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Heisse Ohren II

Unweigerlich hat die Durcharbeitung des Reha-Bescheides einige Telefonate nach sich gezogen, weil es da für mich noch diverse Fragen zu klären gab angesichts der Tatsache, dass ich die Klinikwahl der Rentenversicherung  – freundlich formuliert – für suboptimal halte.  Insbesondere, wenn man sich die mangelhaften Bewertungen der Fachabteilung anguckt, die wohl für mich zuständige wäre.


Erster Anlaufpunkt  wie schon beim letzten Telefonmarathon natürlich meine Krankenkasse:

Auf meine freundlich vorgetragenen Argumente gab es die klare Ansage,  dass man dort einer anderen Klinik nur zustimmen würde,

  1. wenn ich ein ärztliches Attest  vorlege, dass die bessere medizinische Eignung meiner Wunschklinik bescheinigt(eigentlich ein Absurdum, denn mein Hausarzt wird keine der beiden Kliniken kennen und sicher auch keine Patientenbeurteilungen googeln um sich darüber zu informieren – sondern genau das aufschreiben, um was ich ihn bitte, was die Krankenkassenmitarbeiterin auch genau wusste)und

  2. eine Aufnahme in meiner Wunschklinik nicht später erfolgen würde, als in der von der Rentenversicherung ausgewählten.

  3. ich diese Informationen der Krankenkasse schriftlich vorlege und meinen Klinikwunsch nachvollziehbar begründe

Dabei war zwischen den Zeilen deutlich vernehmbar, dass die Krankenkasse für Ihre Zustimmung vier Wochen Zeit hat und ggf. auch diese Zeit voll ausnützen würde, da meine Argumente ja erst „geprüft und bewertet“ werden müssten. Sollte ich gegen den Bescheid der Rentenversicherung vorher  und ohne Zustimmung der KV Widerspruch einlegen, könne das  die Einstellung der Krankengeldzahlung zu Folge haben da ich als Krankengeldempfänger nur ein eingeschränktes Mitbestimmungsrecht habe:

Was konkret bedeutet, dass ich mein Widerspruchsrecht gegenüber der Rentenversicherung u.U. gar nicht mehr ausüben kann, weil meine Widerspruchsfrist verstrichen ist, bis ich die Entscheidung der Krankenkasse in Händen halte, deren einzige Priorität zu sein scheint , den Krankengeldbezug möglichst zu verkürzen und die Kosten dafür auf andere Träger zu verlagern.
Medizinische Überlegungen spielen seitens der KV in dem Fall eine untergeordnete Rolle, wie die Dame auch unumwunden zugab:

„Die werden bei der Rentenversicherung schon wissen, welche Klinik optimal für ihr Krankheistbild ist – da verlassen wir uns voll auf deren Entscheidung“

Die einzige Chance für mich wäre also, wenn meine Wunschklinik mich schneller aufnehmen könnte, als die mir von der Rentenversicherung aufgedrückte…. was Telefonate zwei und drei zur Folge hatte.


Mein zweiter Ansprechpartner war die von der RV ausgesuchte Klinik – wo man allerdings noch keine Daten von mir vorliegen hatte und demzufolge auch keine konkrete Aussage treffen konnte.
Eher pauschal deshalb die Information, dass es erfahrungsgemäss in der Kardiologischen Abteilung (die ist also wirklich für mich zuständig!!!)

„etwa drei Monate ab Eingehen der Papiere von der Deutschen Rentenversicherung bis zur erfolgten Aufnahme dauert“,

wobei das auch schneller gehen könne, wenn Patienten unerwartet abspringen oder ihre Reha abbrechen. Dann würde man telefonisch anfragen, ob einen frühere Aufnahme gewünscht und möglich wäre. Das stände aber alles im Begrüssungsschreiben der Klinik, welches ich zusammen mit dem genauen Aufnahmetermin  in „zwei bis drei Wochen“ bekommen würde


Ernüchternd dann Telefonat Nummer drei mit meiner Wunschklinik:

„Ja, wissen Sie, wir haben so eine lange Warteliste, rechnen Sie mal mit mindestens vier bis fünf Monaten Wartezeit.  Den genauen Aufnahmetermin würden wir Ihnen etwa vier Wochen vor Ihrer geplanten Aufnahme mitteilen“

Damit kann ich  meinen Klinikwunsch wohl abhaken (siehe die zweite Bedingung der Krankenkasse weiter oben) und die Reha wird unweigerlich  in der schlechteren Klink in Holm stattfinden, so diese nicht vorher noch abbrennt oder ihre Kassenzulassung verliert.


Womit für mich jetzt die Überlegung eines Krankenkassenwechsels sehr konkret in den Vordergrund tritt, auch wenn sich damit an der aktuellen Situation nichts mehr ändert und dieser Wechsel erst zum Ende des Jahres möglich wäre.
Alleine die Aussage, dass Kostengründe Vorrang vor medizinischen Entscheidungen und Patientenwohl haben reicht schon dafür…..


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Viel Lesestoff :-/

Wider Erwarten – und erstaunlich schnell – flatterte mir gestern ein dicker Umschlag der Rentenversicherung ins Haus, der den Genehmigungsbescheid für eine 21-tägige Reha enthielt.
Nicht mal drei Wochen haben die gebraucht, um über meinen Antrag zu entscheiden, mehr als  Vierzig (!!) Seiten Papier auszudrucken, samt einen weiteren zwanzigseitigen Broschüre einzutüten und das ganze auf dem Postweg hierher zu befördern.
Chapeau!

Viel Stoff zum Lesen, neue Formulare zum Ausfüllen und Zuweisung für eine Klinik in der Nähe von Kiel, weil:

„Nach unserem Ermessen ist die oben angeführte Rehabilitatitionseinrichtung unter Berücksichtigung ihrer gesundheitlichen Einschränkungen und der geforderten Behandlungsqualität besser geeignet ist“

So weit, so gut – oder eben auch nicht.

Was ich mir natürlich sofort angeguckt habe, ist die Website der Klinik, auf der meine Diagnose zwar aufgeführt ist, allerdings mit so dürren Worten, dass man ein Behandlungskonzept nicht mal im entferntesten erahnen kann. Auch auf einer Seite mit Klinikbewertungen (bei denen besagte Klinik in manchen Fachgebieten wirklich unterirdisch abschneidet – insbesondere, was medizinische Behandlung im Fachbereich Kardiologie angeht ) keinerlei Erfahrungsberichte von Patienten mit meinem Krankheitsbild. (Wobei eben jene schlecht bewertete Kardiologie dem noch am nächsten kommt, denn auch da gehts um Gefässerkrankungen) – ganz im Gegensatz zu der von mir ausgesuchten Klinik in Boltenhagen, für die es gerade für mein Krankheitsbild viele positive Erfahrungsberichte gibt.
Darüber wird also nochmal nachzudenken sein, denn glücklich bin ich mit dieser Entscheidung der Rentenversicherung nicht. Immerhin steht mir das Recht der freien Arztwahl zu, auch, was die Auswahl einer Reha-Klinik angeht.
Selbst, wenn es bei dieser Entscheidung des Kostenträgers nur um die mögliche Verrentung und nicht um wirkliche medizinische Fortschritte geht.

Darüber hinaus – wie gesagt – viel Lesestoff, mit dem ich mich sofort beschäftigen muss, um keine Termine zu verpassen, obwohl Lesen gerade nicht so meins ist, und ich den Packen Papier lieber auf den Stapel der ungelesenen Bücher legen würde, der auf  meiner Festplatte und im Ebook-Reader schlummert.

(Das Bild entstand vor sechs Jahren  auf der Internationalen Gartenschau bei uns auf der Insel)

Aber was muss, das muss wohl, auch wenn ich keine Lust habe, mich damit zu beschäftigen.
Also werde ich mir jetzt frischen Kaffee machen, den Papierberg sezieren und bearbeiten. :-(

Bis neulich!


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