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Zwischenstation

Und wieder ist es passiert: Fast unmerklich hat sich heute die Anzahl meiner Lebensjahre um einen Zähler erhöht.  Wobei sich die 59 auch nicht anders anfühlt als die 58 :-)

Deshalb mag dieser Tag ein Anlass sein, mal ganz für mich zu gucken, wo ich gerade stehe.
Immerhin liegen ereignisreiche Jahre hinter mir, die nicht immer nur eitel Sonnenschein waren.

Aber nun, gerade jetzt, geht es mir gut  –
und ich bin sehr zufrieden mit dem, was mich umgibt:

Denn ich lebe geborgen in der Liebe einer wunderbaren Frau, von der ich weiss, dass es kein leeres Versprechen war, „in guten wie in schlechten Zeiten“ für einander da zu sein.
Gab es doch auch in der Zeit unseres Zusammenseins schon sehr stürmische Zeiten, geprägt von Krankheiten und Novembernebelstimmungen:
Damals (fast acht Jahre ist das her!) war es für mich schwer, den Horizont zu sehen oder ein klares Ziel für mein Leben zu benennen – da war ich schon froh, wenn ich wusste, was am nächsten Tag passieren wird.
Aber das ist zum Glück lange  her und Vergangenheit, dank der liebevollen Beharrlichkeit, mit der meine Liebste Birte mich damals  immer wieder an die Hand genommen und in die richtige Richtung bugsiert hat.
Ohne sie und ihre Liebe wäre wohl auch sonst noch so manches ganz anders gelaufen in meinem Leben:

Wahrscheinlich wäre ich nie nach Hamburg gezogen, hätte nicht nach langer Pause zaghaft wieder angefangen in meinem Traumberuf zu arbeiten, wäre in meiner Depression versumpft, hätte keinen Roller-Unfall gehabt, keine Therapie gemacht, hätte Regensburg, Stuttgart, Leipzig, Berlin und Münster allenfalls mal aus der Ferne betrachtet, wäre ich jetzt vermutlich ein griesgrämiger alter Mann ohne grosse Perspektiven.
Oder kurz gesagt:
Mehr als elf Jahre buntestes Leben wären mir entgangen… und zudem auch die – hoffentlich genauso bunten  – Jahre, die noch bis zur goldenen Hochzeit vor uns liegen!

Denn diese guten Dutzend wunderbaren letzten Jahre sind es, die ganz wesentlich zu meinem Gefühl betragen, das nun alles gut ist, so wie es ist:
Geliebt und geborgen zu sein, Sicherheit zu haben auch über den Tag hinaus, dazu eine feine Wohnung, gute Arbeit, die Fellnasen, deren Dosenöffner zu sein ich die Ehre habe – Aber auch die sich langsam wieder bessernden Beziehungen zu meinen Kindern, meine Enkelin, die ich hoffentlich nächstes Jahr kennen lernen kann, all das lässt mich sehr positiv gestimmt in die Zukunft sehen. Und vielleicht gibt es ja als kleines Bonbon obendrauf sogar noch den Job für meine Liebste hier in Hamburg, der dem Fernbeziehungsleben ein Ende macht?

Nun, wie auch immer. Grund zur Dankbarkeit ist das allemal, was sich da vor meinem inneren Auge aufbaut.
Denn das Leben ist doch gut zu mir!

Deshalb will ich auch nicht mäkeln, wenn mich das eine oder andere Zipperlein plagt –  das gehört wohl zum älter werden dazu und damit bin ich nicht alleine.
Stattdessen freue ich mich, wenn es mir gelingt, die damit verbundenen Herausforderungen anzunehmen – und auch,  weil sich bisher immer Wege gefunden haben, damit umzugehen.
Denn im Grunde fühle ich mich trotzdem gesünder und bei Weitem leistungsfähiger als noch vor ein paar Jahren.
Wozu vielleicht auch beiträgt, dass ich seither im Umgang mit mir selbst viel geduldiger und gelassener geworden bin und mein Lebensmotto sich mehr und mehr in die Richtung

„Was geht, das geht – was nicht geht, erfordert kreative Lösungen“

verlagert hat.
Ausserdem muss ich nicht mehr unbedingt mit dem Kopf durch die Wand, um ans Ziel zu kommen, denn das Leben hat mich gelehrt, dass viele Dinge Zeit brauchen, um sich entwickeln zu können und damit oft Geduld zielführender ist als brachiale Gewalt.
So gesehen hat älter werden also was Gutes – genau wie das sichere Gefühl , da angekommen zu sein, wo ich immer hin wollte, oder zumindest auf dem richtigen Weg dahin zu sein …

Trotzdem bin ich immer noch neugierig und gespannt, was mich hinter der nächsten Biegung meines Lebensweges erwartetInsofern ist meine Affinität zu Feldwegen  – und meine Abneigung gegen Autobahnen – durchaus auch sinnbildlich.

Denn es ist mir sehr recht, wenn es langsamer und kurvenreicher voran geht – um so grösser ist ja auch die Zahl der neuen Ansichten und Eindrücke – und damit auch die Chance zum Verweilen, wenn es mir irgendwo gefällt.
Die (Lebens)-Autobahn dagegen ist eher was für Andere:
Ich will nicht schon jetzt sehen müssen – und mich rasend schnell darauf zu bewegen – , was mich in 10, 20 oder 30 Jahren erwarten wird. Ausserdem will ich auch nicht nur dort anhalten dürfen, wo die Erbauer eine Raststätte vorgesehen haben……

Genau passend ist deshalb auch ein Zitat von Bernhard Schmid, dass ich schon vor einiger Zeit mal im Zusammenhang mit meinen – nicht vergessenen! – Pilgerplänen aufgegabelt habe:

„Ein Weg liegt vor mir.
Ich will ihn gehen.
Ich will den Grund spüren, der mich trägt:
den Asphalt, die Steine, die Erde.
Ich will die Umgebung spüren, durch die er mich führt:
die Wälder, die Hügel, die Orte.
Ich will die Welt wahrnehmen, die er meinem Ohr erschließt:
die Blätter im Wind, die Vögel, die Gespräche unterwegs.
Ich will die Bewegung, in die er mich bringt.
Ich will offen sein für das, was mir begegnet.
Ich will die Chancen nutzen.
Ein Weg liegt vor mir.
Ich will ihn gehen.“

So und nicht anders stelle ich mir das vor mit meinem eigenen älter werden und meinem Altern!
Wobei ich das Zitat gerne noch etwas modifizieren würde:

„Ein Weg liegt vor uns.
Wir wollen ihn gehen.
Wir wollen den Grund spüren, der uns trägt:
den Asphalt, die Steine, die Erde……“
usw..“

Denn ich werde ja nicht alleine sein auf dem Weg, der noch vor mir liegt – bis hin zur besagten goldenen Hochzeit :-)
39 Jahre sind es noch bis dahin.

Und wenn ich mir was wünschen darf, dann nur das Eine:
Dass wir das zusammen schaffen können – Hand in Hand.

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