschliesend vom Plattenspieler meiner Eltern aus die neu erworbene Scheibe direkt auf Cassette zu kopieren, denn ein eigenes Plattenabspielgerät hatte ich ja auch noch nicht (und meine Mutter hätte mir was gehustet vonwegen der ständigen Musikdudelei im Wohnzimmer!)
Den Plattenspieler gab es schliesslich zu Weihnachten, was Anlass war, auch gleich vom Weihnachtsgeld der Grosseltern meine zweite Reinhard-Mey-Platte –  „Ich bin aus jenem Holze“ (JPC) – zu kaufen, damit ich auch mal wechseln konnte.

Je nach Geldbeutel folgten  nach und nach noch weitere, aber richtig los mit meiner Sammelwut ging es erst, als ich als Lehrling endlich eigenes Geld verdiente, was nicht nur der Erweiterung meiner Plattensammlung, sondern auch meines musikalischen Horizontes grossen Auftrieb gab.

Wobei, das Faible für Liedermachermusik (neudeutsch „Singer-Songwriter“) ist irgendwie geblieben…
Und das ist eindeutig Annabelles Verdienst <3

3 Replies to “Annabelle”

  1. Meine Liebe zu Liedermachern war eher durch Hannes Wader geprägt, was aber auch sicherlich meinem damaligen politischen Engagement in Friedens-und Anti-AKW Bewegung geschuldet war. Mey war uns damals zu unpolitisch, wobei er das ja gar nicht ist, er ist nur leiser und ich mag ihn inzwischen sehr.

    1. Reinhard Mey versteckt seine politischen Ansichten auf seinen älteren Platten sehr zwischen den witzigeren Stücken, mit denen er Szenen des Alltags auf die Schippe nimmt. Er ist leiser, wie Du sagt, und das gefiel mir damals – und es gefällt mir heute noch sehr.
      Wader dagegen haut mir ein wenig zu oft mit der linken politischen Keule – was sicher auch seine Berechtigung hat.
      Aber bei ihm gefallen mir auch die leiseren Stücke mehr als z.B. seine Arbeiterlieder.

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