.

Kapitel I – So, da bin ich also …

…angekommen in der Klinik.
Und nicht auf der Landstrasse getrödelt, sondern dass grösste Stück brav die Autobahn benutzt, denn letztendlich hat es ja doch keinen Sinn gemacht, den Beginn des Dramas noch länger hinauszuzögern. Obwohl ich es mir doch nicht ganz verkneifen konnte, wenigstens  ein winzig kleines Stück (etwa 600 Meter weit )einen Feldweg zu benutzen. Das musste einfach sein.
Und weit war es dann auch nicht mehr, bis ich vor dieser Türe stand – dem Eingang in die wunderbare Welt der Rehabilitanten.Der Empfang hier war eigentlich ganz nett – man hätte mir sogar die Koffer aufs Zimmer transportiert – es gab eine Menge Papier, einen Klinikausweis samt Schlüsselkarte, und natürlich wurden auch gleich Zusatzleistungen wie Telefon, Fernseher, Internet und Parkplatz angepriesen und notgedrungen auch von mir gebucht, denn ausser auf dem kostenpflichtigen Klinikparkplatz herrscht im weiten Umkreis Halteverbot, nur ARD gucken können ist langweilig und die Handynetzabdeckung ist hier auch nicht die Allerbeste… das musste also.

Danach gings auch schon im Sauseschritt in Richtung Zimmer samt kurzen Erklärungen der Stationen, die am Wegesrand lagen, so dass ich immerhin schon mal weiss, wo es was zu Essen gibt, wie ich mein Mittag buchen muss und wo mein Stationsarzt sitzt.
Denn Rest der Klinik darf man allerdings anschliessend selbst erkunden, und auch die abendlichen Rundgänge für die“Neuen“ gibt es hier nicht – ganz im Gegensatz zu den anderen drei Rehakliniken, in den ich bisher war.
Überhaupt ist das Ambiente hier eher Krankenhausartig, alles dreht und wendet sich um die „Anwendungen“ und anderen Therapiestunden und  um den Laufzettel, wo alles draufsteht  (Therapieplan genannt). Ohne den bist Du hier nichts.

Das Zimmer selbst ist ist durchaus annehmbar, das Bett  bequem zu nennen genug Platz in den Schränken gibt es auch, ja sogar das Wlan ist ausgesprochen schnell und im Schrank ist ein passendes, diebstahlsichers Behältnis für meine Kamera samt Objektiven eingebaut :-) Der Blick vom Balkon bietet erwartungsgemäss etwas grün und den Blick auf weitere Balkons:Meerblick hatte ich auch nicht erwartet , denn zum Strand ist es ja noch ein erkleckliches Stückchen.

Soweit also alles erst mal gut, und auch dem entsprechend, was ich erwartet hatte
– was aber leider auch für den Teil gilt, der jetzt kommt und der nicht so wundergut ist:

Ich wusste ja schon,dass ich hier auf der Kardiologie aufgenommen werden würde, also in der Abteilung für Herz- und Kreislauferkrankungen – wobei meine Krankheit zwar auch im allerweitesten Sinn zu den Erkrankungen des Kreislaufes zählt, aber  eben doch nur im wirklich allerweitesten.
Das für mich zuständige Fachgebiet der Medizin nennt sich Angiologie und beschäftigt sich mit Erkrankungen der Arterien und der Venen, die zwar als Blutversorgungssystem auch mit dem Kreislauf  und sogar dem Herzen zu tun haben, aber eben nicht zum Fachgebiet der Kardiologen zählen…

Und genau das stellte zu meiner Verwunderung dann auch mein Stationsarzt fest, der sich beim Anblick meiner Diagnosen ganz spontan zu dieser Bemerkung hinreissen lies:

„Darauf sind wir hier aber gar nicht spezialisiert!“

Tja… das wusste ich schon vorher – und auch die Klinik kannte meine Diagnosen schon Monate im Voraus…. hätte also durchaus beim Kostenträger darauf hinweisen könne, dass ich hier nicht ganz richtig bin…
Was nun bedeuted, dass ich für die komplette Diagnostik konsilliarisch zu einem externen (und  für die Klinik teuren) Facharzt muss, weil hier  nicht die notwendigen Geräte (CT) vorhanden sind und auch kein Arzt, der die CT-Bilder interpretieren kann. Also  wenig Hoffnung auf eine vernünftige Therapie,  es sei denn, der Angiologe unterbreitet der Klinik entsprechende Therapievorschläge.
Bis dahin muss ich erst mal nehmen, was man mir hier anbietet.
So spricht denn auch mein erster Therapieplan (der für morgen)  Bände:
Ich darf mangels anderer Angebote (oder Ideen???) erst mal zum EKG und zur Herzgymnastik, obwohl ich gar nichts am Herzen habe….
Ob das aber die Durchblutungssituation in meinen Beinen verbessert????  Laufbandtraining wäre vielleicht die bessere Variante gewesen und als Diagnostik eine Gehstreckenmessung????
Aber gut , wenigstens mit meinem Rheuma scheine ich hier in halbwegs guten Händen zu sein, denn immerhin hat die Klinik ein Rheuma-Abteilung und mein Stationsarzt wird den Rheumatologen beratend in meine Therapie mit einbeziehen….. irgendwann, möglicherweise schon im Lauf den nächsten Woche…..

Tröstlich, das wenigstens das Abendessen halbwegs gut war  – zwar etwas Putenlastig, aber da  will ich mal nicht meckern.
Und tröstlich auch als Abschlussbild des Tages der Sonnenuntergang über der Wiese hinter der Klinik, der für Morgen gutes Wetter verspricht….


Achja, fast hätte ich vergessen – Origami könnte ich hier lernen, Montag oder Dienstag.
Da muss ich doch nicht ganz so enttäuscht sein, dass hier kein Makramee und keine Seidenmalerei angeboten wird. …. 8-) 8-)
Wobei ich als Mann es ja gut fände, in irgendeiner Klinik auch mal ein Angebot für mich vorzufinden – „Werken mit Holz“ beispielweise oder „Schmiedearbeiten für Anfänger“- oder wenigstens was mit Laubsägen. Oder mit Lötkolben.


1158

12 Replies to “Kapitel I – So, da bin ich also …”

    1. Wie ich das geschafft habe?
      Nur aufgrund der Einsicht, dass trödeln mich da auch nicht weiter gebracht hätte…

  1. Es wäre ja zum grinsen, wenn es nicht so traurig wäre… – hoffentlich findet sich dann wenigstens ein klein wenig Behandlung, die für Dich irgendeinen Nutzen bringt!
    Deinen leisen Humor bei dem Bericht mag ich jedenfalls sehr.
    So wünsche ich weiterhin alles Gute und nicht die Hoffnung verlieren!
    Jette

    1. Das die hier irgend eine Bahandlung für mich finden, die mir was bringt, erweist sich nach den heutigen Erfahrungen als eher zweifelhaft.
      Aber auch das lässt sich mit einer Prise Humor ertragen – Danke für das Kompliment :-)
      Und nein, die Hoffnung werde ich nicht verlieren – im Gegenteil provoziert mich das gerade dazu, jetzt nachdrücklich mit der Krankenkasse ins Gespräch zu gehen, um nach einer anderen Lösung zu suchen:
      Schliesslich ist das Drama auf deren Mist gewachsen, weil ich nicht gegen die Klinikentscheidung der Rentenversicherung angehen durfte.

  2. Tja, was soll man sagen … Holm halt. Schwager Dieter war zweimal dort und beide Male war es unter aller Sau. Bis auf das Essen, aber er mochte pute halt

    1. Wenn man um die Pute drum herum essen kann, geht es ja sogar mit dem Essen – zumindest Morgens und Abends.
      Das Mittagesssen (verkochter Fisch) war jedenfalls eher nicht so berühmt und keinesfalls Michelin-Stern-verdächtig

    1. Ich bin eigentlich ziemlich entspannt……
      Aber ich fühle mich einfach nicht gesehen bei diesem Freizeitangebot 😎

Comments are closed.

..