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„Ganz in der Nähe der Zeißstraße …

…. befindet sich eine aufgegebene Schokoladenfabrik. Am 2.11.1971 gegen 14 Uhr harkt dort im Hof der Hausmeister Herr Engel vor einem leeren Holzfass Laub. In einer Ecke stehen, Platte auf Platte, zwei Tische übereinander. Bei den Tischen lagern mehrere Pappkartons, ohne Inhalt und teilweise verrottet. Unter den Kartons kommt, zwischen Laub und lockerer Erde, ein Kopf zum Vorschein. Nachdem Engel noch eine Hand ausmacht, ruft er die Polizei.“

Und wieder geht es um einen Mörder, ganz wie in dem Buch, dass ich zuletzt gelesen habe, wenn auch dieses mal nicht um eine fiktive, sondern um eine reale Person, Fritz Honka seinerzeit von der Presse als „Blaubart von Altona“ tituliert.
Begonnen habe ich das Buch „Der goldene Handschuh“ von Heinz Strunk wieder als Hörbuch -vom Autor selbst gelesen – , diesmal auf der Rückfahrt von Münster, und war sehr angetan von der Art,  wie Strunk die Gäste des „Goldenen Handschuhs“ beschreibt und dann zu seiner Hauptfigur „Fiete“ kommt. Gut dazu passt die derbe Sprache, die er dabei verwendet – und die auch gelesen durchaus passend erscheint.

Und so lernt man im Lauf der Geschichte Fiete sehr gut kennen, mit seinen Wünschen, seinen Träumen und in seiner Abhängigkeit vom Wunsch nach Zuwendung und Liebe und auch vom Alkohol.
Teils sehr distanziert, teils mit viel Empathie wird er hier beschrieben und eine Entwicklung nachgezeichnet, die ihn schlussendlich zum Mörder werden lässt:

„Strunks Roman taucht tief ein in die infernalische Nachtwelt von Kiez, Kneipe, Abbruchquartier, deren Bewohnern das mitleidlose Leben alles Menschliche zu rauben droht. Mit erzählerischem Furor, historischer Genauigkeit und ungeheurem Mitgefühl zeichnet er das Bild einer Welt, in der nicht nur der Täter gerichtsnotorisch war, sondern auch alle seine unglücklichen Opfer. Immer wieder unternimmt der Roman indes Ausflüge in die oberen Etagen der Gesellschaft, zu den Angehörigen einer hanseatischen Reederdynastie mit Sitz in den Elbvororten, wo das Geld wohnt, die Menschlichkeit aber auch nicht unbedingt. Am Ende treffen sich Arm und Reich in der Vierundzwanzigstundenkaschemme am Hamburger Berg, zwischen Alkohol, Sex, Elend und Verbrechen: Menschen allesamt, bis zur letzten Stunde geschlagen mit dem Wunsch nach Glück.“

Der Klappentext ist also durchaus zutreffend, und auch dieses mal werde ich sicher nicht lange brauchen, bis ich das Buch zu Ende gelesen habe.


Mein Fazit:

Auf seine Art ist diese Buch sehr faszinierend. Besonderen Anteil daran hat die Sprache, die recht Kiez-typisch ist in ihrer Derbheit und Direktheit.
Spannend auch die Entwicklung, die Fiete durchmacht, seine Machtphantasien und seine Misserfolge, die in zu dem werden lassen, was er am Ende ist.

3 Replies to “„Ganz in der Nähe der Zeißstraße …”

    1. Das Buch ist schon heftig, aber doch sowohl gut zu lesen als auch zu hören. So gut, dass ich den Rest gestern abend nach dem Dienst gelesen habe.

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