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„Hanns Alexander …

… wurde an einem kalten und regnerischen Nachmittag drei Tage nach Weihnachten bestattet. In Anbetracht des Wetters und der Jahreszeit war die Zahl der Trauergäste beachtlich. Über dreihundert Menschen zwängten sich in die Kapelle. Die jüdische Gemeinde kam zeitig und in voller Zahl. Sie beanspruchte alle Sitzplätze für sich.“

Mehr durch Zufall bin ich wieder auf dieses Buch von Thomas Harding gekommen, dass ich kurz nach seinem Erscheinen vor vier Jahren schon lesen wollte – im Zusammenhang mit einigen anderen Büchern, die sich um den unrühmlichsten Teil der deutschen Geschichte drehten – nämlich den Holocaust .

Kein leichter Stoff, aber wichtig genug, um sich immer mal wieder damit zu beschäftigen. Gerade auch im Zusammenhang mit dem rechten Spuk, der seit ein paar Jahren in unserem Land zunehmend wieder aus der Versenkung auftaucht. Mit all den Nebenwirkungen, die er im Deutschland der Jahre 1933-1945 auch hatte.

Hanns und Rudolf

beschäftigt sich genau damit auch, und stellt insofern eine Besonderheit dar, als das sich das Buch gleich mit zwei Biographien beschäftigt:

Zum einen mit der des „Vorzeige – Nazis“ Rudolf Höß, der als Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz mit verantwortlich war für den Tod mehrerer hunderttausend Menschen – manche Quellen sprechen sogar von mehr als anderthalb Million Toten alleine in Auschwitz und seinen Nebenlagern.

Zum anderen berichtet das Buch über Hanns Alexander, einen in Deutschland geborenen englischen Offizier jüdischen Glaubens, der Höß 1946 festnehmen konnte und so ermöglichte, dass Höß als Zeuge bei den Nürnberger Prozessen vernommen und später in Polen für seine Taten verurteilt werden konnte.

Der Klappentext:

„Thomas Harding kannte seinen Großonkel als einen freundlichen Mann mit viel Familiensinn, der ein bürgerliches Leben als Bankangestellter in London geführt hatte, sich für die Synagoge engagierte und gerne Witze machte. Dass die Familie aus Berlin stammte und in den 1930er-Jahren in letzter Minute nach England ins Exil entkommen war, das wussten alle. Ansonsten war über den Krieg nicht gesprochen worden. Als Harding erfuhr, dass Hanns Alexander den nach Kriegsende untergetauchten Kommandanten von Auschwitz aufgespürt und so dafür gesorgt hatte, dass ihm der Prozess gemacht wurde, begann er diese Geschichte zu recherchieren.“

Übrigens war es ein Buchtipp des NDR, der mich wieder an dieses Buch erinnert hat, zufällig gefunden, als ich was ganz anderes gesucht habe.

Harding selbst schreibt im Prolog des Buches:

„Dieses Buch ist also eine Erinnerung an eine komplexere Welt. Hier soll die Geschichte anhand der Lebensläufe zweier Männer erzählt werden, die in parallel existierenden, wiewohl antagonistischen deutschen Kulturen aufwuchsen.
Bei der Darstellung handelt es sich auch um den Versuch, die Lebensläufe dieser beiden Männer nachzuvollziehen, um den Versuch, zu verstehen, wie es dazu kam, dass sich ihre Lebenswege kreuzten. Dieses Unterfangen wirft schwierige Fragen auf: Wie wird ein Mensch zum Massenmörder? Warum sucht ein Mensch die Konfrontation mit seinem Peiniger? Was passiert mit den Familien dieser Männer? Ist Rache je gerechtfertigt?“

Fragen , die auch mich bewegen, Deshalb wird das Buch also sicher kein „leichter Lesegenuss“ werden, aber das Thema ist es wert, sich damit etwas zu quälen…

Musik: Giora Feidman

Zu Giora Feidman muss ich eigentlich nicht viel schreiben.
Seine Musik – egal ob Klezmer, Klassik oder Jazz – ist so ziemlich das Beste, was ich von Klarinettisten je gehört habe. Grund also, ihn auch mal hier vorzustellen.
Ausgesucht habe ich eines seiner älteren Alben, das erstmals 1988 auf Vinyl erschienen, seit ein paar Jahren auch als Neuauflage auf CD erhältlich ist und einen schönen Querschnitt seiner Musik enthält:

The Dance of Joy

Der Link : Spotify

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