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Von Ritterschlägen und schlafenden Schafen

Man wird mir ja vieles nachsagen können, aber ganz sicher nicht, dass ich Royalist oder gar Militarist wäre  – weshalb sich  in diesem Blog  (und auch keinem meiner vorhergehenden) auch keine Themen finden lassen werden, die sich mit solchen Inhalten beschäftigen.  Die Regenbogenpresse ist nun mal nicht meine bevorzugte Literatur und es ist mir herzlich egal, wer gerade mit wem um welches Erbe streitet, ob Prinz Charming mal wieder mit seinem Benehmen in Adelskreisen angeeckt ist oder warum Prinzessin Pimpernelle ausgerechnet jemanden ehelicht, der gegen öffentliche Gebäude pinkelt.
Solche Meldungen registriere ich allenfalls am Rande, amüsiere mich manchmal darüber und ignoriere sie ansonsten.
Ähnlich gehts mir auch mit dem Militär, gegen das ich ohnehin eine grundsätzliche Abneigung habe. Um so mehr, wenn da jemand zum Helden hochstilisiert wird, dessen einziges Verdienst es ist, möglichst viele Leute auf dem Gewissen zu haben.
Kein Thema für mich – und schon gar keines, über das ich schreiben möchte.

Allerdings ging in den letzten Tagen eine Bild durch die Medienlandschaft, welches mich zumindest umgestimmt hat, meine Enthaltsamkeit solchen Themen gegenüber einmal aufzugeben, denn es stellt eine Szene dar, die ich  sehr anrührend finde:
Zwei sehr alte Menschen, einer davon mit Rollator, eine mit Schwert, sich gegenseitig Respekt erweisend:Die Queen und jener Captain Tom,  ein alter Soldat, der vor ein paar Monaten schon einmal durch die Schlagzeilen ging, weil er mit Spaziergängen durch seinen Garten Spenden für das in der Corona-Krise darnieder liegende britische Gesundheitssystem sammeln wollte, um damit seine Dankbarkeit für gute Behandlung auszudrücken.
Eigentlich nur bescheidene Tausend Pfund – und selbst die für einen beinahe hundertjährigen, klapprigen und stark gehbehinderten Menschen schon eine enorme Herausforderung.
Was ihm nicht nur in England viel Respekt eingebracht hat ( auch meinen – das gebe ich unumwunden zu), sondern  letztendlich zu der wirklich bemerkenswerten  Spendensumme von über 32 Millionen Pfund geführt und ganz nebenher das Augenmerk der Briten auch noch auf ihr darbendes Gesundheitswesen gelenkt hat.
Eine Leistung, die in meinen Augen einer Ehrung wirklich Wert ist –  Zivilcourage, die zeigt, dass man auch mit ganz kleinen Mitteln etwas bewegen kann, selbst, wenn vermeintlich schon gar nichts mehr geht.
Denn er hätte ja auch einfach in seinem Sessel sitzen bleiben, der Tom Moore – und das hätte ihm auch keiner übel genommen.

Und wo ich gerade von Respekt schreibe:
Auch die Queen hat sich den verdient – nicht weil sie Königin ist  (denn dafür kann sie nichts), sondern weil auch sie zeigt, dass man mit über neunzig Jahren noch mitten im Leben stehen und Zeichen setzen kann für eine anständigere Welt. Und das tut sie nach wie vor, nicht nur vermittels hochgezogener Augenbrauen, sondern beispielsweise mit dem Ritterschlag für diesen alten Mann, der einfach aus seinem Sessel aufgestanden und losgegangen ist, um die Welt ein klein wenig besser zu machen.
Meine Sympathie hat sie deswegen jedenfalls – und das nicht nur, weil ich für alte Menschen ohnehin viele Sympathien hege.

-_-_-_-

Tja, und nun kommt ein kleiner Bruch in meinem Beitrag  und ich überlege gerade, wie ich zu den Schafen komme, die ich in der Überschrift schon angedeutet habe  – übrigens auch ein Zeitungsfund, was zumindest eine kleine Verbindung zu dem darstellt, was ich oben geschrieben habe.
Eine Kolumne, durchaus humorig und selbstkritisch geschrieben und jenen ans Herz gelegt, welche meinen die Welt dadurch verbessern zu können, dass sie die Realitäten des Lebens einfach ausblenden (ganz anders als der Captain Tom oder auch die Queen) und sich stattdessen lieber ins Wolkenkuckucksheim zurück ziehen oder  in die Wunderwelten der Pseudowissenschaften und halbgaren nihilistischen Scheinwahrheiten begeben.
Und ja, auch Schafe kommen darin vor. Aber lest einfach selbst:

Ich, das Schlafschaf

von Heinrich Schmitz
(Übrigens vielen Dank an die Liebste, die mich auf diesen lesenswerten Beitrag bei den Kolumnisten aufmerksam gemacht hat)

In diesem Sinne:
habt einen schönen Tag, bleib gesund und bleibt behütet
wir lesen uns


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2 Replies to “Von Ritterschlägen und schlafenden Schafen”

  1. Der alte Mann berührt wirklich zutiefst. Auch mich. Und die Kolumne von Heinrich Schmitz ist sehr lesenswert, wie übrigens die meisten seiner und die seiner Kollegen wöchentlich erscheinenden Kolumnen.

  2. Die Geschichte von Tom Moore und der Queen hat mich auch berührt. Und der Beitrag „Ich, das Schlafschaf“ ist höchst fein formuliert und gar herrlich!

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