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„Drei Bilder von Rostock….“

„…hängen über meinem Schreibtisch: Eine Radierung, ein Öldruck und ein Photo.

Auf der Radierung sind die Häuser dicht an die Kirchen gedrückt. ROSTOCHIUM steht in den Wolken: ROSTOCHIUM URBS VANDALICA ET MEGAPOLITANA. Links und rechts daneben geflügelte Löwen mit Adlerschnäbeln: »Anno 1620«. Die Stadt liegt an einem Fluß, der Warnow, auf dem zahlreiche Segelschiffe ankern, Fischer fischen und sogar zwei Schwäne schwimmen.

Im Vordergrund des Bildes stehen Kaufleute. Sie tragen enganliegende Beinkleider und eine Halskrause unterm Knebelbart. Die Kaufleute weisen stumm auf ihre Stadt: Es sind böse Zeiten. Wegen der Teuerung hat man besondere Gesetze erlassen müssen, daß die Käufer den Bauern nicht entgegengehen zum Beispiel und vielleicht schon auf dem Feld das Korn aufkaufen. Erst auf dem Markt darf angeboten werden, in freier Konkurrenz.

Neben den Männern, die da stumm auf ihre Stadt zeigen, stehen die Frauen in ihren langen, mit Spitzen besetzten Kleiderpyramiden. Hohe geschlitzte Puffärmel tragen sie und aufgestellte Kragen: Fein ausgewalzter Roggenmehlteig in siedendes Fett geworfen, das ist sattmachend und billig in dieser Hungerszeit……“

Mit diesen Worten beginnt der Romanzyklus „deutsche Chronik“ von Walter Kemposwki dessen chronologisch ersten Band ich nun auf dem Reader habe, obwohl er er erst Jahre nach dem ersten (und vielleicht bekanntesten) Buch der Reihe , „Tadellöser & Wolf“ erschienen ist. Ein Buch, dass ich schon als Schüler verschlungen habe und mit dem ich zum Fan von Kempowskis Werken wurde.

Aus grosser Zeit

also ist das Buch, in dem die wechselvolle  Geschichte der Familie Kempowski kurz vor dem ersten Weltkrieg  ihren Anfang nimmt, bevor sie  nach dem zweiten Krieg Anfang der sechziger Jahre in Hamburg endet – weshalb ich auch mit diesem Buch beginne, die Bücher zum wiederholten mal zu lesen, nachdem ich seit meiner letzten Buchvorstellung zwar einiges angelesen, aber nichts gefunden habe, was spannende und lohnende Unterhaltung geboten hätte….
Also , warum nicht nochmal was lesen, was ich zuletzt vor zehn Jahren in der Hand hatte und von dem ich weiss, dass ich es in einem Rutsch durchlesen werde?

Der Klappentext:

Der wohlhabende Rostocker Reeder Robert William Kempowski, einst aus Ostpreußen nach Mecklenburg gekommen, besitzt ein stattliches Haus, zwei Dampfer und zwei Kinder, die gutbürgerlicher Tradition entsprechend Tennis und Klavier spielend heranwachsen. In der Ehe arrangiert man sich: Anna hat ihren „Jour fixe“ und einen Tenor vom Stadttheater zum Hausfreund; er wiederum pflegt seine kleinen Liebschaften auch dann noch, als er schon krank und an den Rollstuhl gefesselt ist. 1913 lernt Sohn Karl in der Sommerfrische an der Ostsee Grethe de Bonsac kennen, deren Familie aus dem preußischen Wandsbek von anderer Art ist als die des jungen Mannes: ordentlich und fromm. Zwischen Grethe und Karl entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte, die vom Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen wird. Karl geht als Freiwilliger an die Front und erlebt das „Stahlbad“ bis zu seinem bitteren Ende; Grethe dient dem Vaterland in einem Kinderhort.

Wobei ich mein Fazit schon vorab und mit wenigen Worten ziehen kann:

Lesenswert, unterhaltsam, gut!
Mehr muss man zu den Büchern der deutschen Chronik nicht schreiben :-)


1186

„In dem für mich typischen Planungswahn…..“

„…. hatte ich den Beginn meines Daseins als alter Mann auf den sechzigsten Geburtstag festgelegt. Also suchte ich im Mai 2010 die mönchische Abgeschiedenheit des Gasteinertals und inszenierte die ganz große Zäsur. Allein wollte ich dem Elend des Altwerdens ins Auge blicken. Ich hatte mir eine idyllische Berghütte im Blockhausstil vorgestellt. Die gibt es aber nur in Heimatfilmen, und ich fand mich in einer Wellblechbutze auf einer tropfnassen Bergwiese wieder. „

Schon witzig, dass diese ersten Sätze im zweiten Buch von Thomas Gottschalk sinngemäss genau das enthalten, was auch ich mir dachte, als ich sechzig wurde.
Wenn auch meine Situation insofern etwas anders war, als dass ich nicht  in einer idyllischen Berghütte war an diesem Tag, sondern der morgendliche Blick in den Spiegel an diesem denkwürdigen Tag in der heimischen Wohnung stattfand. Wie überhaupt ich mich schon bei der Lektüre des ersten Buches immer mal wieder gedanklich in ähnlichen Situationen wiederfand, wie auch Gottschalk sie beschreibt, auch wenn mein eigenes Leben in ganz anderen Bahnen verlaufen ist und ich nicht mit den „Reichen und Schönen“ dieser Welt auf Du und Du bin.
Um so gespannter bin ich nun auf den zweiten Teil seiner Memoiren, der gerade frisch auf meinem Ebook-Reader eingetrudelt ist:

Herbstbunt

Der Klappentext:

„Forever young?
Immer lief alles glatt in seinem Leben. Warum sollte sich daran etwas ändern, bloß weil Thomas Gottschalk eines Tages 60 wurde? Für die Figur gibt’s die Mayr-Kur, und Workouts gibt’s für die Fitness. Doch in der zweiten Hälfte der Sechziger wird es unerwartet rumpelig: Der Oberschenkelmuskel gibt den Geist auf; das Haus brennt ab; und nach über 40 Jahren Ehe ist das Zusammenbleiben plötzlich nicht mehr selbstverständlich…
Thomas Gottschalk erzählt vom Älterwerden – nachdenklich, mit viel Humor und großer Offenheit.
Seine Botschaft? Optimistisch!“

Wobei auch dieses Mal schon vorab sicher ist, dass ich das Buch zu Ende lesen werde.
Denn Gottschalks plaudernder Schreibstil und sein teils etwas flapsiger und immer selbstironischer  Humor haben schon das erste Buch zu einem genussvollen Lesestoff gemacht, der sich im zweiten genau so fortsetzt.
Es gibt also keinen Grund, sich davon auch nur eine Zeile entgehen zu lassen.


1169

„In meinem Alter wäre es töricht …“

 „… mir einzureden, dass die beste Zeit meines Lebens noch vor mir liegt. Man mag darüber streiten, ob ich schon durchs Ziel bin oder kurz davor, aber ich habe nicht die Absicht, mich an dieser Diskussion zu beteiligen, solange ich selber noch nicht weiß, wo ich hinwill. Was ich dagegen genau weiß, ist, woher ich komme. Hätte ich die Wahl gehabt, wäre ich gern zur Hochblüte der Romantik oder im Zeitfenster des Sturm und Drang unterwegs gewesen. Mit dem romantischen Dichter Joseph von Eichendorff verbindet mich nicht nur Aus dem Leben eines Taugenichts -eine Biographie, der ich schon früh zu folgen beabsichtigte -, sondern auch eine gewisse schlesische Noblesse. „

Nachdem mein letztes Buch ja „so gar nicht meins“ war, versuche ich es mal wieder mit ganz leichter Kost
– ein wenig auch inspiriert durch den gestrigen Gast auf dem roten Sofa der NDR-Vorabendsendung „Das“, Thomas Gottschalk.
Das der auch unter die Autoren gegangen ist, war mir bisher gar nicht bewusst.
Doch inzwischen ist sogar schon der zweite Teil seiner Autobiographie erschienen, und da ich ihn als Person immer sehr unterhaltsam fand, habe ich mir mal den ersten Teil besorgt, um mir selbst einen Endruck seiner schriftstellerischen Fähigkeiten zu machen.

Herbstblond

Was –  wie ich bisher sagen kann – sicher kein Fehler war, den Gottschalk schreibt mit leichter Feder, sehr unterhaltsam und mit einer gehörigen Portion Humor und Selbstironie. Auch die liebevollen Bilder, die er von Verwandten und Freunden malt, gefallen mir sehr, so dass dieses Buch schon auf die ersten Kapitel wirklich Freude macht.

Der Klappentext verspricht jedenfalls nicht zuviel:

»Als ich beim Radio angefangen habe, gab es ›Ansager‹, ›Sprecher‹ und ›Conferenciers‹. Die einen haben gelesen, was ihnen andere vorgeschrieben hatten, die anderen haben sich vorher aufgeschrieben, was sie sagen wollten. Ich hab einfach drauflosgeredet. Und das mache ich auch in diesem Buch.« Thomas Gottschalk erzählt von seiner Kindheit und Jugend im fränkischen Kulmbach, von seinem Aufstieg zum Medienstar und seinen Begegnungen mit den Großen dieser Welt, von Rückzugsorten und Glücksvorstellungen, von Familie und Freunden, tragischen und glanzvollen Momenten. Nachdenklich, selbstironisch, lebensklug und ehrlich!

Und so bin ich jetzt schon ziemlich sicher, dass ich wohl  auch den gerade erschienenen zweiten Teil der Autobiographie lesen werde!


1153

„Kweku stirbt barfuß,…“

„…. an einem Sonntag vor Sonnenaufgang, seine Hausschuhe kauern an der Tür zum Schlafzimmer, wie Hunde. Jetzt steht er auf der Schwelle zwischen Glasveranda und Garten und überlegt, ob er zurück soll, um die Pantoffeln zu holen. Er holt sie nicht. Seine zweite Frau, Ama, schläft dort im Schlafzimmer, die Lippen leicht geöffnet, mit gerunzelter Stirn, ihre heißen Wangen auf der Suche nach einer kühlen Stelle auf dem Kopfkissen, Kweku will sie nicht wecken.“

Das fängt ja schon mal gut an. Und deshalb freue ich mich, dass ich nun, kurz bevor ich wirklich losgehe, die Kurve gekriegt habe, mal wieder was anderes zu lesen als Pilgertagebücher. Da ich gerade mal das erste Kapitel von Taiye Selasi’s Roman

Diese Dinge geschehen nicht einfach so

angelesen habe, muss ich mich bezüglich des Inhaltes ein wenig auf den –  wie üblich etwas grosspurigen –  Klappentext verlassen, der aber zumindest eine interessante Geschichte verspricht – und wenn das Buch hält, was das nur bisher gelesene verspricht, auch eine unterhaltsame:

„Die literarische Sensation aus Amerika – ein kosmopolitischer Familienroman: In Boston, London und Ghana sind sie zu Hause, Olu, Sadie und Taiwo. Sechs Menschen, eine Familie, über Weltstädte und Kontinente zerstreut. In Afrika haben sie ihre Wurzeln und überall auf der Welt ihr Leben. Bis plötzlich der Vater in Afrika stirbt. Nach vielen Jahren sehen sie sich wieder und machen eine überraschende Entdeckung. Und sie finden das verloren geglaubte Glück – den Zusammenhalt der Familie. Endlich verstehen sie, dass die Dinge nicht einfach ohne Grund geschehen. So wurde noch kein Familienroman erzählt. Taiye Selasi ist die neue internationale Stimme – jenseits von Afrika.“

Also schaumermal.
Ich jedenfalls lasse mich jetzt überraschen und werde sicher irgendwann berichten, ob das Buch wirklich hält, was ich mir gerade vorstelle


Tante Edit sagt:

Nee, das war nichts!
Ich hab mich redlich bemüht, aber bin immer wieder stecken geblieben. Anscheinend ist es gerade nicht die Zeit, dieses Buch zu lesen.
Vielleicht später einmal….


1140

„Jedes Jahr im Frühjahr“ …..

….. „besuchte meine Frau die Schweiz, um dort ihr Lungenleiden behandeln zu lassen. Die Klinikaufenthalte sind im Laufe der Jahre zur Routine geworden, ebenso der Brauch, die Kurtage durch einen gemeinsamen kurzen Urlaub zu verlängern. Auch in Jahr 1993 bin ich nach Davos gefahren. Ich fand meine Frau aber nicht, wie ich erwartete, erholt und gekräftigt, sondern krank und im Fieber vor. Der Klinikaufenthalt wurde in der Hoffnung verlängert, dass sich ihr Gesundheitszustand bessern würde….. „

Mit dieser Vorbemerkung beginnt das Tagebuch einer ganz besonderen Pilgerreise, die vier Jahre später mitten im Februar  im noch winterlichen Kassel ihren Anfang nimmt und den Autor Janos Kertesz  auf seinemfünfmonatigen,  fast 3000 Kilometer weiten Fussweg bis ins spanische Santiago de Compostella begleitet, die er – als eigentlich nicht gläubiger Mann – aus Dankbarkeit für die nicht mehr erwartete Genesung seiner Frau unternimmt.
Viel erfährt man über den Autor leider nicht –  auf der verlinkten, lange nicht mehr gepflegten  Website und auch im Buch gibt es kaum Hinweise auf seine Person – aber ich denke, er wird zu  Zeiten seiner Pilgerschaft  sicher nicht wesentlich jünger gewesen sein, als ich es jetzt bin. Wenn auch wohl körperlich deutlich fitter.

Trotzdem ist sein Buch

Vier Millionen Schritte bis zum Ende der Welt

für mich sehr lesenswert und auch aufschlussreich, weil es neben kleinen Anekdoten und Wegbeschreibungen auch immer wieder auf die innere Auseinandersetzung mit dem Weg und die damit verbundene Einsamkeit und körperlichen Anstrengungen eingeht , irgendwann auch in der Frage gipfelnd, warum man sich das eigentlich antut und um Motivation für die Fortsetzung der Reise ringend…
Insofern ist es bei aller Leichtigkeit in der Sprache doch kein einfaches Buch, an dem ich da schon seit zwei Wochen lese, aber eines, dass als Vorbereitung für meinen eigenen kleinen  und auch deutlich leichteren Pilgerversuch über einen sehr viel kürzeren Weg durchaus hilfreich erscheint.

Der Klappentext des leider nur noch als Kindle-Ebook erhältlichen Buches:

„Das Reisetagebuch eines Jakobpilgers, der seine fünfmonatige Wanderung von Kassel nach Santiago de Compostela beschreibt. Dieses Buch enthält nicht nur ausführliche und fachkundige Informationen über Sehenswürdigkeiten am Weg, Legenden und Wissenswertes über die Geschichte der Jakobspilgerei, sondern auch herrliche Schilderung einer erlebten Natur, so wie scharfsinnige und humorvolle Beobachtung seiner Mitpilger. Dies ist auch eine ergreifende und höchst persönliche Beschreibung einer inneren Reise, genau so fesselnd, wie die Außenwelt, durch die uns der Autor führt.“

Ganz sicher werde ich das Buch auch zu Ende lesen, den Weg des Autors über Google Maps folgend und ergänzend auch mehr über die Orte lesend, durch die er auf seiner Reise gekommen ist.
Und auch das macht einen Teil der Reizes aus, den dieses Buch auf mich ausübt


1102

„Er ist da!“

„An einem grauen Wintertag liegt er in meinem Briefkasten: mein Pilgerausweis. Ich starre ihn ungläubig an. Erst vier Tage ist es her, dass ich den Ausweis spät in der Nacht und mit dem Gedanken: »Genug überlegt! Ich mach‘ das jetzt einfach!« per Email bei der schwäbischen Jakobusgesellschaft bestellt habe.

Da ich bisher noch niemandem von meinem Vorhaben erzählt habe, ist es nicht weiter peinlich, wenn der Ausweis irgendwann ungenutzt in der Ablage P verschwindet.
Hundertprozentig sicher bin ich mir nämlich noch nicht, dass ich das wirklich durchziehen werde. Zwar habe ich in diesem Sommer tatsächlich zwei wunderbare, endlose Monate zu meiner freien Verfügung, aber in denen kann man auch viele andere schöne Dinge unternehmen.
Einen Sprachkurs in Italien. Eine ausgedehnte Reise durch Frankreich. Irgendetwas, was nicht übermäßig mit sportlicher Betätigung zusammenhängt.
Sportlich bin ich nur im Notfall.“

Was liest man, wenn das letzte gelesene Buch einfach zu kurz war?
Ganz einfach: Man bleibt beim Thema, begibt sich nochmal auf den Jacobsweg  und liest noch ein Buch über den Camino! Das inzwischen (nach Kerkelings „Ich bin dann mal weg“) vierte oder fünfte darüber. Wobei mich der Wunsch nach einer Pilgerreise ja schon viel länger umtreibt – seit meiner damals abgebrochenen Diakonenausbildung vor beinahe vierzig Jahren. Doch dazu an anderer Stelle mehr, hier soll es ja um das Buch gehen, dass ich gerade auf dem Reader habe:

Bis zum Ende der Welt
und ein paar Schritte weiter

von Berit Janssen ,  über die man im Netz rein gar nichts erfährt, ausser dass sie wohl aus Hamburg stammt, „häufiger Hosenanzüge als Wanderkleidung trägt und im täglichen Leben eher mit Hotels als mit Herbergen zu tun hat“
Wozu ich auch noch beitragen kann, dass sie einen durchaus gut lesbaren Schreibstil hat  und – soweit ich bisher gelesen habe –  sich deutlich persönlicher und emotionaler mit ihren Erlebnissen auf dem Jacobsweg auseinandersetzt, als alle Bücher, die ich bisher zu diesem Thema gelesen habe.
Ein Pilgertagebuch also im besten Sinne, auch wenn der Klappentext mal wieder eher nichtsagend ist:

 “ »Er ist da! An einem grauen Wintertag liegt er in meinem Briefkasten: Mein Pilgerausweis.« Damit beginnt Berits Abenteuer Jakobsweg.

So ganz sicher ist sie nicht, dass sie das schaffen wird: neunhundert Kilometer bei sommerlicher Hitze durch Nordspanien latschen. Mit einem braunen Wander-T-Shirt (schnelltrocknend, schweißhemmend, moskitoabweisend), einem Rucksack voller Vorurteile und einem ausgefeilten Plan, um die Pyrenäen-Überquerung so wenig anstrengend wie möglich zu gestalten, macht sie sich schließlich auf den Weg. Und stellt bald fest: Man sollte seine Mitmenschen nicht unterschätzen. Sich selbst aber auch nicht. Wunder geschehen nämlich täglich, auch wenn man manchmal etwas nachhelfen muss.“

Dennoch ein Buch, das zu lesen Freude  macht und das ich sicher zu Ende lesen werde .
Nicht nur des Themas wegen.


1088

„Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen“ …..

…. „ist die an eine Abenteuerreise – oder genauer gesagt an einen Sonntagsbesuch bei den Großeltern, die zwei Dörfer weiter wohnten. Es war noch zu früh, um loszufahren, aber ich quengelte bereits. Schließlich wollte ich meinen Großeltern unbedingt mein Dreirad zeigen, dass ich zu meinem vierten Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Meine Mutter, die ihre Haare voller Lockenwickler hatte und mit Tortenverzierungen beschäftigt war, schickte mich schon voraus.
»Aber nur bis zur Landstraße. Dort wartest du auf uns«, sagte sie und strich mir liebevoll über das Haar. Ihre nächste Berührung sollte eine Ohrfeige werden, die sich gewaschen hatte, aber das konnten weder sie noch ich voraussehen.
Also strampelte ich mit meinem Dreirad den Schotterweg entlang, der zur Landstraße führte. Dort hielt ich an und blieb eine Weile stehen. Natürlich besaß ich noch keine Uhr, deshalb wusste ich nicht, wie lange ich auf meine Eltern wartete. Leider war mir damals der Begriff Geduld ebenso fremd wie das Wort Gehorsam, und ich war im Umgang mit beidem noch unerfahren.“

Wie ein Krimi beginnt dieses Buch ja nun nicht.
Dabei ist der Autor, Eduard Freundlinger, von Haus aus eigentlich Krimi-Autor oder besser: hat (wie er selbst  es  beschreibt ) in diesem Genre angefangen zu schreiben, weil er sich davon den grössten wirtschaftlichen Erfolg versprach:

„… ehe ich meine wahre Berufung fand und mit dem Schreiben begann. Nach den ersten fünf geschriebenen Seiten stand für mich sofort fest, dass ich es mit meinem neuen glamourösen Autorendasein sehr weit brächte: Mindestens auf den ersten Platz der Spiegel Bestsellerliste, zu Übersetzungen in zwei Dutzend Sprachen bis hin zu Mongolisch, und alle meine Bücher würden verfilmt werden. Natürlich nicht in den Bavaria Filmstudios, sondern in Hollywood. Die Realität sah dann leider etwas anders aus …“

In der Tat war es für ihn aber wohl mehr als mühselig, sich mit seinen Büchern und anderen Geschäften über Wasser zu halten….

An dieser Stelle beginnt nun das Buch, das ich gerade nahezu „verschlinge“ handelt es doch von einem Weg, den ich gar zu gerne auch einmal selber gehen würde:

Wie ich vom Weg abkam,
um nicht auf der Strecke zu bleiben

beschreibt auf ausgesprochen kurzweilige Weise die Geschichte seiner Pilgerreise auf dem Camino Francés von dem Pyrenäen bis hin zum Ziel im spanischen Santiago de Compostela, gewürzt mit viel Humor und durchbrochen immer wieder mit autobiographischen Rückblenden aus seiner Vergangenheit, die beschreiben, welche Wegweiser sein Leben bestimmt haben und warum er da gelandet ist, wo er nun ist.

Gleichzeitig beschreibt das Buch das Werden einer inneren Wandlung, bestimmt durch die Erkenntnisse, die Freudlinger aus seiner langen Wanderung über den Camino zieht, so dass im Lauf des Buches die Perspektive sich immer mehr weg vom Blick in die Vergangenheit, hin zum Blick in die Zukunft wendet – erst zögerlich, dann aber immer bestimmter und sicherer.
Genau das macht auch den Spannungsbogen dieses Buches aus, das sich an einigen Stellen wirklich wie ein Krimi liest, spannend und gelegentlich auch sehr temporeich geschrieben.
Wobei ich mir auch nach der Hälfte des Buches noch nicht sicher bin, ob Freundlinger sein Ziel wirklich erreicht.

Der wirklich gute Klappentext lässt diesen Schluss allerdings zu:

„Einmal mit sich selbst ganz allein sein, den Verstand freimachen, privaten und beruflichen Ballast abwerfen. Das sind die Gründe, die jedes Jahr Tausende von Pilger auf den Jakobsweg ziehen. Und es ist auch Eduard Freundlingers Plan, als er sich nach einer schicksalhaften Begegnung spontan, untrainiert und mit jeder Menge Humor aufmacht, 800 Kilometer zu Fuß zurückzulegen. Was als mühsame Flucht vor Alltagsorgen und Problemen begann, wurde bald schon Schritt für Schritt in Richtung Santiago de Compostela zur Wegbereitung für ein glücklicheres und zufriedeneres Leben. Sympathisch wie nachdenklich berichtet Freundlinger von spannenden Begegnungen, skurrilen Erlebnissen und schrägen Episoden aus seiner abenteuerlichen Biografie. Ehrlich und authentisch lässt er den Leser an seiner Wandlung zum >Pilgerbruder Eduard< teilhaben. Ein tiefgründiger Roman über dunkle Momente und erhellende Erkenntnisse, über Liebe und Glück, Träume und Veränderungen, und über die verwitterten Wegweiser des Lebens. Ein Buch wie ein weiser Freund, der auf ergreifende wie humorvolle Weise zum Nachdenken und Reflektieren anregt – und von dem man am Ende der Lektüre glaubt, sich verabschieden zu müssen.“

Denn diese Formulierung kann ich jetzt schon unterschreiben. Alles in dieser kurzen Zusammenfassung geschriebene stimmt.
Weshalb das Buch von mir auch das Prädikat “ sehr lesenswert“ bekommt :-)


1084

„Solange ein Mann sich noch eine Bratwurst macht….

„……hat er nicht aufgegeben. Lorenz Brahmkamp öffnet mit der breiten Seite seines Küchenmessers eine Flasche Bier und dreht die Wurst auf dem Teller so, dass die gebogenen Enden nach oben zeigen. Wenigstens das Essen lächelt.
Als Katrin noch da war, hat Lorenz sich erfolgreich an Seeteufel-Saltimbocca gewagt, an Kaninchen in Rotwein oder an Entenbrust mit Mango Chutney. Als frisch verlassener Mann um die vierzig ist er nun wieder bei Hausmannskost. Für einen alleine lohnt sich kein Aufwand. Das gilt kulinarisch, sexuell, vielleicht sogar generell. Für einen alleine lohnt sich kein Aufwand. Sicher auch der Grund, warum Gott Eva erschuf.“

Sicherlich keine hochtrabende literarische Kunst, was ich da gerade auf dem Reader habe, aber ganz gut zum Wiedereinstieg in die Welt des Lesens. Denn es ist leicht, unterhaltsam, gelegentlich ironisch und auf jeden Fall nicht ohne Witz, was Ralf Husmann  in diesem Buch aufs Papier gebracht hat, seines Zeichens auch Autor der Stromberg-Serie, die auf Pro7 lief.

Vorsicht vor Leuten

– auch mit Charly Hübner verfilmt und letztens in der ARD zu sehen –  erzählt die Geschichte eines Loosers, der zum Hochstapler wird, so schlussendlich seine Frau zurück gewinnt und  es auf die  vermeintliche Sonnenseite des Lebens schafft.

Der Klappentext:

„Das Leben behandelt Sachbearbeiter Lorenz Brahmkamp nicht gut – vielleicht als Quittung dafür, dass er es häufig mit der Wahrheit nicht so genau nimmt: Seine Frau hat ihn verlassen, also schreibt er ihr Drohgedichte, bei seinen Kollegen ist er unbeliebt und tut alles dafür, dass das so bleibt, sein Körper lässt ihn vermehrt im Stich, aber er wird keinesfalls mit Sport oder gesunder Ernährung gegensteuern. Ausgerechnet jetzt trifft er auf den Selfmade-Millionär Alexander Schönleben. Der Mann ist das genaue Gegenteil von Lorenz: erfolgreich, fit, beliebt und sexuell voll ausgelastet, mit allem Pi, Pa und Po. Weil Glück immer verdächtig ist, vermutet Lorenz automatisch, dass irgendwas mit diesem Schönleben ganz und gar nicht stimmt, und plötzlich steht der renitente Sachbearbeiter aus Osthofen vor einer Entscheidung, die sein Leben völlig auf den Kopf stellen kann …“

Wie gesagt, durchaus unterhaltsam und mit manch unerwarteten Wendungen schlägt das Buch – soweit ich es bisher gelesen habe  – den Film um Längen. Es ist also keine Frage, dass ich es zu Ende lesen werde, zumal ich auch gespannt bin, ob der Autor das doch recht hohe Tempo der Erzählung bis zum Ende durchhalten kann.
Bisher jedenfalls ist das ganz vielversprechend.


1074

„An einem strahlenden Nachmittag, …. „

„….. unter grellem Himmel und zart hingetupften Wolken, stieg sie aus dem Karibischen Meer, eine knappe Stunde vorher angekündigt durch hohen Wellengang, Schaumköpfe, aufgeregte Schwärme fliegender und anderer Fische, die in alle Richtungen entflohen, und eine eigentümlich giftgrüne Färbung des Meeres.
Innerhalb kurzer Zeit hob sie sich empor, und am Nachmittag um drei Uhr Ortszeit war sie bereits vollständig aufgetaucht und da, nur ganz nackt:
pflanzen-, tier und menschenlos, eine leere Landschaft, ein faltiges Etwas über dem Meeresspiegel – groß, wenn man sie aus nächster Nähe betrachtete, aber winzig von fern.“

Mit diesen Sätzen beginnt ein Buch, dass ich vor vielen vielen Jahren in einem verregneten Holland-Urlaub gelesen habe. Ein Buch, dem man die Erzählfreude  und den sprachlichen Witz seiner Autorin anmerkt, und das mich seinerzeit schon vom ersten Satz an gefesselt hat –  und damit  am Anfang einer ganzen Reihe von Büchern der Gudrun Pausewang steht, die ich seither gelesen habe.

Allen gemeinsam: der Humor  der Autorin und ihre liebevoll gezeichneten Figuren, selbst wenn es in manchen anderen ihrer Werke um sehr ernsthafte Themen geht (Die WolkeDie letzten Kinder von Schewenborn – doch dazu vielleicht an anderer Stelle mehr)

Das Buch, das ich heute vorstellen möchte, ist nämlich weit von jeder thematischen Ernsthaftigkeit entfernt:
Es ist – wenn man so will – ein Märchen, gekleidet in die Chronik einer fiktiven  Insel in der Karibik.
Einer Insel, „auf der Alles möglich ist “ (so der Klappentext)
Ein Satz, den ich voll unterschreiben möchte.

Im

„Aufstieg und Untergang der Insel Delfina“

wimmelt es nur so von Piraten, Sträflingen, spanischen Edelmännern, Gouverneuren, Geistern, Nonnen, Freudenmädchen,  Fischern, Priestern, Puritanern, Hippies und Selfmade-Millionären, die alle irgendwie miteinander agieren und so eine bunte Geschichte ergeben, die immer wieder neue und unerwartete Wendungen nimmt – und mich damals beim ersten lesen so gefesselt hat, dass ich seinerzeit das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen habe.
Das Regenwetter jedenfalls war vergessen und der Urlaub bekam echtes „Karibik-Feeling“ 8-)

Der Klappentext:

„„Auf dieser Insel ist alles möglich.“
Schon ihre Entstehungsgeschichte ist phantastisch. Innerhalb kürzester Zeit taucht Delfina aus dem Karibischen Meer auf und bleibt doch dreihundert Jahre fast unberührt. Mit der Landung eines Piratenschiffes anno 1661 beginnt die wechselvolle Besiedelung dieses Paradieses. Indios‚ Neger, englische Puritaner, deportierte Sträflinge, Matrosen, ehrbare Kaufleute, spanische Nennen und französische Freudenmädchen bevölkern fortan die Insel. Englische und spanische Gouverneure selbsternannte oder abgesandte wechseln einander ab und lenken die Geschicke der Insel mit unterschiedlichem Erfolg. Delfina erlebt magere und fette Jahre, wird zum Spiegel der europäisch—amerikanischen Geschichte und Zivilisation. Gudrun Pausewang läßt ihrer Fabulierkunst und ihrem Humor freien Lauf, gestattet ihrer Phantasie die prächtigsten Luftsprünge und schüttelt die Einfälle nur so aus dem Ärmel. Dem Leser beschert sie eine höchst vergnügliche und abenteuerliche Reise in die Karibik.“

Schade eigentlich, dass dieses Buch (wie die meissten Bücher von Gudrun Pausewang) schon seit langem vergriffen ist  und allenfalls gebraucht gelegentlich bei E*** auftaucht, wo ich es zufällig wiedergefunden habe.  Allerdings mit dem Nachteil, dass  – zumindest in der  Taschenbuchauausgabe – es so klein gedruckt (und altersbedingt vergilbt)  ist, dass ich in meinem fortgeschrittenen Alter fast eine Lupe bräuchte, um halbwegs komfortabel lesen zu können.
So gab es denn auch mit den Anstoss zu meiner Bücher-Scan-Aktion vor ein paar Monaten, die meine elektrische Bibliothek um etliche Bände  erweitert hat.

Und nun endlich werde ich es nochmal lesen – ganz in Ruhe und genussvoll – und ich freu mich drauf :-)


BTW.:

Falls Interesse besteht, kann ich die Scans auch gerne zur Verfügung stellen (als EPub oder Mobi)
Nachricht genügt, dann schicke ich es Euch gerne per Mail.
Gratis und ohne Portokosten  8-)


1007

Theorie und ……

Vorfreude ist doch was wunderbares –  und das gleich im doppelten Sinne:
Einmal  in Bezug  auf das wunderbare Geschenk, das meine Liebste mir gemacht hat und zum anderen auch auf meinen neuen Schreibtisch, dessen erste Teile heute schon eingetrudelt sind.
Aber beides ist noch nicht komplett, bzw. muss ja erst das Paket aus das Paket mit dem neuen Pixelwunder noch hier eingeflogen werden – genau wie die restlichen  Beschläge für den Schreibtisch.
Da ist also noch etwas Geduld angesagt, auch wenns schwer fällt.
Immerhin kann ich mich aber schon mal theoretisch mit den Dingen vertraut machen, und so hab ich mir, nachdem die Pläne für den Schreibtisch fertig sind, mal etwas Lesestoff gegönnt, der mir auf recht unterhaltsame und informative Art die Wartezeit etwas verkürzt, bis ich mein Geschenk wirklich begreifen, befühlen und ausprobieren kann.

Nur Handbuchlesen is ja auch etwas trocken….

Deshalb heute mal eine Buchvorstellung ohne Leseprobe und Klappentext, aber immerhin mit dem Hinweis, dass dieser Lothar Schlömer als Fachbuchautor und praktizierender Fotograf die Vielzahl von wissenswerten Dingen über meine neues Bilderstellungsgerät doch deutlich lesbarer an seine Leser bringt, als es der Autor des Kamerahandbuches schafft..

Wobei ich zugeben muss, dass ich einiges davon auch schon wusste, denn manche Dinge haben sich bei Nikon seit Jahrzehnten nicht geändert…
Aber trotzdem finde ich es spannend, schon mal vorab den einen oder anderen Kniff zu erfahren und nicht ganz unbeleckt die neue Kamera in der Hand zu halten.

Ausserdem steigert die Lektüre ja auch noch die Vorfreude und die Spannung , bis hoffentlich morgen der Paketbote klingelt.
Und das sollte eigentlich klappen, den DHL ist ja diesmal nicht involviert wie seinerzeit beim neuen Handy meiner Liebsten. Nein, diesmal ist es der braun-goldene Lieferservice, der doch um einiges zuverlässiger ist :-)

Überhaupt : DHL —— mit denen bin ich gerade mal wieder böse, wegen zwei anderen Büchern, für die ich zwar Benachrichtigungskarten bekommen habe, die aber in der angegebenen DHL-Filiale nicht auffindbar sind. Das ist jetzt zwar kein grosser Beinbruch, weil beide nur je einen Euro in der elektrischen Bucht gekostet haben – aber dennoch auch wieder ärgerlich….
Na, schaunmermal, ob die noch wieder auftauchen.

Einstweilen jedenfalls freu ich mich erst mal auf morgen :-)


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