Untertitel:
Gut, wieder hier zu sein
Heute Morgen nun der Abschied von der Klinik und von Bad Nauheim, das sich heute im morgendlichen Nebel präsentierte.
Einerseits froh, nun wieder nach Hause zu dürfen, andererseits aber auch mit leicht aufgestellten Nackenhaaren bezogen auf die fünf Stunden im Zug, allen rationalen Gedanken zum Trotz, dass die Züge wohl ziemlich leer sein würden und damit das Risiko überschaubar, was den Corona-Kram angeht.
Zum Glück kam es dann aber genau so, wie die vernünftige Seite in mir sich das gedacht hatte:
Am Bahnhof gähnende Leere und später im ICE teilweise nur vier Mitreisende im gesamten Wagon, so dass ich reichlich Zeit hatte, Radio per Stream zu hören, meinen Gedanken nachzuhängen und so einen ersten Abschluss für die vergangenen drei – teilweise recht intensiven – Wochen zu finden, während die heimatliche Hansestadt und meine Lieben von Minute zu Minute immer näher kamen:
Zunächst mal das Positive, dass ich sicher demnächst nochmal weiter ausführen werde:
Da haben sich nicht nur in Bezug auf meine Gesundheit, als auch auf die weiteren Perspektiven deutliche Fortschritte ergeben, auf die ich nun aufbauen kann.
Ich kann jetzt ein Stück weiter Laufen, fühle mich erholt, ja, habe sogar Spass gehabt an einigen der Übungen und werde mit Glück die Möglichkeit haben, hier in Hamburg ambulant damit noch ein wenig weiter zu machen. Auch, was meinen zukünftigen Lebensunterhalt angeht ist die Richtung jetzt klar und wird im wesentlichen nur noch vom Ergebnis der Rentenberatung beeinflusst werden.
Dazu habe ich ein paar nette Leute kennengelernt, auch wenn daraus keine dauernden Kontakte erwachsen werden, weil für jeden von uns klar war, dass unser Zusammensein nur auf Zeit war und danach wieder der Alltag mit Familie und häuslichem sozialen Umfeld kommt.
Nicht so schön dagegen, dass die – an sich – unbeschwerte Zeit der Reha immer mehr von Corona und den daraus erwachsenen Ängsten überschattet wurde – nicht nur bei meinen Mit-Rehabilitanden , sondern auch beim Klinikpersonal, von dem viele nicht wissen, wie es in den nächsten Wochen und Monaten weitergehen wird, nachdem die Klinik einen totalen Aufnahmestopp hat und nun mehr und mehr den Betrieb ruhen lassen muss, bis irgendwann wieder normale Zeiten anbrechen werden.
Daran werden auch die in der letzten Woche schon reichlich ausgestreuten Verlängerungen nichts ändern – und ganz sicher auch nicht, dass die Klinik als „Not-Krankenhaus“ ggf. Corona-Patienten behandeln soll (wie das jetzt schon in Schleswig Holstein geplant ist)… Denn dafür sind die ganzen Bewegungstherapeuten und das übrige Klinikpersonal ja gar nicht ausgebildet.
Aber gut, das wird kommen, wie es kommt – und ist schlussendlich ja auch nicht mein Problem…. auch wenn ich die zunehmende Unsicherheit sehr gut nachfühlen kann
-_-_-_-
Handfester für mich dagegen eine Sache, die ich schon am Montag von Bad Nauheim aus versucht habe anzuleiern:
Ich brauchte ja einen Arzt, der mir hier in Hamburg zeitnah meine Arbeitsunfähigkeit bescheinigt, damit das Krankengeld nahtlos weiterläuft.
Normalerweise wäre sowas kein Problem, ein Anruf bei meinem Hausarzt hätte genügt – aber der ist nun bis zum ersten April in Urlaub. Und eine Vertreterin nimmt im Moment keine Patienten auf, die noch nicht in ihrer Praxis behandelt wurden (wie z.B. ich), und würde demzufolge auch keine Bescheinigung für die Krankenkasse ausstellen.
„Das müssen Sie verstehen . Wir haben ja Corona (sinngemäss)“
Auch die Krankenkasse wusste diesbezüglich nicht wirklich Rat, weil das Gesetz ja eigentlich besagt, dass die Arbeitsunfähigkeit „nahtlos“ bescheinigt werden muss, um dem Krankengeldanspruch ( und damit den Krankenversicherungsschutz) nicht zu verlieren, so dass ich letztendlich nur den Rat bekam, es mal bei den anderen Ärzten zu probieren, bei denen ich in diesem Jahr schon war – also Augenarzt, HNO und Rheumatologin.
Wobei die ersten beiden direkt ausfielen, weil ich aktuell weder etwas mit den Augen, noch mit den Ohren habe…
Blieb also nur die Rheumatologin, bei der ich spontan aber auch nichts erreichen konnte – trotz zweier Anrufe und einer Mail mit der Bitte um Rückruf, der aber heute Nachmittag zum Glück doch noch erfolgte.
Dann allerdings war es einfach, weil sie durchaus verstehen konnte, dass ich als „Risiko-Kandidat für Corona “ (durch das Metex) nicht unbedingt Praxis-Hopping samt etlicher voller Wartezimmer machen sollte, um irgendwo meine Bescheinigung zu bekommen.
„Nein, das geht ja gar nicht.
Deshalb werde ich Sie ausnahmsweise so lange Krankschreiben, bis Ihr Hausarzt wieder da ist!“
Halleluja!
Die Bescheinigung bekomme ich nun per Post, datiert ab heute bis zum Tag, an dem mein Hausarzt wieder da ist.
Da muss ich also nicht mal selber hin!
So steht jetzt meiner neuen Aufgabe als „Assistent der Assistentin“ auch nichts weiter im Wege – zumal wir auf dem Rückweg vom Bahnhof unsere Versorgungslage soweit verbessern konnten, dass wir eigentlich erst nächste Woche wieder einkaufen müssen.
Also : einstweilen alles im Lot und traute Zweisamkeit samt Ausschlafen und gemeinsamer Frühstückspause, weil meine Liebste ja im Home-Office ist…
Aber das ist dann wieder eine andere Geschichte, genau wie eine Bad-Nauheim-Bilder-Nachlese, die auch noch erfolgen wird, wenn ich wieder richtig hier angekommen bin
-_-_-_-
Kleine Anekdote am Rande:
Der Schaffner im Nahverkehrszug von Bad Nauheim nach Giessen wirkte heute morgen sehr unzufrieden mit sich und seiner Welt.
Der irrte nämlich einigermassen hilflos bei seinen Kontrollgängen durch den beinahe unbesetzten Zug – und man sah ihm an, dass er nur zu gerne seinen gewohnten Aufgaben nachgekommen wäre und die wenigen Fahrgäste und ihre Tickets überprüft hätte.
Aber er durfte ja nicht…
Klar, dass dem seine Arbeit gerade keinen Spass macht.
(und nein, ich würde auch auf keinen Fall mit ihm tauschen wollen.)
Der Kontrolleur im ICE dagegen war sehr pflichtbewusst ( oder sehr vergesslich)
Der hat sich mein Ticket sogar dreimal zeigen lassen
-_-_-_-
Bleibt noch zu ergänzen, dass ich wirklich froh war, als ich meine Liebste in Harburg in die Arme nehmen konnte.
Es ist einfach schön, wieder zu Hause und mit ihr zusammen zu sein
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