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Beingeschichten

Genau heute vor zwei Jahren ereignete sich etwas, dass sich aus der heutigen Perspektive als durchaus „positive Richtungskorrektur“ für mein Leben bezeichnen lässt. Auf FB nahm sich das damals in dürren Worten so aus – allerdings ohne weiter auf das einzugehen, was sich daraus ergeben könnte. Auch mein Blogpost vom gleichen Tag liest sich noch einigermassen optimistisch, denn auch da wusste ich ja noch nicht, welche Mühe es mich kosten würde, wieder halbwegs gut zu Fuss zu sein.

Es war nämlich mitnichten so, dass nach ein paar Infusionen alles wieder gut war, wie ich heute weiss…

Vier Monate – und noch einen zweiten Krankenhausaufenthalt für eine weiter Infusionstherapie – brauchte es, bis ich sehr mühsam wieder anfangen konnte zu arbeiten, trotz täglicher Gehübungen immer noch mit Schmerzen und sehr eingeschränkter Gehstrecke und völlig untrainiert, was bei der Arbeit übliche Bewegungsabläufe angeht – Arbeiten in der Hocke beispielsweise konnte ich damals gar nicht.
Auch die fast 120 Kilo, die ich im April ’16 nach vier Monaten Bewegungsmangel auf die Waage brachte, erwiesen sich mehr als hinderlich….
Zudem war es auch keinesfalls sicher, dass -und ob – ich überhaupt in der Lage wäre, wieder ein halbwegs normales Arbeitspensum zu bewältigen.
Somit stand auch die Frage im Raum, welche Alternativen denn möglich wären, wenn sich herausgestellt hätte, dass es so nicht mehr funktioniert….. Ein Gedanke, den ich damals weitgehend verdrängt habe, denn ich bin nun mal Krankenpfleger mit Leib und Seele und hätte mir etwas anderes – beispielsweise einen Schreibtischjob – beim besten Willen nicht vorstellen wollen.

Aber trotzdem.

Damals war ich erst mal froh, nicht mehr zu Hause sitzen zu müssen und endlich wieder was produktives und sinnvolles tun zu können. Am Anfang nur mit halber Kraft und Arbeitszeit und mit viel Unsicherheit bezüglich meiner Leistungsfähigkeit, voll  gepumpt mit Schmerzmitteln und immer wieder an meine Grenzen stossend, aber auch mit dem Gefühl, dass ich das packen muss, um dem drohenden Schreibtisch zu entgehen.

Gedanken, wie vor ein paar Wochen hier mal angerissen – nämlich pilgern zu gehen – hätte ich zu der Zeit nicht mal zu denken gewagt.. Im Gegenteil war ich froh um jeden Tag, an dem ich weniger Tabletten brauchte und ein paar Schritte mehr geschafft hatte als am Tag davor. Hauptsache, es klappte mit der Arbeit…. alles andere war nicht so wichtig.

Denn die vier Monate Zwangspause hatte mir sehr deutlich gemacht, dass es für mich  – noch – keine Perspektive ist, mich vorzeitig aufs Altenteil zurück zu ziehen oder mich auf einen Job einzulassen, der mir nicht liegt.
Es war zwar ganz nett, jeden Tag ausschlafen und frei über meine Zeit verfügen zu können – damals war ich immer wieder wochenlang in Leipzig bei meiner Liebsten – aber mehr eben auch nicht. Also schon gar nicht das, was ich den „Sinn des Lebens“ nennen würde….

Und diese Erkenntnis ist ein positiver Nebeneffekt, den diese Zwangspause mit sich gebracht hat – und der bis heute nachwirkt. Meine Einstellung zu meiner Arbeit hat sich nämlich seither geändert:

Vorher eher lästige Pflicht, kann ich sie heute auch  als „Geschenk“ betrachten, dass mir bei allem Stress täglich Freude macht:
An dem was ich da tue und auch daran, dass mein Job sehr viel zu meinem Wohlbefinden beiträgt. Sowohl auf der körperlichen Ebene (tägliches Training bringt eben doch was – nicht nur 20 Kilo Gewichtsabnahme) als auch mit der Zufriedenheit, die jeder Arbeitstag mir gibt – etwas sinnvolles getan zu haben und trotz meiner immer noch vorhandenen Einschränkungen das gleiche leisten zu können wie meine jüngeren  – und körperlich fitteren – Kollegen….

Der Weg dahin – hin zu dem Punkt an dem ich heute bin – war zwar nicht immer einfach, und es hat auch gelegentlich Punkte gegeben, an denen ich mich neu motivieren musste – bzw. darüber nachdenken, wie ich mit den Grenzen umgehen kann, die meine Gehbehinderung mir setzt.  Aber er hat sich wirklich gelohnt.

Inzwischen weiss ich sehr genau, wo diese Grenzen liegen und ich kann mir auch Ziele über sie hinaus setzen (Stichwort : Pilgern) ohne von vorneherein an dem Gedanken zu scheitern, dass ich das „ja sowieso nicht schaffe“…
Heute ist mir klar, dass ich um so weiter gehen kann und um so eher ans Ziel komme, je gelassener ich bleibe und je langsamer ich gehe… So sind die Grenzen also nicht mehr mein grösstes Hindernis, sondern eher eine Herausforderung geworden, darüber hinaus zu gehen. Denn nicht der Weg ist das Problem, sondern meine Motivation, es einfach zu versuchen und abzuwarten, was am Ende dabei heraus kommt…. auch das eine Erkenntnis, zu der die letzten beiden Jahre mir verholfen haben.

Deshalb kann ich auch heute sagen, dass dieser gesundheitliche Einschnitt vor zwei Jahren für sich genommen zwar fatal war, aber mir durchaus auch ein mehr an Lebensqualität verschafft hat.

Wenn auch anders als damals erwartet.

Wochenendidyll

Faul waren wir nicht und auch nicht untätig am gestrigen Tag.
Aber trotzdem kann man den Samstag im Hause Momo als einen sehr ruhigen Tag beschreiben, an dem sich nicht grosses ereignet hat – zumal auch der übliche Einkauf wegfallen konnte, der sonst immer einen Teil des Vormittages für sich beansprucht. Immerhin hatten wir schon vorgestern das Nötigste besorgt – und so brauchte ich nach Ausschlafen, gemütlichem Kaffee lesenderweise am Computer und den üblichen Morgenritualen im Bad nur mal kurz zu Fuss zum benachbarten Laden, um die zwei, drei Dinge zu holen, die noch fürs Frühstück fehlten….
Währendessen hat meine Liebste kurz Klarschiff gemacht  und so stand einem anschliessenden gemütlichen Frühstück nichts mehr im Wege, genauso wenig wie einem Schläfchen auf dem Sofa, dass sich meinereiner anschliessend gönnen konnte  :-)

Und es schläft sich wirklich gut im Duft watteweicher bunter Wollewolken, wie sie gleichzeitig dicht nebenbei auch weiter produziert wurden….. zumal das Wollewolkenmachgerät nun auch flüsterleise ist, nachdem es mit dem neuen Riemen auch endlich die richtige Einstellung der Trommeln hat. Auch Herr Hein hat die Gelegenheit gerne genutzt, die sich für ihn ja auch nicht so schnell wieder ergibt.Zur Teezeit wieder aufgewacht konnte ich dann verfolgen, wie aus den Wollewolken etwas platzsparendere Fäden werden, die dem nächsten Produktionsschritt entgegen harren – wie man hört, sind da wohl noch weitere neue Projekte in Planung 8-) Der Rest des Tages musste dann auch nicht aufregender werden – lecker Essen wäre noch erwähnenswert und ein wenig Kuschlen auf dem Sofa, immer mal wieder unterbrochen für weitere Fadenproduktion, aber alles ganz in Ruhe und entspannt.

Aber irgendwie ist es schade, dass dieses Momosche Wochenendidyll heute schon wieder ein Ende findet, denn die Woche Urlaub meiner Liebsten ist ja nun schon wieder vorbei…..
Bleibt die Vorfreude auf meinen Gegenbesuch in 14 Tagen, der ja auch nicht mehr allzu weit entfernt ist.

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