Während sich heute Vormittag vor unserem Küchenfenster alles ganz friedlich und im üblichen hanseatisch-noblen Grau präsentiert  und von der herannahenden stürmischen Sabine noch nichts zu ahnen ist, überschlagen sich schon die News-Ticker der üblichen Sensations-Schleudern mit Schlagzeilen und Nachrichten, die noch gar keine sind, weil eigentlich überhaupt noch nichts passiert ist.

Gut, bisher fällt zum Schutz der abreisenden Fans ein  Fussballspiel  aus, die Bahn redet entgegen früherer Werbeversprechen mal wieder vom Wetter – was mich jedes mal grinsen lässt* – und auch den Hinweis, alles nicht niet-und nagelfeste draussen festzumachen, den sollte man sicher Ernst nehmen.
Aber ist das  wirklich ein Grund, schon jetzt – Stunden vor dem Sturm – ein Katastrophen-Szenario aufzubauen und den Untergang der zivilisierten Welt vorherzusagen, wie es Blöd-Zeitung, RTL, NTV und die anderen üblichen Verdächtigen Nachrichtenspekulanten tun?
Selbst die vorgeblich so seriöse(?) „Welt“ musste auf diesen Zug aufspringen und beteiligt sich neben wenigen „echten“ Nachrichten am fröhlichen  spekulieren….

Ganz ehrlich:

Mir geht/gehen sie auf den Keks, diese  allenthalben um sich greifende gelb unterlegte Live-Tickeritis, diese ewigen Spekulationen, diese schon-vorab-Mücke-zum-Elefenten-Macherei samt ihrer Wichtigmacherei – genauso wie die meisten „Brennpunkte“im Fernsehen, die meist keinen höheren Nachrichten- und Neuigkeitswert haben, als man auch  von einer guten Fünf-Minuten-Nachrichtensendung im Radio erwarten würde – und die im Übrigen erfahrungsgemäss keinesfalls mit vertiefenden Informationen aufwarten ( welche man dann üblicherweise auf werbefinanzierten Seiten im Netz nachlesen darf), sondern meist nur eine Bühne für Pseudofachleute abgeben, die auch noch ihren Senf dazu geben sollen.

-_-_-_-

Oder kurz gesagt:

Das ist eine Überschrift für eine echte Nachricht: Kurz, knapp, informativ und alle wichtigen Einzelheiten enthaltend, berichtet sie über das, was passiert ist

Hintertupfingen:  Orkan Sabine hat Baum entwurzelt.

Reine Fakten, nicht mehr und nicht weniger.

Das hingegen (bitte  am unteren Bildrand als gelb unterlegtes Laufband vorstellen):

++++ Eil++++Eil++++Eil++++Eil++++Eil++++

+++ Gefahr!! +++ Möglicherweise rasend schnell herannnahender Kastastrophen-Sturm “ Sabine“ könnte in Hintertupfigen  eventuell ganze Wälder abholzen!!!! +++
Panik im Wald !!  +++ Bäume in akuter Gefahr!!  +++ Wildschweine graben sich ein!!  +++  Rehe auf der Flucht!!  +++ Hase und Igel sagen sich  „Gute Nacht“ !! +++
Das sagt der Waldschrat dazu!! +++

 +++ Mehr lesen auf News-Schreier.de!! +++

++++ Eil++++Eil++++Eil++++Eil++++Eil++++

ist keine Nachricht, sondern Bockmist!
Spekulative und manipulatorische Panikmache ohne den geringsten Nachrichtenwert – mit reisserischen Schlagzeilen alleine geeignet, mehr Klicks auf die eigene Website zu ziehen und die Werbe-Umsätze zu steigern, lange bevor überhaupt etwas passiert ist.
Da könnte auch genauso gut stehen, dass  möglicherweise in Japan die Wahrscheinlichkeit  des Risikos des Umfallens eine Reissackes gegeben sein könnte….
Das braucht also kein Mensch. Schon gar nicht in dieser Aufmachung.
Punkt.

-_-_-_-

Was war das doch früher schön, als es die ganze Internet- und TV-Panikmache noch nicht gab:

Da las man die Wettervorschau in der Zeitung , hörte vielleicht auch eine Sturmwarnung im Radio, sah irgendwann die dunkle Wolkenbank der aufkommenden Wetterfront, dann folgten erste Sturmböen und Wolkenbruch – möglicherweise mit Blitz und Donner – und irgendwann war der Spuk vorbei. Manchmal unter Hinterlassung von Sturmschäden wie Überschwemmungen, abgedeckten Dächern oder umgeworfenen Bäumen, damit die Blödzeitung am nächsten Tag was zu melden hatte **
Aber ohne die Panik, die schon tagelang vorher auf allen Kanälen  sich mehr und mehr übertrumpfend geschürt wurde.

Damals gab es sie noch, die wunderbare Ruhe vor dem Sturm:

Und die wünsche ich mir gerade mal wieder zurück…..angesichts dessen, was gerade auf allen Kanälen abgeht.

---

*) auch ein Relikt aus der „guten alten Zeit“:
Diese Werbekampangne der Bahn aus den Achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts: Wenn ich mich recht erinnere, traf das sogar zu. Die Bahn war pünktlich, auch bei Regen, Schnee und Sturm – und stellte nicht  wie heute schon vorsorglich bei der ersten Schneeflocke oder mehr als lauem Wind gleich den Betrieb ein……

**) Nein, ich will hier nichts verharmlosen…  Jeder Sturmschaden ist schlimm und Stürme sind  ohne Frage gefährlich.  Heute – und damals sicher auch. Nur die Art, wie damit umgegangen wurde, war eben früher eine andere.

---

1307