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„Fabian saß in einem Café namens Spalteholz……

„…..und las die Schlagzeilen der Abendblätter. Englisches Luftschiff explodiert über Beauvais, Strychnin lagert neben Linsen, Neunjähriges Mädchen aus dem Fenster gesprungen, Abermals erfolglose Ministerpräsidentenwahl, Der Mord im Lainzer Tiergarten, Skandal im Städtischen Beschaffungsamt, Die künstliche Stimme in der Westentasche, Ruhrkohlenabsatz läßt nach, Die Geschenke für Reichsbahndirektor Neumann, Elefanten auf dem Bürgersteig, Nervosität an den Kaffeemärkten, Skandal um Clara Bow, Bevorstehender Streik von 140 000 Metallarbeitern, Verbrecherdrama in Chikago, Verhandlungen in Moskau über das Holzdumping, Starhembergjäger rebellieren. Das tägliche Pensum. Nichts Besonderes.“

Was „ernsthaftes“ wollte ich jetzt lesen, hatte ich ja bei meiner letzten Buchvorstellung geschrieben. Also was liegt näher, als auch dafür nochmal Erich Kästner heran zu ziehen, mit einem Buch, dass ich noch nicht gelesen habe:

Fabian –
Die Geschichte eines Moralisten

Eine Satire, bei der einem das Schmunzeln an manchen Stellen wirklich vergeht, so beängstigend aktuell, wie das Buch ist.
Und das, obwohl die Handlung in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts spielt, vor dem Hintergrund hoher Arbeitslosigkeit und der am Horizont heraufkeimenden Nazizeit:

„Bissig und schonungslos.
Eine brillante und provokante Großstadtsatire im Berlin der frühen 30er Jahre.

„Satirischer Roman von Erich Kästner, erschienen 1931. – Das Werk gilt als eine der brillantesten Satiren auf deutsche, insbesondere Berliner Zustände am Ende der zwanziger Jahre und während der großen Wirtschaftskrise um 1930. Titelheld ist der zweiunddreißigjährige Germanist Dr. Jakob Fabian, bisher Adressenschreiber, nun Reklametexter für eine Zigarettenfirma, ein „zarter Ironiker“, der „auf den Sieg der Anständigkeit wartet“, nicht gerade lebenstüchtig ist und von den Menschen immer wieder übervorteilt wird.“
(Aus: Kindlers neues Literaturlexikon)

Wobei ich finde, dass der Klappentext eigentlich noch untertreibt.

Ich habe inzwischen 2/3 der 280 Seiten gelesen und musste des öfteren wirklich schlucken bei den Sätzen, mit denen Kästner das Berlin der 20er und die immer wieder auftretenden braunen Horden beschreibt und in Bezug zu seinem Titelhelden setzt.
Der will näamlich einfach nur in Frieden und ehrbar leben, will arbeiten und seine neue Liebe geniessen – und wird doch von den Ereignissen immer wieder aufs neue  überrollt. Denn natürlich kommt alles anders, als seine Liebste sich von den Aussichten auf einen neuen Job und neuen Erfolg korrumpieren lässt,  sein bester Freund sich  umbringt und Fabian beinahe an seinen moralischen Grundsätzen scheitert….

Spannend ist das, und wie gesagt erschreckend aktuell. Und ich habe wirklich momentan noch absolut keine Idee, wie das Buch wohl zu Ende gehen wird.

Aber trotzdem kann ich schon jetzt ein Fazit ziehen:
Für mich ist dieses Buch unbedingt empfehlenswert.

2 Replies to “„Fabian saß in einem Café namens Spalteholz……”

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