.

Bitte setzen Sie sich hin!

Neulich schrieb ich in einem Nachsatz:

„…darüber wird wohl nochmal nachzudenken sein.“

Gemeint war damit meine doch zunehmend spürbarere Behinderung beim Gehen, Treppensteigen, Bücken und in die Hocke gehen, die leider ja nicht nur auf  dem Papier besteht und mir in vielen Beziehungen das Leben manchmal doch recht sauer macht.
Womit ich jetzt nicht die Ausnahmesituationen meine, wie sie im Urlaub oder bei solchen Aktivitäten wie neulich beim Ausflug nach Worpswede entstehen, sondern eher die Einschränkungen, die ich im Alltagsleben erlebe an Tagen, an denen ich versuche, meine Schmerzmitteldosis möglichst gering zu halten und mit der einen Novalgin-Tablette auszukommen, die sowieso Teil meines morgendlichen Medikamenten-Cocktails ist.
Da überlege ich dann schon, ob ich „eben mal“ die Treppen runter flitze, um Müll weg zu bringen oder in den Briefkasten zu gucken  und wieviele Einkaufs-Kilo ich auf einem Weg die Treppen rauf bekomme. Auch beim Spülmaschine ausräumen oder Wäsche aufhängen  brauche ich gelegentlich eine Pause, bevor ich weitermachen kann. Und zum Unterhosen, Socken und Hosen anziehen setze ich mich inzwischen auch lieber hin, nachdem ich neulich dabei mal  umgefallen bin (zum Glück aufs Bett) weil ich auf einem Bein stehend die Balance nicht mehr sicher halten kann.
Wie ich überhaupt immer mehr Angst vor Stürzen entwickele, wohl wissend, dass ich mir grössere Verletzungen nicht mehr leisten kann angesichts der angeschlagenen Durchblutungs-Situation in meinen Beinen und der Schwächung des Immun-Systems durch die Rheuma-Medikation.

Von aussen betrachtet ( und aus meiner beruflichen Erfahrung heraus) würde ich sagen, sowas ist für „ältere Menschen“ ganz normal, an den Punkt kommt jeder irgendwann mal.

Aber für mich ? Mit 61?
Andere steigen in meinem Alter noch auf den Mount Everest, machen 100 Kniebeugen am Stück oder laufen locker einen Marathon!

Gut, das alles muss ich nicht haben und werde ich in diesem Leben sicher auch nicht mehr erreichen, aber ein wenig besser sollte es schon nochmal werden.  Da  stellt sich natürlich die Frage, was ich ändern muss, dass es zumindest nicht noch schlechter wird?

Wobei ich  im Prinzip ja sogar ziemlich genau weiss, wo meine grössten Problempunkte liegen – nämlich in meinem Übergewicht, in mangelnder Bewegung und wohl auch beim Rauchen.
Alles Punkte, die eine Änderung meiner Lebensgewohnheiten bedeuten würden, wenn ich sie angehen will.
Was mir – zugegeben – sehr schwer fällt:

  • Ich esse nun mal gerne – und oft zu viel
  • ich vermeide teilweise Bewegung, weil ich die damit verbundenen Schmerzen vermeiden will (regelmässige Gehübungen mache ich deswegen schon lange nicht mehr)
  • und Rauchen? Bisher sind alle Versuche gescheitert, das aufzugeben. Leider.

Insofern setze ich auch ein wenig Hoffnung auf die Reha, die in den drei Wochen mit dem veränderten Tagesablauf und der ungewohnten Umgebung vielleicht eine Zäsur setzen könnte – was alle drei Problempunkte betrifft. Bei den Themen „Essen“ und „Bewegung „sowieso – und möglicherweise werde ich zum Thema „Raucherentwöhnung“ dort auch Unterstützung bekommen können – zur Not auch mit Nikotin-Pflastern für die ersten Tage (?).
Deshalb habe ich genau diese Punkte  jetzt mal als „Wünsche“ für die Reha im Aufnahmebogen formuliert, der gleich noch zur Post gehen wird.

Und da der Tag des Reha-Beginnes sinnigerweise auch mit dem Anfang der Fastenzeit zusammenfällt …. werde ich versuchen, aus den in der Reha gemachten Anfängen meine private Fastenaktion „7 Wochen ohne“ (vielleicht auch Ende offen) zu machen, deren diesjähriges Motto ohnehin wie für mich gemacht erscheint:

„Zuversicht – Sieben Wochen ohne Pessimismus“

 

Denn das ist klar:
Ich muss was ändern an meinen Gewohnheiten, wenn es nicht noch schlechter werden soll!
Und ich will ja auch was ändern…..

-_-_-_-

Bleibt noch zu ergänzen, warum ich diese Überschrift gewählt habe?
Nun, das ist im Grunde ganz einfach:

„Bitte Setzen Sie sich hin!“

das habe ich in meinem früheren Leben ganz oft zu meinen Kunden (meistens alten Männern) gesagt, wenn ich sie beim Hosenanziehen vor mir auf einem Bein rumgetanzt sind, so wackelig, wie sie sonst auch schon waren. (Männer neigen in sowas viel häufiger zur Überschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten – Frauen sind meist vorsichtiger)

Und so ist diese Überschrift auch nichts anderes als ein Memo an mich selbst, in zweifacher Hinsicht:
Einmal, um an meine Sturzprophylaxe zu denken,
zum anderen aber auch daran, das sich dringend was ändern muss, wenn es  vielleicht wieder besser werden soll….


1299

6 Replies to “Bitte setzen Sie sich hin!”

  1. Als Rheumatikerin weiß ich wovon du sprichst oder schreibst. Wenn ich es mal schaffe, einen Stadtbummel zu machen, brauche ich immer wieder zwischenzeitlich eine Sitzgelegenheit. Wie du gehst in der Stadt immer Kaffeetrinken? wurde ich kürzlich gefragt. Ja, habe ich gesagt, ich brauche zwischendurch Pausen, in denen ich sitzen kann. Und in der Kälte jetzt draußen, das geht nicht. Obwohl ich mich zum warten auf den Autobus auch setze trotz Kälte.
    Kürzlich ging ich in den Ausverkauf. Das erste was ich die Verkäuferin gefragt habe, wo gibt es in ihrer Etage eine Sitzgelegenheit für mich? Ich kann nicht Hosen anprobieren mir neue Teile aussuchen, ohne dass ich mich zwischendurch immer wieder hinsetze.

    Allein, das ist ein Thema, wo ich mir früher nie Gedanken drum gemacht habe ( Das ist auch gut so ) selbst beim Metzger habe ich mir schon mal einen Stuhl erbeten, aber das wird immer sehr freundlich gemacht, das muss ich wirklich sagen.
    In der Nachbarschaft hier könnte ich spazieren gehen, wenn ab und zu eine Möglichkeit zum Sitzen wäre, die gibt es aber nicht, wer stellt schon einen Stuhl vor das Haus und wer weiß, wer dann tatsächlich immer da sitzt? in der heutigen Zeit gibt es ja nette Gesellen, die niemand vor seinem Haus sitzen haben möchte.

    Wenn bei uns im Haus die jungen Leute Tap Tap Tap Tap Tap die Treppe rauf und runter laufen, dann denke ich oft: das ist ein Thema, das ist für mich für alle Zeiten vorbei. Ohne Handlauf und an manchen Tagen sogar mit beiden Füßen jede Stufe berührend geht das nicht mehr. Neben meiner Waschmaschine in der Waschküche steht ein Stuhl für mich.

    Ich bin jetzt 70 kann aber verstehen, was es für dich mit 61 Jahren bedeutet. Mein Berufsleben habe ich durchgezogen, aber nur weil ich eine sitzende Tätigkeit hatte. Sonst wäre das nicht möglich gewesen. Es ist mir oft schwer gefallen, aber wenn ich an meine sowieso schon recht geringe Rente dachte habe ich gedacht „halt durch“

    Die Wanderungen unseres Wandervereins kann ich lange schon nicht mehr mitmachen 😥. Einen Spaziergang durch den Wald nur wenn ich weiß, da steht ab und zu eine Bank. Bei mir kommt manchmal Luftnot dazu.

    Ja, Martin, das ist alles nicht so einfach. Und mein Gewicht müsste ich auch dringend reduzieren. Mal schauen, was ich da mache.

    Aktuell komme ich nur mit zwei Novalgin in den Tag, denn wenn ich morgens wach werde weiß ich manchmal gar nicht, wie ich aus dem Bett kommen soll, ich wollte hier nicht jammern, aber das ist wirklich gerade mein Thema.

    Und dabei bin ich noch gut dran, denn wenn ich von Gudrun lese: …das macht mich immer sehr traurig.

    In diesem Sinne… 🚶‍♀️ Alles Gute

    1. Kein Problem, Christel – ich freue mich ja, auch die Erfahrungen von anderen zu lesen.
      Wobei ich zum Glück unterwegs noch nicht unbedingt auf Bänke angewiesen bin, sondern mir gelegentlich ein Laternenmast, eine Hausecke oder ein Einkaufswagen als Stütze reicht, wenn es gerade nicht weiter geht…..

      Und ich gebe auch den Optimismus nicht auf, kleine Verbesserungen erreichen zu können – wohl wissend, dass da auch eine Menge Quälerei auf mich zukommen wird und dass es ohne den Impuls wohl nicht gehen wird, den ich mir von der Reha erhoffe. Wobei ich natürlich weiss, dass ich keine Wunder erwarten kann und aus dem alten Knacker auch kein junger Hüpfer mehr werden wird….

      Und was Gudrun angeht , da geht es mir genauso wie Dir… es macht mich wirklich traurig.

      Dir natürlich auch alles Gute!

  2. Das Rauchen! Ich habe so einige Anläufe gebraucht und nun seit 6 Jahren lebe ich nikotinfrei. Viktor hat damals mitgemacht. Wir hatten festgestellt, dass es nun mal nur klappt, wenn wir beide brav sind. Heute bin ich saufroh, die Kurve gekriegt zu haben. Die Sache mit der Gewichtsreduktion! Tja, ich bin ja beim Intervallfasten gelandet und nehme langsam aber sicher ab und habe nicht das Gefühl auf so furchtbar viel zu verzichten. Hört sich an, als wenn ich missionieren will, will ich aber nicht. Ich hoffe du findest für dich einen Weg

    1. Du und Zeugin Jehovas?
      Aber nicht doch 8-)

      An Intervallfasten habe ich auch schon gedacht, das gelingt mir tageweise sogar – und würde vielleicht auch klappen, wenn ich da etwas disziplinierter wäre
      Und mit dem Rauchen aufhören würde es sicher einfacher, wenn wir das beide schaffen.
      Aber immerhin habe ich in der Reha ja drei Wochen Anlaufzeit für mich alleine, dann machts vielleicht auch nichts mehr, wenn Birte weiter raucht..

  3. Die Überlegungen, ob man jetzt „mal schnell“ rüber zum kleinen Supermarkt „hüpft“, weil man beim Einkaufen etwas vergessen hat, oder lieber doch den Speiseplan umstellt, den Müll runter bringt, etc., weil allein das Anziehen mittlerweile beinahe eine Viertelstunde Zeit in Anspruch nimmt und viel Kraft kostet, kenne ich nur zu gut. Auch die Angst vor Stürzen, hauptsächlich wegen des künstlichen Hüftgelenks rechts, das mir 2015 verpasst wurde…
    Das Rauchen konnte ich vor gut vierzehn Jahren recht leicht: Ich warf meine noch halbvolle Packung Zigaretten samt Feuerzeug in den Mülleimer, und bin seitdem kein einziges Mal rückfällig geworden. ;-) Einmal, als einer meiner Onkel nach einer schweren Herz-OP lange Zeit auf der Intensivstation gelegen hat, wäre ich ums Haar rückfällig geworden – ich war damals ca. ein halbes Jahr lang „trocken“. Doch die logische Überlegung, dass damit, dass ich wieder rauchen würde, weder ihm und schon gar nicht mir geholfen wäre, hat mich dann doch eisern durchhalten lassen. ;-)
    Intervall-Fasten kann ich dir empfehlen, ich mache das, von den zwei rigorosen Fasttagen abgesehen, auch seit einer Weile schon. Allerdings stellt sich nach einer Weile der Körper darauf ein, und nach ca. zehn Kilo weniger stagniert das Abnehmen dann – zumindest bei mir verhält sich das leider so…

    1. Zehn Kilo weniger wären ja schon ein guter Erfolg.
      Dann wäre ich knapp bei 100 Kilo, meinem Kampfgewicht, als ich noch gearbeitet habe.

Comments are closed.

..