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Hose runter?

Inzwischen nutze ich mein Luxus-Ticket ja schon ein gutes halbes Jahr und habe meine Zuzahlung von Achtzig Euronen heute endlich  „abgefahren“.
Will sagen: Ab jetzt beginnt die „Gewinnzone“, die ich wohl schon viel früher erreicht hätte, wenn da nicht etwas dazwischen gekommen wäre, das mir den „Genuss“ des kostenlosen Fahrens zeitweilig verleidet hat:

Die maskenlose Zeit vor einigen Wochen am Anfang der Corona-Geschichte, bevor die Politik sich auf „klare Kante“ einigen konnte und eindeutige Regeln erlassen hat, die nicht nur in Bus und Bahn, sondern auch beim Einkaufen, in Arztpraxen, Cafes und Restaurants für das Minimum an Schutz sorgen, das jeder von uns braucht, um heile „über die Runden“ zu kommen.
Seither jedenfalls – also, seit Anfang der Maskenpflicht –   fühle ich mich im öffentlichen Raum deutlich sicherer und habe auch kein Problem, meine alltäglichen Erledigungen im beinahe gewohnten Umfang zu verrichten, ohne Angst haben zu müssen, dass Kreti und Pleti ungeschützt ihren Rotz in der Luft verteilen, den ich anschliessend einatmen muss – nicht wissend, welche Bazillen sie dabei verbreiten.

Weshalb ich auch froh bin, dass hier in unserem Inselbus, bei meinem Arzt und in den Geschäften, die ich regelmässig aufsuche Menschen ohne Mundschutz keinen Zugang haben und das notfalls qua Hausrecht durchgesetzt wird. Wäre das nicht so, würde ich wohl nicht Bus fahren, den Arzt wechseln und lieber woanders einkaufen gehen, als mich einem unnötigen Risiko aussetzen. Wie wohl auch die Mehrheit der Bevölkerung, wie Umfragen auch der letzten Tage zeigen.

Mein Arzt übrigens würde sich wohl nie darauf einlassen, Atteste zur Befreiung der Maskenpflicht auszustellen, schon gar nicht seit bekannt ist, dass diese von einigen Ärzten inflationär – und sogar gegen Cash (!) und ohne den Patienten persönlich zu kennen – unters  Volk gestreut werden*.

Im Gegenteil:

„Ich halte das für keine gute Idee….“

meinte er vorhin, als ich zur Blutentnahme da war

„….weil das bedeuten würde, den einzig wirksamen  Schutz aufzugeben, den wir als Gesellschaft  im Moment gegen das Virus haben.
Ich werde das ja öfter gefragt, aber  ich habe noch bei keinem meiner Patienten einen Grund gesehen, der ein solches Attest medizinisch rechtfertigen würde.
Deshalb stelle ich den Leuten dann auch immer die Frage, ob sie auch ohne Hosen einkaufen gehen würden, weil sie sich sonst in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen würden? Aber das wollte dann auch keiner.
Und ich könnte das als Arzt auch nicht vor meinem Gewissen verantworten, wenn durch meine Leichtfertigkeit andere Menschen geschädigt würden – auch nicht im Umgang mit Attesten, die ich ausstelle.
……
Inzwischen haben meine Patienten auch alle kapiert, dass ich in meiner Praxis niemanden behandele, der hier ohne Maske ankommt. Wie auch kein anderer Arzt hier auf Wilhelmsburg.
Das sind wir schon der  Gesundheit unserer Mitarbeiter und den anderen Patienten schuldig.
Deshalb kann ich auch keinen meiner Berufskollegen verstehen, der fragwürdigen  Dogmatikern nachläuft, die sich weit ab des aktuellen Wissenstandes über das Virus bewegen und seine Gefahren verharmlosen oder leugnen. Denen gehört eigentlich die Approbation entzogen.

……..“

Damit hat er wohl recht – und es scheint mir auch nicht nötig, das Thema noch weiter zu vertiefen, ausser vielleicht mit der Bemerkung, dass ich mal wieder froh bin, so einen guten Hausarzt zu haben.

Ich für meinen Teil jedenfalls würde auf Maskenpflicht und Abstandsregeln nur ungerne verzichten und hätte deshalb normalerweise auch gar nicht in Erwägung gezogen, meinen Doc nach so einem Attest zu fragen. Aber die oben verlinkte Reportage von Report Mainz hat mich dann doch gereizt, einmal zu gucken, wie er darauf reagiert, nachdem er mir heute höchstselbst das Blut abgezapft hat.
Wobei ich ja schon wusste, dass er kein „Doc Holiday“ ist wie mein alter  Hausarzt in Bielefeld, der auch auf telefonischen Zuruf freigiebig Krankschreibungen erteilt hat, ohne dass es dafür einen wirklichen Grund gegeben hätte (und zu dem man besser nicht gehen durfte, wenn man wirklich ernsthaft krank war.)

In diesem Sinne
Bleibt gesund und bleibt behütet.
Wir lesen uns


*)Was deren Glaubwürdigkeit ja nicht wirklich verbessert – weder die der Ärzte, noch die der Atteste.


1423

Korrekt angezogen

Gelegentlich  fahre ich auch gerne mal mit dem Bus – z.B. wie heute, wenn ich ins „Dorf“ muss, um einen Arzttermin zu absolvieren.
Was mir  immer wieder Anlass zu besonderen Beobachtungen gibt, denn unsere Inselbuslinie, die „Wilde 13“ ist schon eine ganz besondere im Hamburger Grossstadt-Dschungel – auch und besonders wegen dem rauhen Charme der auf ihr fahrenden Busfahrer….

Und so hatte ich auch heute wieder ein ganz besonderes Erlebnis, als ein „Bio-Deutscher“ und stark tätowierter Fahrgast ohne Mundschutz den Bus bestieg.
Denn da gab es erst einmal eine mehrsprachige Ansage vom Band, gefolgt von einer rustikalen Durchsage des Fahrers, dass er erst losfahren würde, wenn alle Fahrgäste korrekt gekleidet wären.

„Für die Verspätung könnt ihr Euch dann bei dem bedanken, der mal wieder seinen Schnutenwärmer vergessen hat“

Woraufhin eben jener  – wenn auch unter Murren  – brav seine Halbmaske aus der Tasche zog und anlegte, was besagter Fahrer mit einer weiteren Durchsage quittierte:

„Na siehste. Geht doch!
Und das nächste mal gleich dran denken. Sonst kannst Du in Zukunft laufen!“

Woraus sich wohl schliessen lässt, dass Fahrer und Fahrgast sich vermutlich schon öfter in ähnlicher Angelegenheit begegnet sind.

Im Übrigen finde ich diese Reaktion des Fahrers auch völlig  korrekt, denn alle anderen Fahrgäste hielten sich an die in Hamburg geltenden Beförderungsbestimmungen, die eine Maskenpflicht eindeutig vorgeben und dem Fahrer ja auch ein Hausrecht für seinen Bus zugestehen. Diese Regelungen gibt es schliesslich nicht aus Jux oder als besonders erlesene Fahrgast-Schikane, sondern sie  haben wirklich Sinn, wie nicht nur die aktuellen  Beispiele aus der Fleischfabrik in Gütersloh zeigen,  sondern sich auch an den gerade rekordartig steigenden Coronazahlen in den USA ablesen lässt. Mit den höchsten Steigerungszahlen in genau den Landstrichen, in denen die meissten Trump-Verehrer  leben, die seinem Beispiel nur zu gerne folgen und sich gerne mit unverhülltem Mund und Nase in dickste Gedränge begeben.
Sowas  ist zumindest verantwortungslos den Mitmenschen gegenüber, um nicht gleich das Wort „asozial“ zu gebrauchen, wie es eine Berliner Zeitung bezogen auf „unverhüllte“ Fahrgäste im Berliner ÖPNV gerade gemacht hat.
Wobei ich den Inhalt des betreffenden Artikels in weiten Teilen durchaus zutreffend finde und auch so unterschreiben würde.*

„Vermutlich hilft da nur eines: die Verweigerer selbst anzusprechen und ihnen klarzumachen, dass sie sich schämen sollen. Dass Typen wie sie die Pandemie verlängern, teuer erkaufte Erfolge im Kampf gegen das Virus zunichte machen und Menschenleben gefährden. Dass sie niemals wissen werden, welche Infektionsketten sie losgetreten, welche Oma durch ihre Rücksichtslosigkeit auf dem Gewissen haben.
……
Gleiches gilt für Schlauberger, die zwar Maske tragen, aber aus Komfort die Nase freilassen. Eine Frau, die es so handhabt, erzählte mir, sie habe für sich persönlich „diesen Kompromiss gefunden“. Und es habe sich auch noch niemand beschwert. Es sei doch schön, dass in Berlin jedem seine Freiheit gelassen werde.“

Interessant in diesem Zusammenhang vielleicht auch noch eine Beobachtung aus unserem Stadtteil, der einen hohen Migrantenanteil hat:
Gerade dieser Teil der Bevölkerung ist es, der inzwischen die Maskenpflicht im öffentlichen Leben überkorrekt einhält, ja sogar da das Gesicht bedeckt, wo es eigentlich nicht nötig wäre.

Die Menschen mit offensichtlich „deutscher“ Abstammung sind dagegen deutlich „legerer“ unterwegs.
Auch in der Apotheke beispielsweise, wo ich dann gleich den nächsten Maskenverweigerer beobachten konnte.
Jung, sonnengebräunt und frech werdend, als die Apothekerin ihn bat, sich doch an die Regeln zu halten. Und das nur,  weil er keine Lust hatte, nochmal eben zu seiner Protzkarre zurück zu laufen, die als Verkehrshindernis in zweiter Reihe direkt vor der Apotheke parkte….

Ganz ehrlich:
Ich verstehe so ein  rücksichtsloses Verhalten nicht.
Genau so wenig wie die immer wieder neue Suche nach Ausreden oder die verstrahlten Ansichten mancher egoistischer Aluhutträger, die hartnäckig die Gefahren von Corona leugnen und sich schlimmstenfalls sogar ärztliche Atteste** erschleichen um der Maskenpflicht zu entgehen. Wenn diese Leute sich den Aluhut wenigstens vor Mund und Nase ziehen würden, dann wäre der Menschheit sicher mehr gedient als mit ihrem dümmlichen und egoistischen  Geschwafel.
Wobei die Herren Hildmann und Naidoo vermutlich nur die Spitze des Eisberges darstellen und ich lieber gar nicht wissen möchte, was sich die Verschwörungstheroretiker in meiner näheren und ferneren Umgebung alles so zusammen spintisieren.

Denn auch, wenns lästig und unbequem ist – die Maske hilft, weil ich dadurch andere schützen kann – die wiederum mich schützen, weil sie sich auch an die Regeln halten.
So einfach ist das.
Ohne Wenn und Aber!

Bleibt noch eine persönliche Anmerkung:
Ich für meinen Teil fühle mich beim Einkaufen, im Bus usw. deutlich sicherer, wenn die Menschen in meiner Umgebung maskiert sind und damit zeigen, dass ihnen der Schutz der Allgemeinheit ein Anliegen ist. Unmaskierten Menschen begegne ich in solchem Rahmen inzwischen mit immer grösser werdenden Misstrauen und mache wenn möglich einen grossen Bogen um sie, wenn sie mir begegnen. Denn schliesslich steht es ihnen ja nicht auf die Stirn geschrieben, dass sie virusfrei sind.
Weshalb ich mich in unsern Inselbussen auch halbwegs sicher fühle ob des durchaus verantwortungsvollen Handels ihrer Busfahrer.

Merke: die persönliche Freiheit endet da, wo die Freiheit und Gesundheit meines Gegenübers anfängt.

Alles darüber hinaus kann ich eigentlich nur als rücksichtslosen Egoismus bezeichen – der für mich im persönlichen Umfeld durchaus ein Anlass wäre, die Beziehung nochmal zu überdenken.

In diesem Sinne:
Bleibt gesund und bleibt behütet
Wir lesen uns


*) samt angedrohten  Bussgeld von 50 Euro, was viel zu wenig ist für meinen Geschmack.
Denn wer nicht hören will, der muss es wohl fühlen

**) welche im Übrigen auch bei Menschen mit Atemwegsbeschwerden keinen Sinn machen.
Denn gerade die Menschen mit COPD,  Asthma und anderen Lungenerkrankungen sind besonders gefährdet durch Corona und auf den Schutz sowohl durch ihre Umgebung als auch durch eine geeignete eigene Maske angewiesen, (optimalerweise FFP2, aber auch einfache medizinische Masken und sogar Stoffmasken reduzieren das Eindringen von Aerosolen schon – wie durch jahrelangen Einsatz dieser Masken im Umgang mit TBC-Patienten zweifellos beweisen.)

Sie können jedoch Mund- und Nasenpartie des Trägers vor einem direktem Auftreffen größerer Tröpfchen des Gegenüber schützen sowie vor einer Erregerübertragung durch direkten Kontakt mit den Händen.

Deshalb ist es allemal besser die kurzfristige Atembehinderung durch eine solche Maske in Kauf zu nehmen, als ganz darauf zu verzichten


1410

Kliniktagebuch – die Zweite – Kapitel 12

Untertitel :

Wenn einer eine Reise tut

Nach elf Tagen, in denen ich mir Bad Nauheim buchstäblich erlaufen habe, wollte ich doch mal was anderes sehen – Also raus aus dem hessischen Kurort und rein in eine grosse Stadt, wobei Frankfurt von vorneherein ausschied und Giessen auch, weil die Innenstadt weit weg vom Bahnhof ist.
Also ist die Wahl auf  Mainz gefallen , da war ich ja auch noch nie… und dank Luxus-Ticket ist es auch kein Problem, dahin zu kommen. Man muss halt in Frankfurt umsteigen..
Und ja, es war wirklich schön in Mainz, ich war im Dom und am Rhein und bin noch ein wenig durch die Stadt gebummelt, die eine durchaus nette Fussgängerzone mit erstaunlich vielen kleinen Geschäften  hat.
Bilder habe ich auch gemacht, aber im Moment keine Chance, die hochzuladen – das Internet lahmt hier mal wieder zum Gotterbarmen. Also muss es für den Moment ohne gehen, denn bis 22:00 Uhr halte ich heute sicher nicht mehr durch, wenn die lieben Mitrehabilitanden alle in den  Betten sind und das Netz wieder schneller wird….
Schön war es also, wie schon mal geschrieben, aber auch erstaunlich anstrengend, besonders der Trubel und die Hektik beim Umsteigen am Frankfurter Hauptbahnhof, so dass ich wirklich froh war, rechtzeitig zum Abendessen wieder im beschaulichen Bad Nauheim zu sein….  und froh bin, gleich einfach ins Bett fallen zu können.

Apropos Essen:
Torte gab es heute auch wieder keine – obwohl sich die Gelegenheit wohl ergeben hätte.
Wenn ich gewollte hätte.
Aber ich wollte nicht.
Stattdessen habe ich mir vor der Rückfahrt am Mainzer Hauptbahnhof eine richtig ungesunde „Meenzer Bratworscht“ gegönnt.
Schliesslich hatte ich ja kein Mittagessen…. *unschuldigguck*


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