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Halbzeit

Gleich vorab:
Dieses Thema hat nichts mit Fussball zu tun –  auch wenn die Überschrift solches vermuten lässt!
Und auch nichts damit, dass die Hälfte von irgendwas hinter mir liegt und nun eine zweite gleichartige Hälfte beginnt.

Sondern dieses Thema dreht sich weit gehend um die – meine – Arbeitswelt, einige Gespräche und das, was sich daraus ergeben hat.

Über besagte Gespräche in der Firma hatte ich ja – etwas nebulös – in den letzten Tagen schon geschrieben, ohne mich gross zu ihrem Inhalt auszulassen.

Deshalb nur soviel, dass es dabei um eine Kollegin ging, die – wohl auch bedingt durch ihre Alkoholabhängigkeit – immer wieder kurzfristig den Dienst abgebrochen hat oder gar nicht erst erschienen ist, bzw. mit grosser Regelmässigkeit eigenmächtig ihre freie Wochenenden verlängert hat. Ein permanentes Ärgernis für alle Kollegen, die an diesen Tagen auch arbeiten mussten und damit nicht erst seit Februar ein Thema, als ich schon mal darüber geschrieben habe.
Denn ähnliche Situationen gab es auch schon des öfteren in den letzten zwei Jahren, und auch die Suchterkrankung ist schon so lange bekannt.

Bisher war es allerdings so, dass der Kollegin seitens unserer Chefs immer wieder aufs neue Chancen eingeräumt wurden, etwas gegen die Krankheit zu tun, verbunden mit der Zusage, sie weiter zu beschäftigen, wenn sie mit ihren Bemühungen Erfolg habe. Dies wurde im letzten Jahr auch den anderen Mitarbeitern gegenüber sehr offen kommuniziert, um ihr einen möglichst unbelasteten Neuanfang nach erfolgreicher Entgiftung und Therapie zu ermöglichen….
Wobei sie selbst schon kurz nach diesem Neuanfang begann, die ihr so geschaffene sichere Basis zu demontieren, in dem sie – wenn auch seltener – genau so weiter machte wie bisher, so dass bald wieder der Verdacht im Raum stand, da könne wohl Alkohol im Spiel sein.
Allerdings bestand da noch der Konsens, dass man ihr weiter Zeit geben wolle, sich zu stabilisieren.

Solange bis es dieses Jahr, im Februar erneut richtig eskalierte – und besagte Kollegin selbst jegliches Vertrauen zerstörte, dass ihr bis dato aus dem Kollegenkreis entgegen gebracht wurde.
Was dazu führte, dass es immer wieder Gespräche einzelner Kollegen mit dem Chef gab, die ihr Verhalten zum Inhalt hatten, allerdings auch zu keinem Ergebnis führten, da der Chef sich ausserstande sah, ihr zu kündigen… Zum Einen, weil sie als langjährige Mitarbeiterin  und wegen ihrer Erkrankung schon einen gewissen Kündigungsschutz erworben hatte, zum Anderen aber auch, weil vollexaminierte Pflegekräfte nun mal nicht wie Fallobst von den Bäumen fallen – und es deshalb nicht leicht werden würde, Ersatz für sie zu finden….
Trotzdem suchte auch er nach einer Lösung, denn aus den Einzelgesprächen war ihm durchaus klar, dass es so nicht mehr lange weiter gehen könne.

Und so kam es, dass vor gut zwei Wochen eine grössere Runde in der Firma tagte:

Unsere beiden Chefs und fünf Mitarbeiter aus dem Hintergrund-Team, dass auch die Rufbereitschaften in der Firma abdeckt und in den Zeiten alle administrativen Aufgaben übernimmt, in denen unser Büro nicht besetzt ist. Und dazu war ich als Teil des Hintergrund-Teams auch dringend eingeladen, obwohl ich ja krank geschrieben war..
Da wurde dann zwei Stunden lang überlegt, abgewogen und ins Unreine gedacht, und letztendlich auch entschieden, dass es wohl doch zu einem Schnitt kommen müsse. Aber nicht, ohne dass alle diese Überlegungen und deren Konsequenz nochmal in Ruhe überschlafen und für sich alleine überdenken, bevor ein paar Tage später eine endgültige Entscheidung getroffen werden sollte. So hätte auch jeder Teilnehmer noch die Möglichkeit, ein Veto einzulegen, falls er dies für nötig hält.

Doch beim zweiten Gespräch gab es dann kein Veto, im Gegenteil herrschte absolute Einigkeit und Einstimmigkeit in der Entscheidung, dass keiner von uns mehr zu einer weiteren Zusammenarbeit mit der Kollegin bereit wäre und die Kündigung deshalb die einzig mögliche Konsequenz.
Und das, obwohl uns allen klar war, dass diese Kündigung für alle auch erhebliche Mehrarbeit bedeutet, um die Lücke zu kompensieren, die dadurch vorübergehend entsteht….

Womit wir bei dem wären, was nun nach vollzogenem Akt gerade auf der Tagesordnung steht:
Die Kollegin ist weg, die Lücke ist da.

Und damit auch die Mehrarbeit, die sich für mich persönlich gerade so auswirkt, dass ich täglich zwei Stunden mehr arbeite und vier bis fünf Kunden mehr versorgen darf als in normalen Zeiten – und die Zahl der freien Tage in dieser Woche sich gerade halbiert hat – ich also gefühlt nur noch die halbe Zeit zur eigenen Verfügung habe wie eigentlich gedacht.

Und trotzdem wirkt diese Entscheidung gerade wie eine Befreiung, nicht nur bei mir, sondern auch bei den anderen Kollegen.
Man merkt richtig, wie einige davon wieder aufleben, die bisher sehr unter den Allüren der nun Gefeuerten gelitten haben. Da meckert keiner über Überstunden oder Arbeitsverdichtung, sondern alle ziehen mit am selben Strang.

Und das macht richtig Spass!

Deshalb ist es für mich auch kein Problem, morgen zusätzlich zu arbeiten, obwohl es eigentlich mein freier Tag gewesen wäre – denn das, was ich mir für den Tag eigentlich vorgenommen hatte, kann gut auch noch etwas warten.
So kommt beispielweise  der Blogbeitrag über unser Flohmarktbummel halt einen Tag später –  und auf meiner To do-Liste steht auch sonst nichts, was keinen Aufschub duldet.
Zudem ist ja auch abzusehen, dass sich die Situation in der Firma spätestes mit dem nächsten Dienstplan im Juli wieder entspannen wird, denn der ist ja schon mit der veränderten Personalsituation geplant und wird noch zusätzlich dadurch entlastet, dass die Verflossene da ja ohnehin drei Wochen in Urlaub gewesen wäre… wenn sie denn noch bei uns arbeiten würde…

Also alles im Grünen Bereich – und das ist gut so!

Gut ist auch, dass meine Vertragsverlängerung nun auch unter Dach und Fach ist.
Denn eigentlich endet mein Arbeitsvertrag in dem Monat, in dem ich sechzig werde – also im Dezember.
Aber der Chef und ich waren uns einig, dass wir es gerne noch ein paar weitere Jahre miteinander aushalten wollen, und so wird es nächste Woche im nächsten Gespräch nur noch um die Konditionen gehen, die dazu ausgehandelt werden müssen.
Wobei mein Herzenswunsch (keine Doppeldienste mehr machen zu müssen) schon im ersten Vorgespräch erfüllt wurde. Was mich persönlich sehr entlastet, denn die haben mir wirklich am meissten zu schaffen gemacht.  Aber ein paar kleinere Dinge gibt es noch zu regeln, und auch zu klären, ab wann die Veränderungen in Kraft treten sollen:  Erst nach Ende des alten Vertrages oder doch schon beispielsweise ab Oktober….

Aber da bin ich ganz zuversichtlich, dass wir  schnell einig werden…

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