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Randbemerkungen zu Stockholm

Soviel vorab:
Fliegen ist schön, vor allem tagsüber, wenn man den Blick von oben auf die Erde und auf die Wolken hat – und es hat mir gut gefallen, ja, hätte sogar noch deutlich länger dauern können.
Einzig die Fenster hätten etwas grösser sein dürfen, denn der Blick nach draussen ist wirklich faszinierend.
Ganz anders als damals in dem Segelflugzeug, aus sechs bis acht Kilometern Höhe hat man wirklich einen ganz anderen Überblick. Das macht auch die langen Wege zum Flugplatz (hier in Hamburg haben wir für die Anfahrt – und vor allem für die Rückfahrt – länger gebraucht, als wir in der Luft waren) wieder wett.
Und die Prozedur der Abfertigung würde ich auch gerne öfter in Kauf nehmen, ja sogar die langen Fusswege in den Terminals, die für mich doch etwas grenzwertig waren.
So gesehen hat Reinhard Mey also Recht mit seinem Lied – auch wenn die Freiheit in der Luft angesichts der Gurte und der Sitzverhältisse nicht ganz so grenzenlos ist, wie er singt.

Stockholm selbst ist wirklich schön und auch eine Reise wert.
Worüber die Liebste (1)(2)(3)(4) ganz ausführlich berichtet, weshalb ich mich da etwas zurückhalte und auf  Randbemerkungen beschränke – schliesslich muss man das Rad ja nicht doppelt erfinden. Auch fotografiert hat sie deutlich mehr als ich, weshalb ihr wohl meisstenteils Bilder aus ihrer Kamera zu sehen bekommen werdet.
Gestern zum Beispiel habe ich gar nicht fotografiert, weil meine Kamera im Rucksack schlummerte und ich genug damit zu tun hatte von A nach B zu kommen bzw. am Vormittag auch etwas mit den Nebenwirkungen der Tabletten zu kämpfen hatte, die ich wegen der langen Fusswege ja reichlich intus hatte.
Immerhin sind wir in den letzten vier Tagen zusammen mehr als 65 Kilometer gelaufen – meisst in der Stadt  und auch mal kurz an einem See – dem Magelungen –  etwas ausserhalb von Stockholm, was mir ausnehmend gut gefallen hat.Davon hätte ich gerne mehr gehabt – wie überhaupt ich gerne noch mehr von der Umgebung gesehen hätte – was ohne Auto allerdings kaum möglich war.
Auch unsere etwas abenteuerlich Bootfahrt gestern fand ich wirklich sehr angenehm, obwohl sie „irgendwo im nirgendwo“ endete und wir mangels gültiger Fahrkarte einen etwas beschwerlichen Rückweg in die Stadt hatten.
Aber Stadt ist nun mal Stadt, und damit inzwischen fast  austauschbar, egal wo man in Europa ist. Ob Stuttgart, Krakau, Hamburg oder Stockholm – die Innenstädte fast aller Grossstädte ähneln sich doch alle irgendwie mit ihren Geschäften und dem Trubel in den Fussgängerzonen. Wobei ich Krakau und besonders Breslau diesbezüglich schon herausragend fand – weil bunter und mit seiner sommerlichen Stimmung irgendwie entspannter…
Herausragend für Stockholm allerdings das viele Wasser, was die Stadt sehr prägt:(Hier ein Blick vom Skinnarviksberget, mit 51m über dem Meeresspiegel der höchste natürliche Punkt von Stockholm)

Nicht, dass ich die Schweden jetzt als unentspannt erlebt hätte – im Gegenteil war die Stimmung in Stockholm eher ruhig – oder besser : von ruhiger, unaufgeregter Geschäftigkeit geprägt.
Was sehr gut funktioniert ist der öffentliche Nahverkehr, zumal, wenn man erst mal begriffen hat, wie die Geschichte funktioniert.
Man kommt schnell von A nach B und die nächste Bushaltestelle oder Tunnelbana ist meisst nicht weiter als 300 Meter entfernt.

Gut funktioniert hat auch das Leben ohne Bargeld, da ist Schweden deutlich weiter als wir:
Selbst das Brötchen oder den Hot Dog auf die Hand zahlt man mit Karte, so dass wir schwedisches Geld nur in Form eines Zehn-Kronen-Stückes (etwa 90 Cent) in der Hand hatten, dass es irgendwo zurück gab, weil wir zuviel gezahlt hatten….
An manchen Geschäften steht sogar dran, dass sie -noch – Bargeld akzeptieren 8-)

Und noch eins ist mir aufgefallen – noch viel mehr als hier in Deutschland:
Menschen, die lautstarke Selbstgespräche führen – überall auf der Strasse.
Was sich dann allerdings meisst als Telefonat mit Ohrstecker im Ohr entpuppt – völlig ohne falsche Scham, wer nun mithören kann und was derjenige zu hören bekommt.
Ist ja auch praktisch, denn so bleibt das Handy in der Tasche und die Finger warm 8-)

Kurz und gut, soweit meine Bemerkungen zu Stockholm, über das ich genauso wie die Liebste denke, dass einmal dagewesen zu sein reicht.
Nach Schweden allerdings würde ich gerne nochmal fahren – dann aber mit dem Auto und der Möglichkeit mehr vom Land sehen zu können…. dessen Landschaft, soweit wir das erleben konnten , doch eine ganz andere ist als hier.


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7 Replies to “Randbemerkungen zu Stockholm”

  1. Da muss ich doch widersprechen. Ich finde nicht alle Städte gleich. Wenn man mal von den Einkaufsmeilen mit den immer gleichen Ketten absieht, finde ich schon, dass jede Stadt bisher so ihren eigenen Reiz hatte (von Stuttgart vielleicht mal abgesehen :-) ). Krakau war anders als Danzig, Breslau anders als Stockholm. Gerade wenn man so wie wir viel durch die Straßen läuft, auch mal abseits der Touri-Trampelpfade finde ich jede Stadt doch anders, auch weil die Menschen anders ticken. Fliegen hat mir auch mal wieder Spaß gemacht, auch wenn es nicht mehr opportun ist. Gerade unser Rückflug mit der mehr als halb leeren Maschine dürfte eine miese Klimabilanz gehabt haben. Innerdeutsch werde ich auch nach wie vor wie nicht fliegen, zu manchen weiter weg entfernten Zielen kann ich mir das aber durchaus noch vorstellen, wenn man es nicht zu oft macht. Nicht so wie Herr Karl Dall, der vor uns bei der Abfertigung in Hamburg stand und später das Flugzeug nach Köln/Bonn bestieg ….

  2. Ich bezog mich ja auch auf die Innenstädte im Bereich der Haupt-Einkaufstrampelpfade.
    Abseits davon ist Stockholm sicher auch einzigartig, wenn auch nicht so faszinierend wie Krakau, Breslau oder Danzig.
    Absolut fein das viele Wasser, und die Felsigen Ufer, das ist wahr.

  3. Ich weiß nicht ob ich in Sachen bargeldlose Zahlung von „da sind die weiter“ sprechen würde. Ich bin da sehr skeptisch und vermeide Kartenzahlungen wann immer es geht. Aber fein, dass ihr es fein hattet. Gute Erholung wünsche ich vom Urlaub

    1. Ich gebe zu, mir kommt das sehr entgegen, weil ich auch hier notorische Kartenzahlerin bin, aber von „da sind die weiter“ würde ich nicht unbedingt sprechen. Ich musste auch häufiger an die denken, die gar keine Kreditkarte haben und auch keine kriegen oder bei den Bettlern… die haben es ja noch schwerer, wenn niemand mehr Bargeld bei sich hat. Oder auch die Verkäufer*innen von Straßenmagazinen. Ich persönlich finde es schlicht bequem, aber ich habe auch eine Kreditkarte (eigentlich nur für Polen angeschafft, weil es da genauso ist wie in Schweden) und muss nicht dauern drüber nachdenken, ob noch Geld auf dem Konto ist.

    2. ich denke, auf kurz oder Lang wird es überall auf der Welt nur noch „virtuelles Geld“ geben – und darauf bezog sich mein „die sind weiter“.
      Wobei ich schon auch sehe, dass ein bestimmter Personenkreis ohne eigens Konto – und ohne Bargeld – grosse Probleme bekommen könnte – jedenfalls, solange kein Weg gefunden wird, auch diese Personen in das System zu integrieren.
      Dennoch halte ich die Überlegung grundsätzlich nicht für falsch, sich vom Bargeld abzuwenden – und es gibt tauch einiges, was dafür spricht.
      Nicht nur, dass man erheblich weniger Aufwand treiben muss, um grosse Geldmengen zu schützen, sondern auch, dass es viel weniger Infrastruktur wie z.b. Geldautomaten braucht und sogar hygiensche Gründe, weil Bargeld, wenn es nicht mehr druckfrisch ist auch eine gehörige Keimbelastung trägt.
      Die Nachteile liegen aber auch auf der Hand:
      Ohne Strom und Netzverbindungen geht nichts – und Leute, die über kein eigenes Konto verfügen sind ausgeschlossen.
      Auch die Geburtstagsbriefe von Oma dürften kärglicher ausfallen….

        1. oder so.
          Das ganze verbunden mit einer „Schmuck-Mail“ wie früher das denkwürdige „Schmuckblatt-Telegramm
          Dabei fällt mir auf: sowas gibts ja noch gar nicht.. Vielleicht sollten wir Paypal mal den Vorschlag unterbreiten???

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