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Was Montag war (Nine to Five II)

Tja, nun ist die zeitliche Reihenfolge ein wenig aus den Fugen geraten – was aber nichts macht, denn nach diesem Beitrag geht es ja wieder chronologisch weiter.
Was noch fehlt und zu ergänzen war, ist ja ein etwas ausführlicher Bericht von meinem Ärztemarathon am Montag:

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Geplant waren an diesem Tag zwei Arztbesuche –  und geworden sind daraus vier:

Denn die Rheumatologin wollte gerne vor Therapiebeginn noch Röntgenaufnahmen meiner Hände und Füsse und meines Nackens, um ihre zuvor erhobenen Ultraschallbefunde zu ergänzen – die ja ganz eindeutig akute Entzündungen und beginnende leichte Deformierungen in fast allen meiner Finger- und Zehgelenke zeigten – und zudem abgeklärt wissen, ob auch meine häufig auftretenden Nackenschmerzen mit meinem Rheuma in Verbindung zu bringen sind oder ob das nur am Verschleiss liegt, der ja vor drei Jahren  schon mal festgestellt wurde, nachdem mir jemand unsanft auf meinen Dienstwagen aufgefahren war und ich ein Schleudertrauma davongetragen hatte.

Und ausserdem galt es vorher zu klären, ob meine Lungenfunktion in Ordnung ist (ich bin ja Raucher – leider immer noch), da Defizite in diesem Bereich nicht mit der geplanten Rheumatherapie vereinbar wären, weshalb ich auch noch ein kurzes Stelldichein beim Pneumologen* hatte, der wie der Radiologe seine Praxis praktischerweise im gleichen Ärztehaus  wie meine Rheumatologin hat.
Kurze Wege also, was die Sache deutlich vereinfachte.

Womit eigentlich auch schon das Wesentliche zu diesen ersten Tagesordnungspunkten am Montag gesagt wäre:

Denn die Diagnose „Rheuma“, die vor Jahren mal so nebenher gestellt wurde – ohne dass es zu einer gezielten, über das symptomatische hinausgehenden  Behandlung gekommen wäre –  ist nun eindeutig bestätigt und verifiziert  –  als Rheumatoide Arthritis

Die Rheumatologin jedenfalls hält die Symptome und Ultraschallbilder  für eindeutig – ganz im Gegensatz zu der dämlichen  Flachpfeife von  Stationsarzt in der Rehaklinik, der vehement verneinte, dass ich Rheumatiker wäre – und  weder auf entsprechende Vordiagnosen noch auf meine akuten Symptomatiken eingehen wollte,  ja in seinem vorläufigen Entlassungsbericht diese Diagnose noch nicht mal zu erwähnen für nötig hielt.
Dabei war ich auch in der Reha-Klinik die ganze Zeit in einem akuten Schub mit den gleichen Symptomen wie jetzt….
Ein wenig guten Willen vorausgesetzt  – und eins und eins zusammengezählt – hätte er das erkennen können!
Und falls nicht, hätte er halt jemanden fragen müssen, der sich damit auskennt – in der Nachbarabteilung beispielsweise, die auf Rheuma spezialisiert ist.
Um so spannender wird deshalb  der noch ausstehende Abschlussbericht, der mich ja gestern nochmal ausgiebig beschäftigt hat und Anlass für diverse Telefonate war.

Aber zurück zum eigentlichen Thema:

Die Ärztin, die ich da von der Zentralen Terminvergabe der Kassenärztlichen Vereinigung  zugewiesen bekommen habe ist wirklich Klasse und damit als echter Glücksfall zu bezeichnen.
So dauerte denn das Aufnahmegespräch mit ausführlicher Anamnese und wirklich gründlicher körperlicher Untersuchung auch eine ganze Stunde.
Und ich bin selten in den letzten Jahren so gründlich durchgecheckt  worden. Im Krankenhaus nicht und in der Reha-Klinik schon mal gar nicht, wo mein erster Kontakt zum Stationsarzt gerade mal eine viertel Stunde gedauert hat und sich die gesamte körperliche Untersuchung auf eine Blutdruckmessung und ein kurzes Abhören  der Lungen beschränkte….
Jedenfalls reichte alleine die körperliche Untersuchung der Rheumatologin schon aus, um sicher eine Diagnose  treffen zu können, die sich beim anschliessenden Ultraschall auch so bestätigte – und ich vermute mal, dass wird auf den Röntgenbildern noch deutlicher herauskommen.

Womit auch klar ist, was nun weiter passiert – da mein Rheuma eine Autoimmun-Erkrankung ist, bei der sich die körpereigene Abwehr gegen körpereigene Zellen wendet. (nachzulesen im Link weiter oben):

Neben einer Therapie mit Cortison (was ich aber im Zusammenhang mit meinen Vorerkrankungen nur niedrig dosiert und nicht als Dauermedikation nehmen darf, aber nehmen  muss, um die akuten Entzündungen zum Abklingen zu bringen) werde ich über einen sehr langen Zeitraum (vermutlich lebenslang) einmal wöchentlich ein Basismedikament spritzen müssen, das meine körpereigene Abwehr  in Schach hält, ein sogenanntes Immunsupressivum, das höher dosiert auch in der Krebs-Therapie Verwendung findet – so wie ergänzend Vitamin D und Folsäure in Tablettenform, um die Defizite wieder auszugleichen, die durch das Medikament hervorgerufen werden…
Soweit jedenfalls die Theorie.

Wobei die Praxis erweisen wird, ob ich das so vertrage und welche Nebenwirkungen möglicherweise auftreten werden.

Dennoch bin ich gerade recht zuversichtlich, weil ich denke, so eine gute Chance zu haben, dass meine Gelenke nicht noch mehr geschädigt werden, als sie es jetzt schon sind.
Wobei die Ärztin meinte, ich sei auf jeden Fall noch rechtzeitig gekommen, um Schlimmeres zu verhindern – und  dass es ein gute Chance gibt, bezogen auf das Rheuma schmerzfrei leben zu können, wenn ich die Medikamente gut vertrage und meine Leber- und Nierenwerte stabil bleiben.
Wenn nicht, wird neu überlegt werden müssen…..
Deshalb wird in der Anfangsphase der Therapie auch nötig sein, in engem Kontakt  mit meinem Hausarzt in kurzen Abständen meine Blutwerte zu kontrollieren, um ggf. schnell auf Probleme reagieren zu können. Zur Not könnte ich auch jederzeit kurzfristig in die Rheumapraxis kommen.

Aber soweit will ich gerade gar nicht denken, sondern ich hoffe einfach mal, dass alles gut gehen wird.
Die Diagnose Rheuma jedenfalls schockt mich jetzt nicht wirklich, denn im Grunde wusste ich ja schon länger, was da auf ich zukommt und habe mich so lange wie möglich davor gedrückt, endlich Nägel mit Köpfen zu machen.

Nebenbei bemerkt werde ich mich allerdings dran gewöhnen müssen in Bezug auf meine Medikation  deutlich disziplinierter zu sein, als ich es bisher war – und genauer auf die Einnahmezeiten  -insbesondere des MTX , der Folsäure und des Cortisons achten müssen – was gerade eine merkliche Aufblähung meines Kalenders nach sich zieht, in dem bisher eigentlich nur Konzerte, Urlaubstage und meine üblichen Hausarztermine vermerkt waren:Aber so bekomme ich jeweils Erinnerungen aufs Handy geschickt, was die Sache etwas erleichtert.**

Bleibt bezogen auf diesen ersten Termin des Tages noch zu vermerken, dass der ganze Untersuchungsmarathon samt Lungenfunktionstest und Röntgen wesentlich länger gedauert hat, als ich erwartet hatte, so dass ich mich anschliessend gleich auf den Weg nach Barmbek zu meinem Augenarzt machen konnte, ohne nochmal einen Schlenker über die heimatliche Insel zum Kaffee schlürfen und Katzen füttern zu machen.

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In Barmbek  passierte dann auch das, was ich erwartet (nicht befürchtet) hatte.
Die Kontrolluntersuchung ergab, dass meine Sehschärfe zwar gut ist – eigentlich noch genau so wie nach den beiden OPs vor anderthalb Jahren.
Allerdings mit der Einschränkung, dass sich inzwischen auf beiden Augen ein Nachstar gebildet hat, der mit einer Lasertherapie behandelt werden sollte – rechts mehr als links (also genau so, wie ich es auch rein subjektiv schon wahrgenommen habe).
Das wird im Januar in zwei kurzen Sitzungen in der Praxis meines Augenarztes erledigt werden  – und danach kann ich wieder genau so gut gucken, wie direkt nach den OPs.
Pillepalle also verglichen mit dem, was weiter oben in diesem Beitrag steht……

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Angesichts der letzten Beiträge in diesem Blog sei mir noch ein Nachwort erlaubt, wozu ich mal ein Zitat des alten Walter Ulbricht abwandeln möchte:

„Niemand hat die Absicht, diesen Blog in eine Krankenakte zu verwandeln!“

Am allerwenigsten ich, obwohl dieses Thema hier gerade eine Menge Platz beansprucht und ich viel über meine diversen Zipperleins schreibe.
Aber zur Erinnerung – und als Memo an mich selbst:
Dieser Blog ist mein zwar öffentlich geführtes , aber dennoch persönliches Tagebuch – und da gehören auch diese Themen mit rein. Andere werden sich ganz von selbst wieder ergeben, wenn meine aktuelle Interessenlage sich wieder anderen Themen zuwendet.
Also:

Augen zu und durch !


*) Beim Pneumologen gab es noch einen Nebenbefund, der im Januar noch mal ausführlicher überprüft werden wird – und möglicherweise mit meinen Durchblutungsstörungen, mit meiner Schlafapnoe  oder dem Rauchen zusammenhängt:
Meine Lungenfunktion ist zwar in Ordnung, aber die Sauerstoffsättigung in meinem Blut ist nicht ganz so gut, wie sie sein sollte. Dem möchte der Pneumologe nochmal etwas gründlicher nachgehen, als das bei dem kurzen Tete-a-Tete am Montag möglich war.
Nach seinen Worten ist das aber kein Grund zur Besorgnis….

**) auf die Idee mit dem Kalender hätte ich auch schon eher kommen können. Dann hätten vielleicht unsere Balkonblumen weniger zu leiden gehabt, wenn mir die Termine zum Giessen diktiert worden wären  8-)


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6 Replies to “Was Montag war (Nine to Five II)”

  1. Dieses Kranksein ist ein Fulltimejob. Ich freue mich aber, dass du nun die Diagnosen hast und gezielt behandelt wirst. Weiterhin alles Gute.

  2. Danke für den Bericht. Hoffentlich werden Dir die Medikamente helfen.

    Ganz toll Deine Rheumatologin.

    Mich erinnert dein Bericht daran, dass ich mich bei einigen Ärzten anmelden muss.

    1. Sehr gerne ddoch!
      Und falls es schwierig wird mit den Terminen: Ich kann die Zentrale Terminvergabe der kassenärztlichen Vereinigung wirklich empfehlen. Das hat echt gut geklappt – auch wenn man keinen Einfluss darauf hat, zu welchem Arzt man dann darf.

  3. Mit der Diagnose heißt es wohl auch für dich herauszufinden, welche Mittel bei dir persönlich den meisten Nutzen bringen und den geringsten Schaden verursachen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es neben den Medis hilfreich ist entzündungsfördernde Lebensmittel einzuschränken und reichlich entzündungshemmende im Speiseplan zu belassen. Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass eine Behandlung dir eine besserer Lebensqualität ermöglicht. Dafür drücke ich ordentlich die Daumen!!

    1. Das mit der Ernährungs-Umstellung wird einer der nötigen Schritte sein, die jetzt noch kommen müssen.
      Wobei ich zugeben muss, dass der wohl nicht so ganz einfach werden wird, weil auf der „schlechten“ Seite zu viele Dinge stehen, die ich für mein Leben gerne esse.
      Wurst – nicht Fleisch-, Butter, Eier und Süssigkeiten beispielweise :-(

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