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Sonntagsprogramm

Es kommt ja selten vor, dass wir ins Kino gehen – zuletzt wohl, als wir in Leipzig die Verfilmung von Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ gesehen haben.
Um so erfreulicher, dass am kommenden Sonntag mal wieder so eine Ereignis auf dem Plan steht, verbunden mit einem Besuch bei Karin, denn der Film läuft sinnigerweise in Kiel :-)

Die Karten für die Vorstellung haben wir bei einer Verlosung des Erzbistums Hamburg auf FB gewonnen, bei der wir beide mitgemacht haben.
Ohne allerdings den Text genau zu lesen.
Tja…

So werden wir also das angenehme (Bloggertreffen) mit dem nützlichen (Film gucken) verbinden, denn das Treffen mit Karin war schon lange angedacht – ähnlich wie der Kinobesuch, den wir eigentlich hier in Hamburg absolvieren wollten, wenn wir uns denn hätten aufraffen und den Verlockungen des Sofas entziehen können.

Aber dann wäre uns die Gelegenheit zum Meet & Greet mit dem Hamburger Erzbischof Heße ja entgangen, die Teil der verlosten Veranstaltung ist…..
Und darauf bin ich mindestens so gespannt wie auf den Film, auch wenn ich nicht katholisch bin.

Abpfiff

Nun muss ich doch noch mal ein paar Beobachtungen des gestrigen Abends los werden, die im weitesten Sinne schon etwas mit einem Thema zu tun haben, über das ich mich eigentlich nicht mehr äussern wollte.
Aber was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?


Schneller als gedacht ist es ja nun vorbei, das Elend in Russland, und ich muss gestehen, dass ich mit dem Ausgang für die Löw’sche Truppe eigentlich recht zufrieden bin.
Denn nun bekommt dieses unsägliche Kommerz-Event endlich in der öffentlichen Berichterstattung wieder die Bedeutung, die ihm zusteht  – und reiht sich hoffentlich bald wieder unter „ferner liefen“ ein.

Auch der – ohnehin nicht üppige – schwarzrotgoldene Fahnensalat war gestern erstaunlich schnell verschwunden, kaum zwei Stunden nach Ende des Spieles hatten fast alle ihre Autos und Balkone in Barmbek wieder abdekoriert.
Übrig blieben die „letzten Helden“ , die wohl erst noch in der nächsten Kneipe die Katerstimmung mit einer Steigerung ihres Alkoholpegels bekämpfen mussten, um anschliessend – dass teuer erworbene und nun nutzlose Trikot über dem Bierbauch gespannt und die Teppich-grosse Fahne hinter sich her  schlürend – mitten auf der belebten Fuhlbüttler Strasse nach Hause zu wanken….
Da hatten vermutlich alle Kneipendiskussionen am Ergebnis doch nichts mehr geändert – auch wenn diese Maulhelden es „sicher besser“ gemacht hätten als der Herr Löw.

Übrig blieben wohl auch ein paar „aufrechte Deutsche“, die zwar vermutlich diesen „flammenden Appell“* auf Facebook nicht gelesen haben, aber trotzdem meinen, ihre verquere Deutschtümelei mit schwarzrotgoldenem Tuch dekorativ zur Schau stellen zu müssen.

Übrig blieb auch, was der Bayernfürst und Heimatminister Seehofer unter der Tarnkappe der WM-Schlagzeilen verzapft hat:

Denn er war es, der das Einlaufen des Flüchtlingssschiffes „Lifeline“ nach Malta über mehrere Tage blockiert hat, um sich den bayrischen Wählern als Hardliner zu präsentieren, der so die AfD noch weiter rechts überholt  in der Hoffnung, die Pfründe seiner Partei zu sichern.
Und er ist es auch, der die Besatzung der Lifeline vor Gericht stellen will, weil sie die Menschen gerettet und nicht haben ertrinken lassen.
Man darf ja – Zitat :

„Keine Präzendensfälle schaffen“

In dem Zusammenhang frage ich mich allerdings wieder einmal, was das „C“ m Parteinamen der „CSU“ wohl bedeutet, den Christlich ist solch eine Einstellung wahrlich nicht.
Wie überhaupt ich auch nicht mehr verstehe, von welchen „europäischen“ oder „humanistischen Traditionen“ der Mann eigentlich redet, der um ein paar Wählerstimmen willens bereit ist, hunderte Menschen im Meer ertrinken zu lassen….

Klar, dass die Meldungen dazu und auch zur aktuellen Stunde im Bundestag  in den Nachrichten zwischen WM-Debakel und Befindlichkeits-Äusserungen von Fussballfunktionären buchstäblich untergingen.

Bleibt also die Frage, wie es nun weitergeht – nicht mit Herrn Löw, (der geht mir locker am Allerwertesten vorbei) sondern mit der Flüchtlingspolitik und damit auch mitdem Scherbenhaufen der grossen Koalition in Berlin.

Sollte Seehofer sich durchsetzen und damit die Kanzlerin zum kippen bringen, dann wird das trotzdem keine dauerhafte Befriedung der Bundespolitik sein.
im Gegenteil werden dieser -und andere –  Konflikte wohl weiter schwelen und damit auch in den nächsten Jahren viele Dinge unerledigt bleiben, die dringend auf der Agenda ständen. Vom Rechtsruck mal ganz zu schweigen, der damit durch die Republik schwappen  und die Kackblauen noch salonfähiger machen en wird, als sie ohnehin schon sind.Karrikatur: Klaus Stuttmann

Sollte Merkel die Notbremse ziehen und Seehofer entlassen, wird es auch kaum besser werden. Denn auch dann würde die restliche Regierung nicht handlungfähiger – was letztendlich auf Neuwahlen hinausläuft.
Und auch die würden der AfD noch einen satten Zuwachs bescheren.

Keine schönen Aussichten also.
Egal, was passiert, Seehofers menschenverachtendes Foul wird die politische Landschaft weiter verändern – und sicher nicht zum Guten.

Aber wenigstens rückt die Geschichte wieder mehr in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung, jetzt wo Löws Mannen die Heimreise antreten…..


* Für die Rechtschreibung und  fehlende Zeichensetzung im zitierten Facebook-Post werde ich mich nicht entschuldigen. Beides liegt im Verantwortungsbereich der Verfasserin, die in ihrem Profil angibt, „stolzer AfD-Fan“ zu sein.

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