.

Schemenhaft

Vor ein paar Tagen ist durch Zufall dieses Bild entstanden, das ich zur Zeit auch als Avatar verwende:Irgendwie fand ich das in der Situation als es entstanden ist ganz witzig, ein Selfie zu haben, auf dem ich zwar selbst  zu sehen, aber trotzdem nicht erkennbar bin.

Doch bei längerer Betrachtung macht es mich auch nachdenklich, denn es spiegelt in seiner Unschärfe und Schemenhaftigkeit auch viel von dem wieder, was mich, was mein Leben im Augenblick ausmacht:
Begrenzungen, die ich nicht selbst gesetzt habe, mehr oder weniger klar definiert, unklare nebelhafte Perspektiven, kein klar umrissenes Ziel.
Dazu ein Lichtblick, der den Blick anzieht, aber auch nicht wirklich definiert ist.
Dazwischen ich selbst, unscharf, schattenhaft, nicht klar erkennbar, mit eingeschränktem Bewegungsraum.

Übertrage ich das nun auf meine aktuelle Lebensituation, so finde ich viele Parallelen:

Grenzen, gesetzt durch meine Arbeit, meine körperliche Leistungsfähigkeit, mein Alter (ja auch das!), durch die Art der Beziehung, die wir momentan leben, durch die Entfernung zu meiner Liebsten, durch schwieriges Zeitmanagment, das uns wenig Zeit für einander lässt.
Alles Faktoren, die Rahmenbedingungen von aussen setzen und Bewegungsspielräume beschränken.

Unklar hingegen der Blick in die Ferne, in das was vor mir liegt.
Ich weiss nicht, wie es morgen sein wird, ein einer Woche, in einem Monat in einem Jahr:
Spielt meine Gesundheit mit?
Werden sich meine Arbeitsbedingungen positiv verändern und damit erweitertete zeitliche Spielräume zulassen und mehr Energie für das, was man Leben nennt?
Werden sich damit und mit dem Wechsel meiner Liebsten von Berlin nach Münster mehr Freiräume für „wir“,  für ein miteinander ergeben?
Wie wird sich das auf unser Beziehung auswirken?
Klappt es vielleicht sogar, dass es ein Münster nicht geben wird? ( der Lichtblick im Bild)
Und nicht zuletzt:
Wie wird sich das entwickeln, was mit den Urlaubsgrüssen einen zaghaften Anfang genommen hat?
Lauter Fragen, deren Antworten sich in der Zukunft finden werden, und bei denen noch lange nicht entschieden ist, wie sie das Gesamtbild beeinflussen werden.
Wird es bunter, bleibt es grau und nebelhaft?
Treten die Grenzen noch deutlicher hervor oder rutschen sie mehr in den Hintergrund?
Und ich selbst?
Werde ich mich wieder deutlicher wahrnehmen, in dem was ich bin, was meine Ziele sind?

Momentan lebe ich zugegebenermassen nur von Tag zu Tag, mache, was meine Dienst- und Tourenpläne mir vorgeben, versuche, das Nötige in meinem Haushalt zu schaffen, mit meinem Mitbewohnern zu spielen, ein wenig Kultur zu inhalieren, mich in den Rahmen der Grenzen zu bewegen, die mir vorgegeben sind.

Planen tue ich allenfalls, wenn es um Zeiten geht, die meine Liebste und ich gemeinsam haben.
Ziele, die über den nächsten Tag hinausgehen, sind mir im täglichen Trott abhanden gekommen, mal abgesehen von so nebulösen Ideen wie meinem Wunsch, mal irgendwann (!!) trotz meiner Gehbehinderung auf Pilgerfahrt zu gehen oder Urlaubsträumen, die sich vielleicht realisieren lassen, wenn ich irgendwann Rentner bin und Zeitgrenzen nur noch durch die Arbeitszeiten meiner Liebsten gesetzt werden.
Alles andere an Zielen, die ich mal so hatte, seien es politische Ideen (nein, an meiner Einstellung hat sich da nichts geändert) gesellschaftliches Engagement, ja, selbst so kleine Dinge wie Kinogänge, Flohmarktbesuche, Blogrunden oder soziale Kontakte über die Arbeit hinaus?
Fehlanzeige!
Die wurden aufgesaugt von meiner Müdigkeit, die mir zwar noch die Kraft für meine Arbeit lässt, aber sich sonst immer mehr in den Vordergrund drängt und mich gefühlt immer weiter  abstumpfen lässt…. also zum Schatten meiner selbst macht.
Müdigkeit, bedingt nicht nur durch tägliches Aufstehen um vier und Arbeit bis an meine körperliche Grenzen, sondern auch durch den Brei von täglichem Einerlei und die abhanden gekommenen Ziele über die Bewältigung von Alltag hinaus, die kleine Highlights in mein Leben bringen könnten…..

Tscha…..
So siehts also aus im Augenblick, das Bild von mir selbst.
Nebulös, grau, verschwommen, mit ein paar kleinen wenigen ,  nicht wirklich greifbaren Ansatzpunkten, wie ich das wieder schärfer machen könnte

Und damit ist auch klar, dass sich was ändern muss!
Aber wo anfangen?

3 Replies to “Schemenhaft”

  1. Soviel anders sieht es ja bei mir auch nicht aus… täglich Arbeit bis zumindest hart an die Belastungsgrenze, kein Sozialleben und außer ein paar Ausflüge ist auch kaum noch was möglich. Ja, es muß sich was ändern, wir sind beide weit über unsere Grenzen gegangen, eine zeitlang war das auch gut und richtig, weil wir Möglichkeiten zum Auftanken hatten, aber so geht es jetzt nicht mehr weiter. Wenn Münster, dann nur mit Zweitwohnung, in der wir uns beide wohl fühlen und am liebsten einfach wieder wir beide in Hamburg.

    1. „Am liebsten einfach wieder wir beide in Hamburg.“

      Das wünsche ich mir auch, denn es würde uns wieder einen gemeinsamen Alltag ermöglichen, der uns jeden Tag die Möglichkeiten zum Auftanken gibt.
      Manches würde auch schlicht nicht mehr soviel Energie binden – und damit meine ich nicht nur die haushaltlichen Pflichten, sondern z.b. auch die viel einfachere Kommunikation miteinander, wenn wir dafür nicht ständig auf irgendwelche Medien angewiesen wären…..

Comments are closed.

..