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Musik: Ordinary Elephant

Mein erster Eindruck: es klingt ein wenig wie eine Mischung aus Melanie und Simon&Garfunkel, was das amerikanische Independent-Duo Ordinary Elephant da macht – zu dem es noch nicht mal einen Wikipedia-Eintrag gibt.
In der Tat ist die Musik eine kleine Zeitreise zurück in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts – Singer-Songwriter-Folk, ein wenig mit Country und Blue Grass gemischt, so wie er damals öfter mal in den Charts vertreten war. Rein Akustisch instrumentiert, meist nur Banjo, Gitarre, gelegentlich mit Fidel  und Klavier untermalt,mit der dominierenden Singstimme von Crystal Damore und ihrem Ehemann Poul als Backgroundsänger klingt die Musik so wie damals, als meine Liebe zum Folk ihren Anfang nahm – irgendwie vertraut und doch erfrischend neu.
So ist denn auch ihr erstes, 2013 veröffentlichtes Album

Dusty Words & Cardbox Boxes

durchaus eine Entdeckung für mich gewesen, als ich es vor ein paar Wochen zum ersten Mal gehört habe.
Deutlich „stärker“ als ihr zweites  und drittes Album, denen man doch eine zunehmende Kommerzialisierung anmerkt, ohne dass diese nun wirklich als „schlechter“ zu bezeichnen währen.
Für mich dennoch ein Grund, dieses erste – pure (!) – Album zu meinem Musiktipp der Woche zu machen, weil es mir einfach am besten gefällt.

Wie immer:
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„Wenn ich mich etwas vorbeugte, ….“

“ …. konnte ich vom Schlafzimmerfenster aus alles gut überblicken. Drogerie Kotelmann, Schlachter Timm. Seifenheimchen schloß das Fenster.

Gegenüber die Paulstraße, die machte hinten einen Knick: bis dahin war das Feuer gedrungen, bei der »Katastrophe«, wie die Leute die Angriffe von 1942 nannten. Vor der Katastrophe und nach der Katastrophe. Jetzt würde es vor und nach dem Zusammenbruch heißen.

Bis zu Bäcker Kofahl hatte es sich gefressen. »O watt Löckers«, hatte der alte Kofahl gesagt, in seiner kleinkarierten Bäckerbüx. »All dat Mähl …«“

Nun geht es also weiter mit dem vierten Teil von Walter Kempowskis „deutscher Chronik“ , der da beginnt, wo der dritte endet. Am 1. Mai 1945, dem Tag, an dem die Russische Armee in Rostock einmarschiert ist und die Stadt von den Nazis befreit hat. Und so geht es zu Beginn von

Uns geht’s  ja noch gold

natürlich auch um die ersten Tage und Wochen nach dem Krieg und weiter mit  einer Flucht in den Westen und der Vorgeschichte zum grossen Thema des fünften Bandes, Kempowskis Haftzeit in der neu gegründeten DDR, nachdem sein Bruder und er Frachtunterlagen über Reparationsleistungen an die Sowjetunion an die Amerikaner weitergeleitet hatten.
Wie immer recht unterhaltsam und humorvoll beschrieben und nicht ohne kleine Spitzen gegen die Menschen, die im Buch vorkommen.

Der Klappentext, diesmal etwas treffender als beim letzte Buch:

„Wo Walter Kempowskis Buch „Tadellöser & Wolff“ endet, beginnt dieser „Roman einer Familie“: 1945, als die Rote Armee in Rostock eindringt. So „gold“ kann es den Kempowskis, wie der Titel im Familienjargon ankündigt, also gar nicht gegangen sein. Man erlebt am eigenen Leibe oder bei Nachbarn und Freunden Elend, Hunger, Plünderungen und Gewalttätigkeiten. Aber man ist nicht ausgebombt, hat noch etwas Geld, und zwischen Trümmerschutt und Ausgangssperren, Schwarzmarkt und Hamsterzügen versucht man, die bürgerliche Kontinuität wiederherzustellen.“


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