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Kurzschichten

Der Mensch ist doch ein Gewohnheitstier – und dabei nehme ich mich gar nicht aus.

Deshalb war es heute schon fast ein merkwürdiges Gefühl, mal keine beinahe neun Stunden zu arbeiten wie sonst fast täglich, auch keine achteinhalb oder acht Stunden, wie das gelegentlich schon mal vorkommt, sondern nur etwas mehr als siebeneinhalb Stunden auf dem Zettel zu haben, als ich nach Hause gefahren bin….

Dabei hab ich noch nicht mal Minusstunden gemacht, denn meine vertraglich vereinbarte Arbeitstzeit beträgt eigentlich seit ein paar Monaten sieben Stunden täglich. Allerdings kann ich die Tage wohl an den Fingern meiner beiden Hände abzählen, an denen ich seither wirklich  mal so wenig gearbeitet habe.
Die Regel sieht –  wie oben schon gesagt – doch anders aus.

So gesehen ist auch dieses Bild nicht übertrieben:Denn wer in einem Pflegeberuf arbeitet wie ich, der hat schnell heraus, dass die Illusion geregelter Arbeitszeiten und vor allem normal langer Arbeitstage in Zeiten von Pflegenotstand und damit verbundenem Personalmangel wirklich nichts anderes als eine Wunschtraum ist. der von der täglichen Realität immer wieder ad absurdum geführt wird…..

Aber damit habe ich schon lange meinen Frieden gemacht.
Es ist, wie es ist – und daran wird sich ganz bestimmt auch nichts mehr ändern, bis ich in Rente gehe.

Und dazu kommt ja auch noch, dass wir nicht mit x-beliebigen Gegenständen arbeiten, sondern mit hilfsbedürftigen (alten) Menschen, die manchmal auch einen viel höheren Zeitbedarf haben, als die Tourenpläne oder Zeitvorgaben durch die Kostenträger  das vorsehen – was  auch gelegentlich ein mehr an Arbeitszeit bedeutet, das nicht kalkulierbar ist.

Um so wichtiger finde ich, einen Arbeitgeber zu haben, der sensibel genug ist, Überlastungen frühzeitig wahr zu nehmen und bereit ist, dann auch für Entlastungen zu sorgen – und das ganz ohne den anderswo üblichen Firlefanz mit Arztbesuch und gelbem Zettel, sondern auf einfachen Zuruf in Form eines Gespräches hin, wie ich es gerade selbst erlebe.

Denn natürlich wissen meine Vorgesetzten in der Firma um die Belastungen, die zusätzlich zu meinen normalen Arbeitsalltag jedes Jahr durch die Jobwechsel meiner Liebsten und die damit zusammenhängenden Umzüge entstehen, und so war das auch kein grosses Thema, als ich letzten Freitag im Gespräch mit meiner Tourenplanerin darum gebeten habe, mal eine Zeitlang weniger Überstunden machen zu müssen….

Sie konnte mir zwar nicht direkt versprechen, dass sie das in diesem Monat immer – so wie heute –  hin kriegen würde, wird aber den Oktober von vorneherein so planen, dass nicht mehr als meine realen Sollstunden in der Vorplanung stehen  und nicht – wie in den letzten Monaten –  gleich etliche Überstunden mit eingeplant sind.

Was nun nicht heisst, dass ich jeden Tag kürzer arbeiten werde, sondern wohl eher darauf hinausläuft, dass ich nächsten Monat ein paar zusätzliche freie Tage bekomme. Und damit wäre ich sehr zufrieden, denn ein paar Tage davon kann ich sicher zusätzlich bei meiner Liebsten im fernen Westfalenland verbringen…

7 Replies to “Kurzschichten”

    1. Eigentlich völlig egal, wer gerade an der Regierung ist.
      Viel Phantasie hat da noch keiner bewiesen, was Verbesserungen in der Pflege angeht.

      Die aktuelle Situation ist ja schon lange vorhersehbar gewesen.

      Und alle Reformbemühungen höchstens ein Pflästerchen auf einer riesigen Wunde.

      1. Sehr treffend ausgedrückt hat das auch Herr v. Hirschhausen, den ich ja sonst meist eher albern finde:

        allerdings hat sein Kommentar auch nicht allzuviel Gewicht bei Mutti’s Familiy

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