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Fünfhundert Meter

Mehr war es heute nicht, was die Bewegung auf zwei Rädern angeht.
Dazu noch ein zehn minütiges Gespräch und ungefähr genau so lange Bedenkzeit.

Danach war klar, dass der „Graue aus Nortdorf“ nicht unser neues Familienmitglied werden wird.

Und das nicht, weil der Roller nun so furchtbar schlecht gewesen wäre oder sich bei meiner kurzen Probefahrt nicht gut angefühlt hätte, sondern weil sich bei mir ein wenig dass Gefühl einschlich, dass die schöne Oberfläche nur die halbe Wahrheit ist.  „Obenrum“ war er zwar ziemlich toll, gefahren ist er gut und auch alle relevanten Teile schienen wohl in Ordnung, aber beim  Blick hinter die Fassade (sprich von hinten in den offenen Motorraum und auf die Hinterradschwinge) sah es dann doch  nicht mehr ganz so toll und gepflegt aus.
Wozu auch noch kam, dass der Verkäufer offenbar semiprofesionell an Motorrollern schraubt und gleich noch zwei Brüder des Grauen in der Werkstatt hatte – einen, den er selber fährt , den Grauen und noch einen dritten, der noch aufgearbeitet werden musste. Was zumindest den Beigeschmack hatte, dass die Geschichte wohl nicht ganz stimmen könnte , die er mir in seiner Anzeige  und unseren Mailkontakten erzählt hat (sein Sohn habe den Roller für sich aufbereitet blabla) – sondern  es machte auf mich eher den Eindruck, als ob da doch ein Gewerbe hinter stecken könnte mit dem einzigen Inhalt, alte Roller so preiswert wie möglich  wieder verkaufsfit zu machen – aber eben auch nicht mehr.
Wobei  mitunter auch wenig interessiert, ob der Käufer auch in einem halben Jahr noch zufrieden ist

Auch Belege für Ersatzteile und  das Serviceheft  gab es nicht zu sehen  – und auch keine weiteren Informationen über die Vorbesitzer über ein Schulterzucken hinaus. (Dafür aber – wie wir später beim nochmaligen Blick auf die Anzeige festgestellt haben – auch nicht die guten Reifen, die in der Anzeige noch abgebildet waren –  denn die hatte der Verkäufer an seinen eigenen Roller montiert.)
Insgesamt war es also eher die „Katze im Sack“, die es da zu kaufen gab – oben Hui und unten Pfui – und sicher kein Gefährt, dem ich bedenkenlos meine Gesundheit anvertrauen würde….

-_-_-_-

Das war also nichts – und den Weg nach Nortorf in der heutigen Hitze hätten wir uns wohl sparen können.
Jedenfalls, soweit  es das Thema „Rollerkauf“ angeht.  (über den Rest des Tages hat die Liebste gerade geschrieben)

Oder doch nicht so ganz – denn damit war ja auch klar, dass die Oma in Zukunft vor unserer Haustür stehen wird, bei der ich von Anfang an ein gutes Gefühl hatte und deren Verkäufer auf mich um Welten Vertrauenswürdiger wirkte.

Den hab ich übrigens gleich angerufen, als wir nach der Rollerbesichtigung um die nächste Strassenecke waren, um ihm die – für ihn wohl traurige – Mitteilung zu machen, dass er sich von seinem Schatz wird trennen müssen. Seine erste Reaktion darauf klang jedenfalls fast schon nach Enttäuschung:

„Och!“

kam es da aus dem Hörer, dann ein Schlucken und eine kleine Pause – und dann etwas gepresst der Satz:

„Das freut mich, dass Sie den nehmen! ….“

Und mich freut es auch.
Sehr sogar

Montag kann ich die Papiere holen.
Und mit Glück, wenn „die Oma“ im Lauf der Woche  über einen Zulassungsdienst zugelassen werden kann – können wir nächstes Wochenende schon damit „auf Tour“ gehen.
Die Liebste auf der „Grossen Roten “ wie immer zügig vorweg und ich auf „der Oma“ genau so zügig hinterher ….*träum*
Das wäre jedenfalls um Welten besser, als wieder einen heissen Tag im Auto zu verbringen …

Schaumermal – obwohl ich am Liebsten heute schon…aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Einstweilen jedenfalls….
Bleibt gesund und bleibt behütet.
Wir lesen uns


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12 Replies to “Fünfhundert Meter”

  1. Das mit dem Reifen finde ich schon richtig dreist. Das wäre vermutlich gar nicht aufgefallen, wenn er die Garage zu gehabt hätte und wir nicht alles hätten sehen können.
    Ich freue mich jetzt jedenfalls mit Dir auf Oma. Und ich fand, es war trotzdem ein schöner Tag, zumal wir ja ein lohnenswertes Ausflugsziel entdeckt haben, für das es heute nur zu heiß war.

    1. Ein schöner Tag war es allerdings trotz des Reinfalles, der keiner war.
      Der graue Roller hätte es ohnehin schwer gegen „Oma“ als Konkurrenz gehabt . Da lag die Latte schon ziemlich hoch, zumal Oma ja auch schon ihren Spitznamen weg hatte.

      Und wie du richtig schreibst:
      Hätte der Verkäufer heute die Werkstatt zu gehabt und der Roller für sich alleine auf dem Hof gestanden wäre es vermutlich anders ausgegangen. Dann hätte ich an manchen Stellen nicht so genau hingeguckt.

  2. Tja, was wünscht an dir nun jetzt? Allzeit ordentlich Pfeffer unterm A…. und gut Luft in den Reifen? Ich freue mich, dass du dir eine Freude erfüllen kannst. Und ich freue mich auf eure Berichte von unterwegs, so wie der heute von Birte. Mir gefallen solche privaten Berichte viel besser als jede Beschreibung im Reiseprospekt.
    Also, allzeit gute Fahrt, euch beiden natürlich.

    1. Ich habe schon einige Ideen auch mal für längere Ausflüge, z.B. die Schlei entlang. Da ist es wunderschön und man nimmt so eine Landschaft ganz anders auf, wenn man auf zwei und nicht auf vier Rädern unterwegs ist. Alleine schon durch die Gerüche. Das ist mir gestern so aufgefallen, als ich plötzlich den wunderbaren Duft von frischem Heu in der Nase hatte

      1. Ich habe Freude, de machen jedes Jahr Urlaub im Norden. Die fahren mit dem Auto hoch und machen dann ihre Touren mit dem Rad, planen vorher die Route, buchen Übernachtungen. Vor zwei Jahren sind sie den Nord-Ostsee-Kanal langgeradelt, im vorigem Jahr waren sie kreuz ud quer im alten Land unterwegs. Sie beschrieben das genau wie du jetzt.

        1. In Schleswig-Holstein gibt es viele schöne Ecken. Die Schlei, die holsteinische Schweiz, die Seen, aber Husum, Flensburg, und andere Städte sind sehenswert. Und im Süden haben wir das Alte Land, die Lüneburger Heide und selbst das Wendland könnte man mal für eine längere Tour ins Auge fassen. Oder auch Richtung Mecklenburg an den Schalsee oder Richtung Müritz. An Zielen mangelt es hier wahrlich nicht

          1. Da wir auf Landstrassen genau so flott unterwegs sein können wie mit dem Auto, sind auch weitere Exkursionen möglich.
            Beispielsweise auch mal als Wochenendtripp mit einer oder zwei Übernachtungen.
            Dafür könnte sich auch die Niedersächsiche Nordseeküste anbieten, wenn wir nicht über die Elbe wollen.
            Hauptsache es kübelt nicht wie aus Eimern.

          2. Die Oste entlang wäre auch mal ein Plan, nach Oldenburg, so die Richtung. Ich glaube, so schnell gehen uns die Ziele nicht aus

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