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Gipfelsplitter V

Nachdem ich ja gestern – zum Glück – einen freien Tag hatte, war heute morgen um 5:30 Uhr wieder Arbeitsbeginn für mich. Und ich gebe zu, ich bin angesichts der Erlebnisse vom Donnerstag und der Ereignisse der letzten Nacht  mit einem etwas mulmigen Gefühl über die Elbbrücken gefahren.

Allerdings war im Gegensatz zu den letzten Tagen weit und breit kein Blaulichtgeblitze zu sehen und auch die allgegenwärtigen Polizeifahrzeuge waren fast gänzlich aus dem Strassenbild verschwunden. So gesehen begann der Arbeitstag also fast wie an jedem Samstag – und so blieb es auch den Vormittag über.

Wäre da nicht eine gewisse angespannte Ruhe spürbar gewesen, die den ganzen Vormittag über deutlich fühlbar war – und einige auffällig unauffällige dunkle Kleinbusse, die an diversen Kreuzungen postiert waren.

Deutliche Nervosität gab es auch bei den Kollegen, obwohl unserer Logistik das Glanzstück gelungen war, die Touren so zu planen, dass eine ausreichende Präsenz sowohl innerhalb als auch ausserhalb einer möglichen Sperrzone gegeben wäre und wir alle Kunden sicher versorgen könnten.
Und zudem gab es als mögliche Ersatzlösung auch noch die zehn Leihfahrräder in der Garage –  deren Einsatz zum Glück aber nicht nötig war.

Überdeutlich auch die Reaktion einiger Kunden – die Bereitschaft habende Kollegin berichtete heute Mittag, dass sie sehr viele Anfragen gehabt habe, ob und wann denn heute jemand zum Pflegeeinsatz kommt – normalerweise gibt es eine solche Anfrage am Tag, heute waren die aber wohl im zweistelligen Bereich.

Bei einigen Kunden war auch eine Verunsicherung durch den allgegenwärtigen Hubschrauberlärm der letzten Tage zu spüren, der wohl heftige Erinnerungen an Kinderheitserlebnisse während der Krieges wieder aufleben liess –  die zusammen mit den Fernsehbildern der Krawalle für manche diese Menschen durchaus alptraumhafte Dimensionen annnahmen. Wobei es keine Rolle spielte, dass Barmbek nicht die Schanze ist  – und damit wirklich weit ab vom Zentrum des Geschehens.
Überhaupt ist es für viele alte Menschen kaum zu verstehen, wofür der G20-Gipfel gut sein sollte – und noch viel weniger, dass es viele Gründe gibt, dagegen friedlich zu protestieren. So gelang denn auch die Differenzierung von friedlichem Protest und Krawall nicht immer:

Eine Kundin, die mich schon lange kennt – und die weiss, dass ich mich auch gelegentlich auf Demonstrationen rumtreibe –  hat mich jedenfalls heute morgen allen Ernstes gefragt, ob ich mich gestern auch an den Ausschreitungen beteiligt habe.
Und ich bin mir nicht sicher, ob sie mir mein „Nein“ geglaubt hat, zumal sie auch beim zweiten Einsatz nochmal nachfragte…..

Nur gut also, dass der Spuk nun hoffentlich bald vorbei ist, die Abreise der 20 Polithansel ist jedenfalls für heute Abend geplant. Und damit werden dann wohl auch die Herren des schwarzen Blockes bald unsere Stadt verlassen und es kehrt langsam wieder Alltag ein…..

Grund also, mich morgen auf einen angenehmen Sonntagsdienst zu freuen –  und dann:

Endlich URLAUB!

Gipfelsplitter IV

Bilder die ich eigentlich in meinem Blog nicht sehen möchte – die ich aber trotzdem zeige, weil ich denke, dass es in Zukunft noch einige Beitrage geben wird, die sich darauf beziehen.

Denn der G20-Gipfel wird die Menschen in dieser Stadt noch geraume Zeit beschäftigen, nicht, weil er nun irgendwelche grossartigen politischen Ergebnisse gebracht hätte, sondern weil das Chaos, was er in unsere Stadt  gebracht hat, ganz neue Dimensionen zeigt mit sinkenden Gewaltschwellen sowohl auf Seiten der Randalierer, als auch auf Seiten der Polizei.Das erste Bild zeigt – lax gesagt – fast schon Hamburger-(Krawall)-Folklore, so wie es sie fast jedes Jahr nach dem Schanzenfest an der Roten Flora gibt (und ähnlich wohl auch alle Jahre wieder am 1. Mai in Berlin):
Die Autonomen bauen Barrikaden, stecken Müll in Brand und liefern sich Scharmützel mit der Polizei, die den Spuk meisst innerhalb ein paar Stunden mit Wasserwerfereinsatz und einigen Verhaftungen beendet.
Nicht schön, aber im Prinzip ein bekanntes Phänomen, das eher keinen mehr so richtig vom Hocker reisst.
Auch Autos haben in Hamburg schon öfter gebrannt und Läden in der Schanze wurden geplündert, wenn auch nicht in dem Ausmass, wie gestern im Anschluss an die erste Krawallnacht in der Schanze.

Doch gestern abend war die Sache etwas anders.

Denn wenn man den Polizeimeldungen glaubt – und es gibt keinen Grund, das nicht zu tun – wurden vom sogenannten Schwarzen Block  in der Schanze lebensgefährliche Aktionen vorbereitet – neben Zwillenschüssen mit Stahlkugeln sollten wohl Molotow-Cocktails und Gewegplatten von Dächern aus auf die eingesetzen Beamten geworfen werden – was zur Folge hatte, dass erstmals in so einem Konflikt SEK-Beamte mit scharfen Waffen zum Einsatz kamen, um die Dächer zu räumen. Etwas, das es meines Wissens noch nie gegeben hat –  aber aus meiner Sicht durchaus verständlich ist, wenn man bedenkt, dass der Einsatz für die Polizisten durchaus mit Gefahr für Leib und Leben verbunden war.

Andererseits jedoch: wo scharfe Waffen im Spiel sind, besteht auch Gefahr, dass diese zum Einsatz kommen – und nachher jemand heult……
Man kann also eigentlich nur von Glück sprechen, dass nicht mehr passiert ist.

Unverständlich deshalb, dass unser Bürgermeister gestern nach wie vor davon redete, dass die Sicherheit in der Stadt gewährleistet ist – während gleichzeitig Läden geplündert wurden und Autos brannten.

Und überhaupt kein Verständnis habe ich für den Anwalt und selbsternannten Sprecher der linken Szene  Andreas Beuth, der in einem Interview rumheulte, dass die Läden in „seiner“ Schanze verwüstet wurden und anschliessend meinte, dass die Randale doch besser in den wohlhabenderen Stadtteilen hätte stattfinden sollen:

Das ist in meinen Augen ein Aufruf zu einer Straftat und sollte zumindest standesrechtliche Konsequenzen haben.

Und nun?

Nun wird in der Schanze aufgeräumt.
Dazu wurde auch unter dem Motto „Hamburg räumt auf“ heute in den sozialen Medien mobilisiert.
Stadtreinigung, Bewohner, freiwillige Helfer und eine Hundertschaft Polizei schaffen die Hinterlassenschaft der Randale beiseite, die der Gipfelwahnsinn unserer Stadt beschert hat, so dass man auf der Schanze wohl bald nur noch wenig davon sehen wird.
Aufgeräumt wird hoffentlich auch bei den politisch Verantwortlichen für dieses Desaster – aber  es bleibt wahrscheinlich ein Traum, dass einige der Verantwortlichen selbst entsprechende Konsequenzen ziehen könnten…

Was aber sicher bleibt, ist eine Verunsicherung der Bürger dieser Stadt, und wieder einmal das Gefühl, dass Senat und Bürgermeister sich einen Dreck darum scheren, was die Bevölkerung will…..

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