.

Gespahnt

Nein, es waren nicht elfeinhalb Stunden, die ich heute unterwegs war, sondern fast dreizehn, wenn man mitrechnet, dass mein Arbeitsbeginn heute schon um 4:15 Uhr war, als die erste Kollegin mich anrief, um mitzuteilen, dass sie heute nicht arbeiten könne.  Quasi noch vor dem ersten Kaffee.

Um 4:40 Uhr, ich sass schon im Auto, der zweite Anruf mit einer weiteren Krankmeldung.

Zwanzig Minuten später, inzwischen  in der Firma, war meine erste Amtshandlung, zwei Touren soweit auf die restlichen Kollegen aufzuteilen, dass alle  Kunden bis zum Arbeitsbeginn unserer Logistik um 9:00 Uhr versorgt werden und die zweite, dafür zu sorgen, dass ein Kollege, der gestern abend bis 21:30 Uhr gearbeitet hat, nicht erst wie geplant um 8:00 Uhr zum Dienst erscheint, sonderen eine Stunde früher, um die Fehlbesetzung mit aufzufangen.

Meine eigene Tour konnte ich folglich erst mit mehr als einer Viertelstunde Verspätung  um 5:45 Uhr beginnen und musste nebenher noch zwei Kunden zusätzlich integrieren, die vorher auf dem Plan einer der beiden Erkrankten standen…..
Was dann zur Folge hatte, dass ich eine Stunde länger zur Patientenversorgung  unterwegs war, als ursprünglich geplant.

Soweit alles ganz alltäglich und völlig normal, jedenfalls, wenn man Hintergrunddienst hat so wie ich heute.
Also standen nach meiner Rückkehr ins Büro schon mal 10:15 Stunden auf meinem Stundenzettel  statt der 7:00 Studen, die eigentlich mein tägliches Soll sind.

In diesen trockenen Zahlen noch nicht enthalten ist der zusätzliche Aufwand mit der Anleitung und ständigen  Motivation des Schülers, der momentan mein dienstlicher Schatten ist.
Die  machte sicher nochmal eine gute dreiviertel Stunde aus, die nicht auf meinem Stundenzettel auftaucht –  sich aber exakt definieren lässt, wenn ich mir angucke, wann ich wieder zurück im Büro hätte sein müssen und damit  vergleiche, wann ich definitiv im Büro war.
Dazu dann noch ein -beinahe ergebnisloses  – Kooperationsgespräch mit der Schule , von der dieser Schüler kommt, macht nochmal eine halbe Stunde obendrauf.
Macht in der Summe 11:30 Stunden, dazu eine  knappe halbe Stunde Pause und eine Stunde Arbeitsweg…..

Dreizehn Stunden können ja so kurz sein.


Und dann lese ich, das unsere Flachpfeife von Gesundheitsminster vorschlägt, wir Teilzeit-Pflegekräfte sollten doch 3 Stunden zusätzlich in der Woche arbeiten, damit es der derhinsiechenden Pflege in diesem Lande besser ginge…

Dazu kann ich nur sagen:

„Gerne Herr Spahn, wenn zuvor sichergestellt ist, dass meine durchchnittliche tägliche Arbeitszeit  wirklich nur  noch die vertraglich vereinbarten 7:00 Stunden beträgt und nicht 8:40 Stunden, wie es  zur Zeit der Fall ist….
Solange das nicht passiert, bin ich nicht bereit, noch mehr zu arbeiten als ich es ohnehin schon tue.“

Und damit bin ich nicht alleine, wie der veritable Shitstorm beweist, der sich unter dem verlinkten Beitrag der Tageschau -und nicht nur dort – findet.

Denn im Grunde ist dieser  Vorschlag  des Ministers ein erneuter Schlag ins Gesicht aller Pflegekräfte,  eine Frechheit und Provokation, die auf nichts anders abzielt, als die eigene Unfähigkeit zu verschleiern, konkrete Lösungen  für die Themen Bezahlung und Arbeitsbedingung in unserem Beruf auf den Weg zu bringen.

Aber gut, dass Spahn es mal wieder in die Schlagzeilen geschafft hat.
Immer nur Seehofer wäre ja auch langweilig.

Bleibt noch zu erwähnen, dass es zweier Tassen Kaffee bedurfte, um diesen Blogbeitrag zu formulieren und zu schreiben.Ohne meine Droge wäre ich dazu nach diesem Tag nicht mehr fähig gewesen. Denn dann würde ich schon längst schnarchend und ohne Abendessen im Bett liegen.

Pläne

Genau so wird es sein, wenn ich in etwa elfeinhalb Studen wieder zu Hause bin:Alle  gerade eben  – kurz nach dem Aufstehen – gefassten guten Vorsätze für den Nachmittag werden sich in Luft aufgelöst haben  und der Rest wird in entspannter Rückenlage auf dem Sofa stattfinden…
Genau so!

..